Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Kandidatin
An manchen Schulen sei es sinnvoll, Waffen zur Verteidigung gegen Grizzlybären zuzulassen. Als diesen Vorschlag in einer Anhörung äußerte, war manchem zum Schmunzeln zumute. Doch nun könnte sie Bildungsministerin werden und die Schullandschaft in den USA verändern.
Die 59-Jährige aus Michigan ist eine Gegnerin der traditionellen öffentlichen Schule. Schlechte Erfahrungen in der eigenen Schulzeit können es nicht gewesen sein. Denn DeVos selbst hat weder eine öffentliche Schule besucht, noch hat sie ihre Kinder dorthin geschickt. Die Milliardärin setzt sich für freie Schulwahl und Gutscheine vom Staat für gebührenpflichtige Privatschulen oder alternative Unterrichtsmodelle ein. Damit will sie private Schulen, Online- sowie Hausunterricht fördern und das Schulwesen für sogenannte Charter-Schulen öffnen.
Diese Schulform gibt es seit den 1990er-Jahren als Alternative zu herkömmlichen Einrichtungen. Es handelt sich dabei um öffentliche, mit Steuergeldern geförderte Schulen, die für die Schüler kostenfrei sind, oft privat verwaltet werden und nicht den traditionellen Regulierungen unterliegen. Die DeVos-Familie setzt sich in Michigan seit Jahrzehnten für diese überwiegend kommerziell betriebene Schulform ein.
Viele Anhänger von CharterSchulen sehen die Kandidatur von Betsy DeVos positiv. Es gibt auch kritische Stimmen. Eli Broad etwa, ein Milliardär und Verfechter dieser Schulart, hält DeVos für „unqualifiziert“. Der zuständige Senatsausschuss hat der Nominierung der Kandidatin am 31. Januar knapp zugestimmt. Endgültig entschieden wird im Senat voraussichtlich in den nächsten Tagen.
Zwei republikanische Senatoren haben signalisiert, dass sie gegen DeVos stimmen werden. Dies würde zu einer Pattsituation führen. Dann stünde es Vizepräsident Mike Pence zu, durch seine Stimme eine Entscheidung herbeizuführen. (KNA)