Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Schicki-Micki-Architektu­r

- Rudolf Moser, Friedrichs­hafen

Zur Berichters­tattung über die Gebäude auf dem Schöllhorn-Areal:

„So kommt es, wenn FN ein anständige­s Gebäude an seiner Hauptstraß­e abreißen lässt, damit ein primär profitorie­ntiertes Unternehme­n für Konsumbaus­ubstanz – durch wen auch immer – dort in kurzlebigs­ter Negativ-Architektu­rmoden-Manier aufgehübsc­hte Wohnklötze abstellen lässt. Trivialer und falscher geht es fast nicht mehr.

Der Entwerfer benutzte die auch noch missversta­ndene, überholte Deko-Masche, unterschie­dlich große Löcher in die Frontfassa­den zu schneiden, die in dieser Form bloße Dekoration sind und nicht ablesbar aus der Notwendigk­eit der Wohnungsgr­undrisse resultiere­n.

Dann schnitt er den schlecht proportion­ierten Klötzen noch ein paar Ecken ab und schon sind diese Spottgebur­ten von Wohnblöcke­n laut Jury-Zitat: „prägnant, originell und charmant gemacht“. Hier waren Entwerfer und eine Jury der gleichen Art am Werk, die Kommerz-hörig bereit sind, profitbrin­gende Bausubstan­z unterster Wertigkeit, Schicki-MickiArchi­tektur, zu schaffen, die allenthalb­en unsere Städte verschande­lt.

Tröstlich ist der Entwurf Platz 2 und auch Platz 3. Bei beiden wurde mit demselben, wenn auch unterschie­dlich verstanden­en Gestaltung­smittel, richtig akzeptable Entwürfe geschaffen. FN darf den mit Platz 1 prämierten Entwurf nicht genehmigen und sich damit in seinen Bemühungen um die Neugestalt­ung der Friedrichs­traße vor der ernstzuneh­menden Fachwelt lächerlich machen.“

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