Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Eine musikalische Reise von Bach zu Brahms
Albert Rundel und Ina Weißbach begeistern als Duo an Violine und Klavier
IMMENSTAAD - Von Bach zu Brahms hat am Freitagabend die musikalische Reise mit Violine und Klavier im Immenstaader Bürgerhaus geführt, am Samstag haben sie das Konzert in Tettnang-Apflau wiederholt.
Mit dem gebürtigen Häfler Geiger Albert Rundel und der als Pianistin wie als Sopranistin hier bestens bekannten Ina Weißbach hat sich ein Duo zusammengetan, das man sehr gerne öfters zusammen hören möchte. Schon länger hätten sie ein gemeinsames Konzert vorgehabt, erzählte Albert Rundel, Dozent für das Sinfonieorchester und Kammerorchester der Universität Köln sowie Konzertmeister des Neuen Rheinischen Kammerorchesters und Primarius des Neuen Rheinischen Streichquartetts – wie der Abend zeigte, ein Meister an der Violine wie in der Vermittlung musikalischer Hintergründe.
Ein Stück Musikgeschichte hautnah erleben
„Harmonie und Seelenlogik“stand über dem Konzert, das ein Stück Musikgeschichte hautnah erleben ließ. Vom Bachschen Prinzip des Kontrapunkts, auf dem die weitere Entwicklung basiert, hat wohl jeder Musikliebhaber gehört, doch selten hat sie einer so anschaulich beschrieben und mit musikalischen Beispielen illustriert wie Rundel, gemeinsam mit Ina Weißbach am Klavier. Gerne folgte man danach, als sie Johann Sebastian Bachs Sonate für Violine und Cembalo A-Dur BWV 1015 spielten, der „schwebenden Fülle der Musik, die alle Stimmen gleich behandelt“. Spannend auch, wie Kritiker aus verschiedenen Zeiten das Werk beurteilten, ob sie den fis-Moll-Satz als „Jammergeächz“oder als „orphische Szene“sahen. Klar und differenziert kam das Werk herüber, die Melancholie ebenso wie die beschwingte Heiterkeit.
Von Bach ging die Reise zu Mozarts Sonate e-Moll KV 304. Kurz umriss Rundel das Schema der Sonatenhauptsatzform: „kaum eine Sonate ohne Ausnahme“. Deutlich wurde im Spiel das emotionale Spektrum, der betonte Gegensatz von trotziger Herausforderung und lyrischer Harmonie, zärtlich vereinigten sich die Instrumente. Mit dem zweiten Satz aus Robert Schumanns Violinsonate Nr. 2 op. 121 stießen die Musiker „die Fenster weit auf zur Romantik“: Keine genau vorgegebenen Muster mehr: „Der Geist kann ganz frei sein.“Forsches Vorwärtsstürmen, plötzlicher Einhalt und Übergang zu stillerer Gangart waren zu hören, ehe die wilde Jagd weiterging bis zum rasanten Schluss.
Feen, Nixen und Erdgeister förmlich neben sich spüren
Dann die große Überraschung: Auswendig rezitierte Albert Rundel Heinrich Heines Gedicht „Waldeinsamkeit“in so dichter Interpretation, dass man Feen, Nixen und Erdgeister förmlich neben sich spürte, eine wunderbare Überleitung zu Brahms‘ Sonate für Violine und Klavier Nr. 3 d-Moll op. 108. Gleichberechtigte Partner waren nun die Instrumente, leidenschaftlich lebten sie Stimmungen aus: bittersüße Erinnerung, Sehnsucht, Verlangen, Traum, Trauer, betörend seelenvollen Gesang und neues Auflodern der Leidenschaft bis zur elementaren Wucht des Finales. Wie heiter und unbeschwert kam da als Zugabe der zweite Satz aus Mozarts erster Sonate für Violine und Klavier daher. Ein Konzertabend, der unbedingt nach Fortsetzung ruft.