Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Wiener Duo beeindruckt
Thomas Schüler und Christian Sanders spielen am Klavier oder mit Klavier und Geige
FRIEDRICHSHAFEN - Ein „Wiener Duo“hat Margaret Briody am Sonntagabend anlässlich der „Junge Künstler Konzerte“ins Graf-Zeppelin-Haus geholt. Hier war der Geiger und Pianist Thomas Schüler kein Unbekannter. Mehrfach hat der Künstlerförderpreisträger 2013 der Stadt Friedrichshafen schon in seiner Heimatstadt konzertiert, zuletzt im vergangenen Oktober in der ZU. Und immer hat er sich als Meister an der Violine wie am Klavier gezeigt.
Diesmal hat das Konzert noch mehr Farbe bekommen, da er zusammen mit seinem holländischen Studienfreund Christian Sanders von Wien nach Friedrichshafen gekommen ist. Während die beiden vor der Pause jeweils solistisch wie im Spiel zu vier Händen am Klavier zu erleben waren, folgte nach der Pause das Duo mit Violine und Klavier.
In eine düstere Klangwelt führte Schüler mit Johannes Brahms‘ Ballade op. 10 Nr. 1. Mit schleppender Schwermut und aggressivem Ton malte er den Vatermord in der Ballade „Edward“. Behutsam, wie eine kostbare Erinnerung, setzte Ballade Nr. 2 ein, heftige Stürme wühlten die Seele auf, ehe die Ballade wie mit einer fernen Ahnung von Glück ausklang. Energisch, erregt und mit poetischen Elementen ließ Christian Sanders Brahms‘ balladenartiges Capriccio op. 76 Nr. 1 folgen.
Ein Kabinettstückchen war das konzentrierte, harmonische vierhändige Spiel bei Brahms‘ Ungarischen Tänzen 1 bis 6. Leicht und unbeschwert hüpften die vier Hände im dritten Tanz wie ausgelassene Kinder, immer lebhafter fegte der Csardas dahin, verführerisch lockte der Klang der Puszta, spannend war zuletzt das Spiel von Be- und Entschleunigen, von Zupacken und Loslassen.
Und dann gesellt sich die Geige dazu
Nach der Pause griff Thomas Schüler zur Violine, satt und verführerisch klang ihr Ton. In nie nachlassender Intensität entwickelte sich in César Francks hochromantischer Sonate A-Dur für Violine und Klavier im Dialog mit dem Klavier suggestives Traumspiel und erregte Leidenschaft.
Noch einmal waren sie mit stürmischem Temperament als Duo mit Geige und Klavier zu erleben: in fünf Préludes, der ersten Komposition von Thomas Schüler. „Ich mag einfach die Kurzform“, sagte Schüler dazu in der Pause. Meistens dominiere ein Instrument, doch als Geiger und Pianist, der beide Instrumente gleich liebt, wollte er Stücke schreiben, die sie als gleichwertige Partner behandeln. Im ersten Prélude ließ er sie sich einzeln vorstellen, sich finden und zuletzt zusammen tanzen. Nervös flackerte die Geige im zweiten, gemeinsam brodelte ein Tumult, drängend war der Rhythmus im dritten, während im vierten ein fragendes, bebendes Spiel zu lichteren, lyrischen Seiten führte. Als hätten sie Angst vor zu viel Emotion, jagten die beiden zuletzt wie von Furien gehetzt dahin und wiederholten dieses Prélude schmunzelnd als Zugabe.