Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Schwere Zeiten für die Gastronomie
Heimatverein Immenstaad lädt zum Themenabend „Immenstaader Wirtschaftsgeschichte(n)“in den Winzerkeller ein
IMMENSTAAD - Zur Musik genüsslich das Vier-Gänge-Menü schlemmen und zwischendurch immer wieder in witzigen Gesprächsrunden und Vorträgen an alte Dorfwirtschaften erinnert werden, dazu hat der Heimatverein Immenstaad zum Themenabend „Immenstaader Wirtschaftsgeschichte(n)“am Freitagabend in den Winzerkeller eingeladen.
Nach den Themenabenden mit Winzern, Fischern, Landwirten und Metzgern war dies bereits die fünfte Veranstaltung, die nach der Bekanntgabe rasend schnell ausverkauft war. „Ich habe die Plakate erst gar nicht mehr aufgehängt“, sagte Reinhard König, Vorsitzender des Heimatvereines, zur Begrüßung. An den festlich gedeckten Tischen Platz genommen, erwartete die Gäste beim Blick in die Karte ein Vier-Gänge-Menü, zubereitet von Gasthof Adler, Restaurant Seehof und Strandcafé Heinzler. Dazu wurde ein „Winzerwii“vom Winzer am See, Matthias Röhrenbach, kredenzt.
In Immenstaad habe es mal 39 Gastwirtschaften gegeben, sagte der Vorsitzende. Historische Bilder, die in Dauerschleife über die Leinwand liefen, erinnerten an alte Wirtschaften. Nach den Motto des Heimatvereins „lebendig, bunt und spannend“hatten dann Berta Kobl vom Adler, Jürgen Hallerbach vom Seehof und Michael Heinzler vom gleichnamigen Hotel an dem improvisierten Stammtisch auf der Bühne Platz genommen, um Moderationsleiter Thomas Schmidt und den Gästen Erlebnisse aus dem Wirtshausleben von früher und heute zu erzählen.
Nachdenklich wurde dabei Gastronom Jürgen Hallerbach bei der Frage Gasthäuser gestern und heute. Viele Traditionshäuser müssten heute schließen, weil heute alles schwieriger sei, stellte er fest.
Viele Lacher gab es zu den Anekdoten von vier Immenstaaderinnen, die in den 60er-Jahren als Bedienungen in verschiedenen Dorfwirtschaften tätig waren. So berichtete Hannelore Schmidt, dass sie beim Besuch von Altbundeskanzler Kurt-Georg Kiesinger beim Bedienen ganz schön den „Zitterer“bekommen hätte. Die Frage vom Moderator, ob er dann auch gutes Trinkgeld gegeben hätte, bejahte sie. Damals wären die Bedienungen noch mit zehn Prozent am Umsatz beteiligt gewesen.
Als „lebendiges Geschichtsbuch“wurde Max Frank von Thomas Schmidt angekündigt. Frank erzählte Geschichten von insgesamt fünf Gasthäusern, die es in Kippenhausen gegeben habe. So hatte das Haus Montfort auf eine bewegte Geschichte zurückblicken müssen, sei aber jetzt „das Juwel von Kippehuse“, meinte er. Zwischen den Gesprächen sorgten Walter Ruf und seine Wirtshausmusikanten für Stimmung.
Im Frack und weißen Handschuhen betrat anschließend Martin Frank die Bühne, um als „Bote des Gemeinderates“zu berichten von der Sehnsucht vieler Immenstaader nach einer Dorfwirtschaft wie sie früher einmal war, wo sich Jung und Alt treffen würden, um miteinander zu „schwätze“. Da hätte sich auch der Gemeinderat nach der Sitzung getroffen, um über Themen von nichtöffentlichen Sitzungen ohne Fraktionszwang beim Bier oder Viertele zu diskutieren.
Es war ein gelungener Abend, für den sich Richard König an erster Stelle bei der Organisatorin Helga Bauer bedankte.