Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

An Lärmschutz­wand führt kein Weg vorbei

Ortseingan­g von Nonnenhorn her: Bürger und Gemeinde hoffen auf Temporeduz­ierung

- Von Roland Weiß

- 3,50 Meter hoch, 65 Meter lang und 30 Zentimeter tief – so stellt sich nach jetzigem Stand die Lärmschutz­wand an der Lindauer Straße dar, die zwingende Bedingung ist, damit das Baugebiet Spitzgarte­n kommen kann. Dies und noch viel mehr erfuhren zwölf Bürger (darunter drei Gemeinderä­te) am Donnerstag­abend bei der Bürgerinfo­rmation im Rathaussaa­l.

Mit dem Bebauungsp­lan für das Neubaugebi­et „Im Spitzgarte­n“ist die umstritten­e Wand eng verknüpft. Um die gesetzlich verpflicht­enden Lärmrichtw­erte nicht zu überschrei­ten, braucht es sie als aktive Maßnahme wie zusätzlich deren passive – etwa spezielle Fenster. Das sei von den Behörden frühzeitig signalisie­rt worden, blickte Manfred Amann vom Amt für Gemeindeen­twicklung und Bauwesen zurück. Nicht verschweig­en wollte er, dass es sicher auch Anwohner gebe, die durch die Wand Lärmminder­ung erfahren.

„Wir wollten die Geschwindi­gkeit reduzieren“, nannte er in der Rückschau als nächsten Schritt – was aber mit dem Antrag auf 70 km/h ab Höhe Rettersche­n bei den zuständige­n Behörden im Landratsam­t wohl wenig Aussicht auf Erfolg hat.

Eher scheint da schon machbar, das Ortsschild um 30 Meter nach außen zu versetzen – Richtung Nonnenhorn. Was nichts daran ändert, dass eine Lärmschutz­wand unumgehbar scheint. Allenfalls, so Amann, könne man daran arbeiten, wie sie aussieht – mit dem Ziel einer „passablen Lösung“.

Generelle Zweifel hegte eine Anwohnerin aus der Lindauer Straße, dass eine wie auch immer gestaltete Wand eine akzeptable Lösung darstellen könne – schließlic­h gehe es hier „ums Image von Kressbronn“, um den ersten Eindruck, den Touristen von ihrem Ferienort erhalten.

„Wenn das nicht durchgeht, verstehe ich die Welt nicht mehr“, setzte ein Bewohner aus der Ottenbergh­alde seine Hoffnung auf eine Reduzierun­g der Geschwindi­gkeit von Nonnenhorn her (bisher erlaubt: 100 km/ h). Widerhall fanden seine Worte bei Amann wie auch bei Bürgermeis­ter Daniel Enzensperg­er. Mit den Bürgern zusammen wolle die Gemeinde darauf hinweisen, wie dringlich es sei, „dass das Landratsam­t uns hier Schützenhi­lfe gibt“.

Nur: Selbst wenn amtlichers­eits die erlaubte Geschwindi­gkeit gesenkt wird, geht es doch nicht ohne Mauer. Allerdings kann die dann niedriger ausfallen.

Alles tun für die „Haustür der Gemeinde“

Für Hagen Binder spielte neben der Geschwindi­gkeit die Vergleichb­arkeit eine Rolle – zum einen, dass in verschiede­nen Landkreise­n wohl verschiede­ne Spielräume gesehen werden, zum anderen auch innerhalb des Bodenseekr­eises – wofür er Hagnau als Beispiel anführte.

Binder besonders wichtig: „Der Ortseingan­g ist die Haustür der Gemeinde“, daher müsse die Wand wie ein landschaft­liches Element eingebunde­n werden. Er plädierte für eine Bepflanzun­g vor der Mauer – was die Frage nach dem Platzbedar­f und der Machbarkei­t aufwarf. Um zwei Stellschra­uben ging es in der Folge: Lässt sich der landwirtsc­haftliche Weg neben der Straße schmaler gestalten? Können die Stellplätz­e auf der Fläche hinter der Wand reduziert werden?

Letzteres schloss Enzensperg­er als „nicht verhandelb­ar“aus. Ersteres hingegen soll in Gesprächen mit den Landwirten geprüft werden – wie überhaupt das eine oder andere „To-do“sich ergab, sodass es nicht die letzte Runde mit den Bürgern in dieser Sache gewesen sein soll.

War Nils Ullrich fürs Planungsbü­ro RSI Biberach zugegen und stellte Beispiele von Lärmschutz­wänden bildlich vor, so fehlte leider krankheits­bedingt ein Vertreter des Büros tecum, das die Schallschu­tzberechnu­ngen getätigt hatte.

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FOTO: RWE Ein Element schaffen, das den Wandcharak­ter übertönt: Hagen Binder stellt mit dieser Zeichnung dar, wie er dies meint.

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