Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Die Karibik Europas liegt im Ionischen Meer
Auf den Inseln Lefkas und Kefalonia im Nordwesten Griechenlands dominieren die Farben Grün, Weiß und Türkis
Das Farbenspiel gleicht sich: grüne Hügel und türkisfarbenes Meer – wir sind im Westen Griechenlands auf den Inseln Lefkas und Kefalonia im Ionischen Meer. Auch die Festlandregion Epirus im Nordwesten Griechenlands, rund 80 Kilometer von der albanischen Grenze entfernt, zeichnet sich aus durch mediterrane Gebirgslandschaften. Bislang blieb die Region verschont vom Massentourismus.
Andreas tischt auf. Der Kellner der Taverne Maki in Lygia strahlt und schäkert mit seinen Gästen, während er Muscheln, Griechischen Salat, Moussaka, gefüllte Paprika und Weinblätter serviert und mit gegrillten Sardinen und Tintenfischen, Wein und Ouzo seinen Gästen zeigt, was griechische Gastlichkeit heißt. Ganz landestypisch probieren die Gäste von allem ein wenig und genießen dabei den Blick auf den idyllischen Hafen im Nordosten der Insel Lefkas, wo Boote in der Abendbrise schaukeln. Für den fröhlichen Andreas ist das Alltag – genauso wie die Bouzouki-Musik, die im Hintergrund trällert und seine Gäste in Urlaubsstimmung versetzt.
Ziel der Schönen und Reichen
Lygia ist nur einer der beschaulichen Küstenorte auf der Badeinsel Lefkas im Ionischen Meer. Noch gilt sie als Geheimtipp unter GriechenlandKennern. Kaum berühmt, besticht sie durch traumhafte Strände und gegensätzliche Landschaften: grüne, üppig bewachsene Hügel im Osten und schroffe weiße Felsküsten im Westen. Dort liegen versteckte Badebuchten mit türkisfarbenem Wasser und weißen Kiesstränden. Kein Wunder, wird das 300 Quadratkilometer große Eiland gerne als „Karibik Europas“bezeichnet, wie Martina erklärt. Die Reiseleiterin aus der Stuttgarter Region lebt schon mehr als 30 Jahre dort und hat den langsam wachsenden Tourismus über die Jahrzehnte mitverfolgt.
Nicht alle Strände und Buchten sind auf Lefkas mit dem Auto zu erreichen. Deshalb starten ab dem Hafen Nidri unterschiedliche Ausflugsschiffe zu Stränden und Nachbarinseln. Die „Nikolaos“schippert gemütlich gen Süden, vorbei an der sagenumwobenen Onassis-Insel Skorpios, die seit 2013 im Besitz des russischen Milliardärs Dimitri Rybolowlew ist. „Er schafft viele Arbeitsplätze und zahlt gut“, verrät Martina. Idyllische Miniinseln und das bewaldete Festland von Lefkas haben schon manche Berühmtheit dieser Welt in ihren Bann gezogen. Giorgio Armani besitze in der Umgebung von Sivota eine Villa, und Bill Gates, Madonna, Tom Hanks sowie Rowan Atkinson alias Mr. Bean seien in der Gegend bereits gesichtet worden, ist durch den Lautsprecher des Ausflugsboots zu vernehmen. Kein Wunder, sind doch vor allem die beiden Strände Egremni und Porto Katsiki im Südwesten wahre Sehnsuchtsorte. Türkisblau schillerndes Wasser umspült den weißen Kiesstrand, schroffe, weiße Kalkfelsen bieten eine Traumkulisse.
