Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
China-Frage überschattet die Synode
In Rom gibt es in den nächsten drei Wochen eine Kirchenpremiere. Zum ersten Mal überhaupt stehen im Vatikan junge Menschen im Mittelpunkt einer Weltbischofssynode. Unter dem Titel „Jugend, Glaube und Berufungsunterscheidung“begann die Versammlung der Bischöfe am Donnerstag. Grundlage der, wie Italiens Medien sie nennen, „Jugendsynode“, sind die Resultate verschiedener Umfragen unter Gläubigen weltweit, darunter viele Jugendliche. Deren Ziel war es, das Verhältnis junger Menschen zur katholischen Kirche zu beleuchten – und zur Berufung für kirchliche Ämter. Das ist ein heikles Thema: In Deutschland wie in Italien nimmt die Zahl der Berufungen dramatisch ab, viele Pfarreien werden mittlerweile von Geistlichen aus dem Ausland geleitet.
Die Initiative „Wir sind Kirche“bezeichnete die Synode in einer Stellungnahme als „Bewährungsprobe für die Kirchenleitung“. Die jüngsten Untersuchungen zu sexualisierter Gewalt von Klerikern etwa in den USA, Australien und in Deutschland dürften keinesfalls ignoriert werden.
Bei der Eröffnungsmesse zur Weltbischofssynode auf dem Petersplatz begrüßte Papst Franziskus auch zwei Bischöfe aus China. Darunter Giuseppe Gua Jincai, Bischof von Chengde. Er war bis September exkommuniziert, da er gegen den Willen des Vatikans vom Regime in Peking ernannt worden war.
Eiszeit gilt als überwunden
Infolge des neuen und lang erwarteten Abkommens zwischen Heiligem Stuhl und China vom vergangenen 22. September ist die Unterscheidung in die „offizielle Staatsbischöfe“der so genannten „Patriotischen Kirche“– die von Peking ernannt wurden – und in „geheime Bischöfe“– die von Rom ernannt aber von Peking nicht anerkannt wurden – aufgehoben worden. Die Eiszeit zwischen China und dem Vatikan gilt nun als überwunden. Der römischen Propaganda Fide, der Missionskongregation, zufolge, leben in China schätzungsweise 15 Millionen Katholiken. Davon gehören aber fünf Millionen der Patriotischen Kirche an, also jener katholischen Staatskirche, in der die allmächtige Partei sämtliche Personalentscheidungen trifft. Das vom Papst gewollte Abkommen mit Peking sehen mehrere Kardinäle als Kotau vor dem chinesischen Regime.
Kritik dieser Art weist Papst Franziskus von sich. Ihm gehe es, so zitieren ihn italienischen Medien, „um einen Dialog über mögliche Kandidaten“. Am Prinzip, wonach nur Rom die einzelnen Bischöfe ernennen werde, heißt es aus dem Vatikan, werde sich auch zukünftig nichts ändern. Die Frage ist, ob die Regierung in Peking das wiederum akzeptiert.