Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Andere Facetten des Gospel
Chor aus Markdorf begeistert in St. Gangolf in Kluftern
FRIEDRICHSHAFEN - Der Gospelchor Markdorf hat am vergangenen Samstag, unter der Leitung von Hans Jörg Walter, ein Benefizkonzert in der Kirche St. Gangolf in Kluftern veranstaltet. Der Konzertbeginn war schon sehr vielversprechend: Der Chor zog vom hinteren Raum der Kirche mit einem Kanon singend ein, und schon hier drehten sich einige Köpfe der erstaunten Besucher ob der kräftigen und klangvollen Männerstimmen.
Im Altarraum formiert, hörte man bereits beim ersten Lied „Gospelicous“die Begeisterung des Chores am Gospelgesang. Die knapp 45 Sänger und Sängerinnen lebten den Rhythmus und die Freude, welche sich dann auch auf die Zuhörer übertrug, die beim rhythmischen Klatschen miteinsetzten. Dabei blieb es aber auch vorerst einmal, denn der Chor hatte sich aus seinem Repertoire welches sich – seit dem 15-jährigen Bestehen – aus 100 Musikstücken zusammensetzt, nicht immer die eingängigen Ohrwürmer ausgesucht. Das war aber vielleicht auch das gewisse Etwas, welches den Abend ausmachte, da die Besucher einmal eine ganz andere Facette des Gospelund Spiritual-Gesang zu hören bekamen.
„Die Gospels sind die Weiterentwicklung der Spirituals“, so Elisabeth Eckert von Landenberg, die immer wieder in kurzen Zwischensequenzen die einzelnen Lieder vorstellte, ins Deutsche übersetzte und dem aufmerksamen Konzertbesucher damit einen tieferen Einblick in die gesungenen Gebete der ehemaligen Sklaven bot. Besonders eindrucksvoll durch den Chor vorgetragen wurden die Stücke „Don’t Fear“, begleitet durch Reinhard Gunz am EPiano und Florian Zwiessler am Schlagzeug, und „Prayer Of The Children“. Letzteres kam ganz ohne instrumentelle Begleitung aus und glänzte allein durch die reinen, klaren und kraftvollen Stimmen der Sängerinnen und Sänger.
Publikum singt im Kanon
Da der Gospel seinen Ursprung in der afrikanischen Kultur hat, hatte der musikalische Leiter des Chors, Hans Jörg Walter, die Idee, ein Stück auf Zulu mit in das Programm zu nehmen: „Woza Nkosi“. Begleitet wurden Sängerinnen und Sänger dabei nur vom Schlagwerk. Hier war treffsichere Sprachgenauigkeit gefragt und die setzte der Chor bravourös um. Von einem ihrer letzten Besuche in der Partnerstadt von Markdorf, Ensisheim im Elsass, brachte der Chor seine Begeisterung für den französischen Gospel „Jesus tu es ma vie“mit. Aus den eigenen Reihen des Chores brillierte hier die Solistin Dorothe Ruge.
Zwischenzeitlich wurde aber auch das Publikum aktiv mit einbezogen und durfte bei dem Musikstück:“Heaven Is A Wonderful Place“einen gesanglichen Part übernehmen. Der eigentlichen Idee des Chorleiters, „das Publikum singt im Kanon gegen den Chor“, folgte viel Gelächter, denn das schien angesichts des stimmgewaltigen Chores doch ein aussichtsloses Unterfangen. Mit dem Gospel „My Soul’s Been Anchored In The Lord“(deutsch: Meine Seele ist mit dem Herrn verankert), feierte der Chor eine kleine Premiere.
Nach dem letzten Stück „Thank You“(Solist Wilfried Knorr) erhielt der Chor langanhaltenden Applaus und das begeisterte Publikum verlangte eine Zugabe. Diese folgte in Form des „Hallelujah“von Leonard Cohen, das die Zuhörer nochmals zu einem frenetischen Klatschen veranlasste, und diese zum Dank eine weitere Zugabe zu hören bekamen – mit dem Klassiker unter den Gospels, das „Amen“. So konnten sich zum Abschluss die Besucher nochmal richtig ausleben und zum Takt mitwippen, singen und klatschen. Mit dem gesungenen Auszug des Chores mit dem Titel „Siyahamba“endete das anderthalbstündige, anspruchsvolle und begeisternde Konzert. Die eingenommenen Spenden des Abends kommen der Tafel in Markdorf zugute.