Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Die Täter könnten durchs Garagentor gekommen sein
Intensive Suche nach Einbrechern, die einen 59-Jährigen tödlich verletzten – Nachbarn machen sich Sorgen
ULM (lsw/sz) - Nachdem ein Mann in Ulm in der Nacht zum vergangenen Samstag in seinem Haus von Einbrechern tödlich verletzt worden ist, hofft die Polizei weiter auf Hinweise aus der Bevölkerung. „Die Ermittlungen unserer Sonderkommission laufen auf Hochtouren, wir machen Befragungen im gesamten Umfeld“, sagte Polizeisprecher Wolfgang Jürgens am Montag. Trotz einer sofort eingeleiteten Suchaktion, an der auch ein Hubschrauber beteiligt war, konnten die Täter fliehen. Die Polizei geht von mindestens zwei Einbrechern aus. Das ganze Wochenende über durchsuchten die Ermittler das Wohngebiet, ohne Erfolg
Die Unbekannten waren in der Nacht zum Samstag in das Haus eingedrungen, in dem ein 59-Jähriger mit seiner 91 Jahre alten Mutter wohnte. Den Angaben zufolge schlugen sie den Mann nieder, fesselten ihn und verletzten ihn schwer. Er starb am Samstag im Krankenhaus.
Seine Mutter hatte in der Nacht die Polizei alarmiert, konnte aber kaum Angaben zum Hergang des Verbrechens machen. „Eine Frau in diesem Alter, in dieser Situation – da muss man sich nicht wundern, wenn wir hier nur begrenzt Informationen gewinnen können“, sagte Jürgens. Die Seniorin wird von Angehörigen betreut. Im Laufe der Woche sollte eine Obduktion der Leiche ihres Sohnes die Ursache seines Todes klären.
Unter den Nachbarn wird inzwischen diskutiert, wie die Täter ins Innere des Hauses gelangt sein könnten. Einige der Wohnungen sind laut Anwohnern durch eine Tür mit den Einzelgaragen an der Zufahrtsstraße verbunden. Die Einbrecher könnten demnach durch die Garage in den Keller der Wohnung gelangt sein – durch eine dicke Brandschutztür aus Stahl. „Es gibt viele Zugänge aus den Garagen in die Wohnung“, schildert ein Anwohner, der sich jetzt wie viele Nachbarn Sorgen macht.
Ein weiterer Anwohner glaubt, dass die Täter sich ausgekannt haben. Denn die Wege zu den Eingangstüren und den Garagen sind von den Wohnungen aus gut einsehbar. Viele Fluchtrouten gebe es nicht.
Walter Leis, ein anderer Nachbar, grübelt über eine Beobachtung, die er vor Kurzem gemacht hat: Männer mit grünen Westen waren in der Anlage unterwegs. Solche Westen trügen auch die Mitarbeiter des Hausmeisterdienstes, doch die kenne er. Normalerweise sei der Name des Unternehmens auf den Westen aufgedruckt. Bei den Männer, die ihm neulich aufgefallen waren, sei das anders gewesen.
An der Wohnungstür zum Tatort waren zwei Tage nach der Tat nur wenige Spuren zu sehen: Violette Siegel der Polizei klebten an der dunkelbraun gestrichenen Haustür und am weißen Garagentor. Dunkle Pulverreste wiesen auf die Arbeit der Spurensicherung hin, die nach Hinweisen auf die Täter gesucht hat. Die Ermittler gehen davon aus, dass mehrere Täter beteiligt waren. Sie fahnden nach Unbekannten, die zum Zeitpunkt der Tat Kapuzenpullover trugen.
Polizei hält sich bedeckt
Auf dem Briefkasten neben der Wohnungstür standen am Montagnachmittag zwei Windlichter, die Kerzen darin waren bereits erloschen. Daneben hat jemand einen Aufsteller und eine Karte befestigt: „In stillem Gedenken an das Opfer des schrecklichen Verbrechens. Möge die Gewalt und der Hass keinen Platz in unserem Herzen haben.“
Die Polizei hält sich derweil bedeckt. Man könne keine neuen Informationen herausgeben, sagt Sprecher Wolfgang Jürgens. Den Einbruch bezeichnet er als außergewöhnlich brutal: „Mir ist in Ulm kein anderer derartiger Fall bekannt.“In Biberach habe es vor einiger Zeit einen ähnlichen Vorfall gegeben.
Polizist Wolfgang Jürgens gibt Verhaltenstipps bei Einbrechern unter www.schwäbische.de/ einbruch-ulm