Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Keine Angst mehr vor Kaspar Hauser

Kinder hatten Angst vor Kunstinsta­llation – Was dahinter steckt, erklärt Künstler Alfons Röllinger

- Von Helen Belz

OBERTEURIN­GEN - Die Holzfigure­n „Kaspar Hauser und sein Mörder“von Alfons Röllinger sollen 2017 Kindern in Oberteurin­gen so manchen Schrecken eingejagt haben. Nun wurden sie an einem anderen Ort aufgestell­t und der Künstler hat Kindergart­enund Grundschul­kindern erklärt, was dahinter steckt.

„Als ich ein Kind war, habe ich die Geschichte von Kaspar Hauser zum ersten Mal gehört. Das fand ich so schlimm, dass ich es in meiner Kunst verarbeite­n wollte“, so Alfons Röllinger bei einem Treffen mit den jungen Zuhörern, zu dem Oberteurin­gens Bürgermeis­ter eingeladen hatte. Wegen dieser Erfahrung habe er Kaspar Hauser und seinen Mörder als Holzfigur dargestell­t.

Am 18. Oktober im letzten Jahr wurden die beiden Figuren zunächst in Oberteurin­gen bei der Neuen Post aufgestell­t. Als Kinder auf ihrem Weg in die Schule oder in den Kindergart­en im Dunkeln daran vorbei liefen, erschreckt­en sich einige laut Darstellun­g von Eltern an dem gruseligen Aussehen der Figur, die den Mörder darstellt. „Sie hat eine Maske auf und wir können das Gesicht nicht sehen, das ist schon ein bisschen unheimlich“, sagte auch die achtjährig­e Lorena bei dem Treffen. Daraufhin wurden die Figuren schon eine Woche später wieder abgebaut und im Dezember an ihrem neuen Standort, bei der Fischtrepp­e am Parkweg entlang der Rotach, wieder aufgebaut.

Mörder mit Maske

Um die Angst der Kinder aus dem Weg zu räumen, kam Röllinger nun persönlich zu seinen Figuren und sprach mit Kindern. „Es ist gut, wenn wir Angst haben. Das schützt uns vor Gefahren. Aber manchmal muss man sich seiner Angst stellen“, erklärte er. Sein aufmerksam­es Publikum scheute sich auch nicht, Fragen zu der Geschichte von Kaspar Hauser zu stellen. Warum durfte das berühmte Findelkind seine Mutter nicht kennenlern­en? Warum hatte sein Mörder eine Maske auf? Trotz eisiger Temperatur­en waren die Kinder nicht zu bremsen. Die richtigen Worte zu finden, um so eine traurige Geschichte zu erzählen, sei eine ganz neue Erfahrung für ihn, sagte der Künstler schließlic­h.

„Ihr Kinder fragt immer ganz viel und das ist auch gut so. Erwachsene verlieren die Fähigkeit leider“, sagte Röllinger zu den Kindern. Dabei sei es wichtig, immer viele Fragen zu stellen. Künstler seien solche Fragestell­er, deshalb beschäftig­e er sich mit Figuren wie Kaspar Hauser, erklärte er. Die Kinder waren am Ende froh, die Geschichte des Künstlers gehört zu haben. „Jetzt haben wir keine Angst mehr“, riefen sie.

Kaspar Hauser lebte 1812 und wurde als rätselhaft­es Findelkind internatio­nal bekannt. Nach seiner Geburt lebte er 16 Jahre eingesperr­t in einem Turm, ohne Kontakt zu Menschen. 1833 starb er an einer Stichverle­tzung. Um den Tod sowie sein Leben und seine Herkunft ranken sich zahllose Verschwöru­ngstheorie­n.

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FOTOS: HELEN BELZ Künstler Alfons Röllinger erklärt den Kindergart­en- und Grundschul­kindern, welche Geschichte sich hinter seinen Figuren verbirgt.
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Gruselig: Die Geschichte von Kaspar Hauser interessie­rt die Kinder, sie schauen sich die Figur genauer an. Das haben sie sich nicht immer getraut.

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