Aber auch einen Abstecher auf das Festland sollten Urlauber unbedingt einplanen – vor allem, wenn sie gerne wandern. Richtung Astakos im Süden schlängelt sich die kurvige Küstenstraße. Im Hinterland weiden Schafe im Schatten knorriger Olivenbäume. Dahinter erheben sich grüne Berge. Die Küstenstraße Richtung Parga in der Epirus-Region im Norden führt vorbei an Orangenplantagen, sanften, bewaldeten Hügeln und Feldern. Ein Stopp im terrassenförmig angelegten Hafenstädtchen Parga bietet sich nicht nur wegen der pittoresken Kulisse am Hafen und dem hübschen Badestrand im Ort an. Wer mehr über wertvolles Olivenöl erfahren will, ist in der traditionellen Ölmühle Paragaea richtig. Elia führt durch das kleine Museum und lässt seine Gäste diverse Olivenöle verkosten. Natürlich ist er überzeugt, dass sein Olivenöl mit dem Prädikat „extra vergine“das Beste von allen ist. Mittwochs können sich Gäste seinen Kochkursen anschließen. Besonders stolz ist Elia, dass unter seinen 600 Olivenbäumen noch zehn aus der Zeit der venezianischen Herrschaft im 17. Jahrhundert stammen.
Auf griechische Geschichte stößt man auch beim Totenorakel Nekromantio. Die historische Stätte liegt auf einem Hügel am Ortsrand von Mesopotamos im Tal des heiligen Flusses Acheron, der in der Antike als Eingang zur Unterwelt galt. Die Ruinen der Kultstätte stammen aus dem 3. oder 4. Jahrhundert v. Chr. Pilger sollen dort von Priestern auf die Befragung des Orakels und den Kontakt mit ihren Verstorbenen vorbereitet worden sein, erzählt Fremdenführerin Danai. Absolutes Muss in der Region Epirus ist eine Wanderung im Acherontal entlang des glasklaren Flusses. Auch wenig trainierte Wanderer und Familien können den Pfad gut bewältigen. Der schattige Waldweg führt in rund einer halben Stunde zur idyllischen Acheronquelle. In ihrem kühlen, klaren Wasser werden müde Beine schnell wieder munter. Am Ausgangspunkt der Wanderstrecke warten Angebote wie Reiten, Rafting, Kajak- oder Kanufahren auf aktive Familien.
Im Boot zur Tropfsteinhöhle
Lefkas-Urlauber können für einen Tagesausflug mit der Fähre auch zur südlichen Nachbarinsel Kefalonia fahren und einen Eindruck von der größten Insel im Ionischen Meer gewinnen. Neben dem berühmten Myrtos Beach gilt die unterirdische Melissani-Höhle in Karavomilos zu den spektakulärsten Sehenswürdigkeiten. Cristos, der braungebrannte Fährmann, ist ein Original. Während er Besucher in Ruderbooten in das Innere der Tropfsteinhöhle lenkt, erklärt er humorvoll Fakten rund um das Naturphänomen. Als friedliche Oase inmitten von Weinbergen entpuppt sich das griechisch-orthodoxe Frauenkloster von Agios Gerasimos im Hinterland der Insel. Eine 400 Jahre alte Platanenallee führt zu der spirituellen Anlage mit dem beeindruckenden Portalturm. In der Kirche ist der Schrein des Schutzpatrons der Insel aufgebahrt. Jedes Jahr am 16. August und am 20. Oktober feiern die Kefalonier ihren Schutzheiligen mit einer Prozession und einem Fest.
Die Insel Lefkas und das Festland Epirus erreicht man von Süddeutschland aus in rund zwei Stunden über den Flughafen Preveza. Die Fluglinie People‘s zum Beispiel fliegt dienstags von St. Gallen-Altenrhein oder von Salzburg aus nach Preveza und freitags nach Argostoli in Kefalonia. Die Condor fliegt von Stuttgart oder München aus Preveza ebenso an wie Argostoli. Weitere Informationen: Griechische Zentrale für Fremdenverkehr in Frankfurt, Tel.: 069/2578270, Internet (englisch): www.visitgreece.gr
Die Recherche wurde unterstützt vom Reiseveranstalter Rhomberg (www.rhomberg-reisen.com), auf dessen Internetseite sich ebenfalls viele Informationen zu den Inseln im Ionischen Meer finden.