Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Praktikum zwischen Küche und Playstation
(fh) - Ein ehemaliger Praktikant im Ravensburger Jugendtreff Weststadt verklagt die Stadt auf Lohnzahlung. Nun hat er seine Klage zurückgezogen.
Der Fall, mit dem sich die Kammer Ravensburg des Arbeitsgerichtes Ulm unter Vorsitz von Richter Matthias Lohrmann befassen musste, hatte Unterhaltungswert. Ein ehemaliger Praktikant im Ravensburger Jugendtreff Weststadt hatte die Stadt auf eine Lohnzahlung in Höhe von 2465 Euro verklagt, weil er dort von Oktober bis Dezember 2015 nicht als Praktikant, sondern als vollwertige Arbeitskraft eingesetzt worden sei.
„Ausbeutung“nennen das die beiden selbst ernannten Rechtsbeistände des inzwischen volljährigen jungen Mannes. Die beiden, Vater und Sohn, überziehen die Stadtverwaltung seit Jahren mit Beschwerden, Klagen und Petitionen. Am Dienstag nun wollten die beiden Männer die Interessen des jungen Burschen vor dem Arbeitsgericht vertreten. Drei junge Männer waren als mögliche Zeugen mit aufgelaufen.
Die jedoch wollte Richter Lohrmann gar nicht hören. Weil der Kläger bis Dienstag nicht in der Lage war, im Detail aufzuzählen, welche Tätigkeit er wann wie oft verrichten musste, obwohl dieser Nachweis schon in der Vorverhandlung eingefordert worden war, sah das Gericht keinerlei Basis für eine mündliche Verhandlung gegeben. Die vage Aussage, er habe „von morgens bis abends in der Küche arbeiten und putzen“müssen, reiche nicht aus. Die Stadt hatte schon im Vorfeld dargelegt, der Einsatz in Küche und Theke entspreche dem Lernplan für Praktikanten im Jugendhaus, geputzt habe der Schüler nie und auch sonst keinerlei Aufgaben außerhalb des Praktikantenverhältnisses übernommen. Ein Wechsel der Aufgabe hätte stattgefunden, hätte sich der Praktikant nicht nach drei Monaten krankgemeldet und dann gekündigt.
Am Ende blieb die Frage, ob die Kläger das Verfahren weiterführen, mit den Konsequenzen, dass die unterlegene Partei die Kosten trägt. Nach einer Beratungspause zogen die drei Männer die Klage zurück: „Unter Protest.“