Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
So kam es zum Sonderweg „Raweg-Sack“
Im Sommer 1991 wurde in Deutschland die Verpackungsverordnung verabschiedet, die Hersteller und Vertreiber in die Pflicht nahm, alle Verpackungen, die sie unter die Leute brachten, wieder zurückzunehmen. Die Wirtschaft schloss sich dafür in einer Gesellschaft zusammen, dem Dualen System Deutschland (DSD). Dieses finanzierte sich aus der Lizenzgebühr für die Vergabe des „Grünen Punkts“: Hersteller von Produkten mit diesem Zeichen mussten an das DSD Geld für die Rücknahme der Verpackungen bezahlen. Das Duale System wiederum konnte damit private Müllfirmen engagieren, um die Verpackungsstoffe einzusammeln. Im Landkreis Ravensburg war man in Sachen Wertstofferfassung zu der damaligen Zeit schon weiter. Bereits seit Anfang der 80er Jahre wurden hier Wertstoffe getrennt gesammelt. Im Kreis Ravensburg wollte man das bewährte System nicht komplett durch das Holsystem des DSD ersetzen. Nicht zuletzt, weil man im Schussental bereits schlechte Erfahrungen mit dem Modellversuch „Grüne Tonne“gesammelt hatte. Diese Wertstofftonne, die bei den Bürgern abgeholt wurde, war regelmäßig zur Hälfte mit Restmüll gefüllt gewesen. Im März 1993 kam es daher zur Grün- dung der Ravensburger Werterfassungsgesellschaft mbH, kurz: Raweg. Die Raweg sollte quasi die Kupplung sein zwischen Kommunen und Landkreis auf der einen und DSD auf der anderen Seite. In der Region übernahm das Duale System das Einsammeln von Verpackungsmaterialien in Form des RawegSacks, die die Bürger im Gegensatz zum Gelben Sack oder der Gelben Tonne seither selbst zu Abgabestellen bringen müssen. Durch dieses Bringsystem - die ersten Säcke wurden im Sommer 1993 ausgeliefert - sollte verhindert werden, dass Restmüll im Wertstoffsack landet. (bua)