Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
An Lärmschutzwand führt kein Weg vorbei
Ortseingang von Nonnenhorn her: Bürger und Gemeinde hoffen auf Temporeduzierung
- 3,50 Meter hoch, 65 Meter lang und 30 Zentimeter tief – so stellt sich nach jetzigem Stand die Lärmschutzwand an der Lindauer Straße dar, die zwingende Bedingung ist, damit das Baugebiet Spitzgarten kommen kann. Dies und noch viel mehr erfuhren zwölf Bürger (darunter drei Gemeinderäte) am Donnerstagabend bei der Bürgerinformation im Rathaussaal.
Mit dem Bebauungsplan für das Neubaugebiet „Im Spitzgarten“ist die umstrittene Wand eng verknüpft. Um die gesetzlich verpflichtenden Lärmrichtwerte nicht zu überschreiten, braucht es sie als aktive Maßnahme wie zusätzlich deren passive – etwa spezielle Fenster. Das sei von den Behörden frühzeitig signalisiert worden, blickte Manfred Amann vom Amt für Gemeindeentwicklung und Bauwesen zurück. Nicht verschweigen wollte er, dass es sicher auch Anwohner gebe, die durch die Wand Lärmminderung erfahren.
„Wir wollten die Geschwindigkeit reduzieren“, nannte er in der Rückschau als nächsten Schritt – was aber mit dem Antrag auf 70 km/h ab Höhe Retterschen bei den zuständigen Behörden im Landratsamt wohl wenig Aussicht auf Erfolg hat.
Eher scheint da schon machbar, das Ortsschild um 30 Meter nach außen zu versetzen – Richtung Nonnenhorn. Was nichts daran ändert, dass eine Lärmschutzwand unumgehbar scheint. Allenfalls, so Amann, könne man daran arbeiten, wie sie aussieht – mit dem Ziel einer „passablen Lösung“.
Generelle Zweifel hegte eine Anwohnerin aus der Lindauer Straße, dass eine wie auch immer gestaltete Wand eine akzeptable Lösung darstellen könne – schließlich gehe es hier „ums Image von Kressbronn“, um den ersten Eindruck, den Touristen von ihrem Ferienort erhalten.
„Wenn das nicht durchgeht, verstehe ich die Welt nicht mehr“, setzte ein Bewohner aus der Ottenberghalde seine Hoffnung auf eine Reduzierung der Geschwindigkeit von Nonnenhorn her (bisher erlaubt: 100 km/ h). Widerhall fanden seine Worte bei Amann wie auch bei Bürgermeister Daniel Enzensperger. Mit den Bürgern zusammen wolle die Gemeinde darauf hinweisen, wie dringlich es sei, „dass das Landratsamt uns hier Schützenhilfe gibt“.
Nur: Selbst wenn amtlicherseits die erlaubte Geschwindigkeit gesenkt wird, geht es doch nicht ohne Mauer. Allerdings kann die dann niedriger ausfallen.
Alles tun für die „Haustür der Gemeinde“
Für Hagen Binder spielte neben der Geschwindigkeit die Vergleichbarkeit eine Rolle – zum einen, dass in verschiedenen Landkreisen wohl verschiedene Spielräume gesehen werden, zum anderen auch innerhalb des Bodenseekreises – wofür er Hagnau als Beispiel anführte.
Binder besonders wichtig: „Der Ortseingang ist die Haustür der Gemeinde“, daher müsse die Wand wie ein landschaftliches Element eingebunden werden. Er plädierte für eine Bepflanzung vor der Mauer – was die Frage nach dem Platzbedarf und der Machbarkeit aufwarf. Um zwei Stellschrauben ging es in der Folge: Lässt sich der landwirtschaftliche Weg neben der Straße schmaler gestalten? Können die Stellplätze auf der Fläche hinter der Wand reduziert werden?
Letzteres schloss Enzensperger als „nicht verhandelbar“aus. Ersteres hingegen soll in Gesprächen mit den Landwirten geprüft werden – wie überhaupt das eine oder andere „To-do“sich ergab, sodass es nicht die letzte Runde mit den Bürgern in dieser Sache gewesen sein soll.
War Nils Ullrich fürs Planungsbüro RSI Biberach zugegen und stellte Beispiele von Lärmschutzwänden bildlich vor, so fehlte leider krankheitsbedingt ein Vertreter des Büros tecum, das die Schallschutzberechnungen getätigt hatte.