Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
VfL Brochenzell sucht neuen Pächter
Sportverein hofft auf neue Betreiber für das „Wirtshaus im Schussental“– Übergangslösung durch Mitglieder
BROCHENZELL - Freitagabend kurz nach 21 Uhr. Im Vereinsheim des VfL Brochenzell sind einige Mitglieder nach Feierabend zusammengekommen, tauschen sich aus, genießen ein Kaltgetränk zusammen. Im Nebenraum läuft Bundesliga auf einer großen Leinwand: Köln gegen Dortmund. Gerade ist Dortmund in Führung gegangen, was eher zur Kenntnis genommen wird, als dass es große Begeisterungsstürme auslöst. Die Mehrheit hier ist eh Bayernfan.
So weit so normal, sollte man meinen. Wäre da nicht die ungewohnte Bedienung hinter der Theke. Birgit Knappich, Ulrike Ritter und Christine Knappich, allesamt „Stammtischmädels“wie auf dem Rücken ihrer TShirts zu lesen ist, haben die heutige Schicht übernommen. Denn das Vereinsheim des VfL Brochenzell ist seit Ende Dezember 2017 nicht mehr bewirtschaftet. Seit dem Weggang von Anna Viciconte, die dort zuletzt eine Pizzeria betrieben hatte, sucht der VfL einen neuen Pächter für sein Vereinsheim in der Eugen-Bolz-Straße 11 in Meckenbeuren.
Schwierige Suche
Mit Beginn der Bundesliga-Rückrunde haben Vereinsmitglieder interimsweise die Bewirtung zu den Bundesligaspielen übernommen. Auch wenn das bislang gut klappt, die drei „Stammtischmädels“ihre Sache so gut machen, dass man geneigt wäre, sie gleich fest anzustellen, so soll diese provisorische Übergangslösung nicht zum Dauerzustand werden. Doch die Suche nach einem geeigneten Pächter gestaltet sich schwierig, wie Vorsitzende Petra Spornik und Kassierer Walter Baumann beim Vororttermin im Vereinsheim berichten. Erster Ansprechpartner waren zunächst die Brauereien.
„Wenn man da anruft und sagt, wir würden einen Pächter suchen, kriegt man zur Antwort, 40 andere auch!“, erzählt Petra Spornik, die seit November 2017 die Geschicke des Vereins leitet. Fünf Interessenten waren bislang da gewesen, gepasst hat es aus den unterschiedlichsten Gründen bei keinem. „Wir wollen eine neue Struktur schaffen. Ein bisschen weg von Pizzeria, hin zu solider Vereinswirtschaft. Keine gehobene Gastronomie, sondern einfache, gute Küche“, so die Vorsitzende. Walter Baumann kann sich gut einen Wirt oder besser noch ein Wirtsehepaar vorstellen, „das sich bereits mit Vereinsleben auskennt und die Bewirtung nicht als einzige Erwerbsquelle hat“. Der künftige Pächter hätte freie Gestaltungsmöglichkeiten.
Auch wenn das Hauptaugenmerk auf die Vereinsmitglieder gerichtet sein sollte, seien andere Gäste jederzeit herzlich willkommen. Diese dürften sich dann halt nicht daran stören, falls es nach einem Sieg der VfLer mal etwas lauter zugeht.
An VfL-Spieltagen öffnen
Einzige Bedingung ist eine Öffnung in den Abendstunden und am Wochenende, vor allem an den Spieltagen des VfL. Dann seien Zuschauerzahlen zwischen 300 und 500 durchaus realistisch, weiß Spornik aus jahrelanger Erfahrung. Mitte März startet die Rückrunde der Kreisliga A, das erste Heimspiel des VfL ist am 25. März. Bis dahin sollte das urige Vereinsheim eigentlich verpachtet sein. Doch Petra Spornik und Walter Baumann geben die Hoffnung nicht auf. Für die kommenden Tagen haben sich zwei weitere Interessenten angekündigt.