Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Aufgespießt
Die öffentliche Debatte gilt als ein wesentlicher Bestandteil eines demokratischen Entscheidungsprozesses. Eine solche hat es beim Mediationsverfahren zur Klufterner Ortsumfahrung nicht gegeben, weil es im Verfahren nicht vorgesehen war. Dass eine solche aber vielleicht angebracht gewesen wäre, zeigt das jetzt öffentlich gewordene Ausscheren der Klufterner Alternative aus dem gemeinsam unterzeichneten Schlussdokument.
Auf der anderen Seite ist es eine vereinbarte Regel des Mediationsverfahrens gewesen, eine gemeinsame Lösung zu finden, was ohne Kompromisse nicht möglich gewesen wäre. Und anerkannte Regel ist auch, ganz am Ende mit dem Ergebnis einverstanden zu sein, auch wenn die eigenen Vorstellungen dabei nicht komplett umgesetzt wurden. Konkret heißt das: Die Klufterner Alternative hält sich nicht mehr an die Regeln.
Regeln gelten auch beim Workshopverfahren zur Uferparkgestaltung. Bürger sollen mit den Architekten diskutieren und Ideen einbringen, die die Architekten ihrerseits wieder in ihren Entwürfen berücksichtigen. Noch vor Beginn jeglicher Diskussion aber allen Architekten die gleiche Forderung mit auf den Weg zu geben, erscheint den Spießgesellen als nicht sonderlich ideenreich: „Kein Strand in der Stadt“oder „Wir haben ein Strandbad“– heißt es da. Die Autoren wollen doch nicht ernsthaft die Ufermauer behalten?
Tagesschau, Tagesthemen, heute, heute-journal, RTL, Sat.1 und so weiter und so fort. Nein, man kann wirklich nicht behaupten, dass die „Landshut“keinen interessiert hätte. Ob man das Projekt nun mag oder nicht, ob man das Verhalten der Familie Dornier angemessen oder arrogant findet – die Ankunft des historischen Flugzeugs war ein Ereignis von nationaler Bedeutung. Es hätte der Stadt sicher nicht geschadet, wenn ein Vertreter des Rathauses dabei gewesen wäre. Manchmal muss man doch über seinen Schatten springen.
Wäre ein (Ober-)Bürgermeister vor Ort gewesen, dann hätte er nicht nur über den enormen Presseauflauf gestaunt und das gewaltige Transportflugzeug. Er hätte vor allem den Zeitzeugen lauschen können, die über die schlimmste Zeit ihres Lebens berichtet haben. Und das sollte man bei aller Debatte über das Ausstellungskonzept, bei allem Streit über die Finanzierung und bei allen Hoffnungen auf einen Besucherschub fürs Dornier-Museum nicht vergessen: Eine „Landshut“Ausstellung muss die Würde aller Opfer wahren.