Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Zukunft der BOB steht in den Sternen
Wenn die Südbahn elektrifiziert ist, muss sich die BOB neu erfunden haben.
- Die BodenseeOberschwaben-Bahn wird die bisherige Strecke zwischen Aulendorf und Friedrichshafen nur noch bis zur Elektrifizierung der Südbahn fahren können. Danach wird die Strecke neu ausgeschrieben. Oberbürgermeister Andreas Brand fordert jetzt schon, sich über die BOB-Zukunft Gedanken zu machen. Der Geschäftsführer der BOB, Manfred Foss, sieht das ähnlich, und das Land würde ein Engagement der BOB begrüßen.
In seiner Haushaltsrede hatte der OB in der Ratssitzung am Montag die Frage nach der Zukunft der BOB als spannend bezeichnet. Wenn die Südbahn elektrifiziert ist, werden Dieselloks nur noch übergangsweise fahren können. Damit aber ist die BOB unterwegs. Und ob die BOB sich an einer Landesausschreibung der Strecken dann noch beteiligen könne, darüber denkt Geschäftsführer Manfred Foss nach: „Wenn die Strecke elektrifiziert ist, wird es nur drei Möglichkeiten geben“, sagt er. Zum einen könne die BOB sich nach einem Partner umschauen, um das Angebot von Aulendorf bis Ulm oder auf der anderen Seite bis Lindau oder Radolfzell auszuweiten. Das würde davon abhängen, wie das Land die Ausschreibung vornimmt. Zur Zeit werden die Strecken Ulm – Friedrichshafen und Sigmaringen – Memmingen als „Aulendorfer Kreuz“sowie die Bodensee-Gürtelbahn ausgeschrieben. Damit legt das Land fest, wer die Fahrgäste transportieren darf. Die Ausschreibung soll den Verkehr bis zur Elektrifizierung regeln. „Das sind drei Millionen Kilometer im Jahr. Die BOB fährt zur Zeit rund 500 000 Kilometer. Das würde ein sechsmal so hohes Volumen an Fahrzeugen und Personal für die BOB bedeuten“, sagt Foss.
Stichtag Elektrifizierung
Diese Ausschreibung wird noch im Jahr 2015 ohne die BOB-Teilstrecke Aulendorf - Friedrichshafen stattfinden. Eine Sprecherin des Verkehrsministeriums teilt dazu mit: „Der BOB wird damit im Ergebnis der Fortbestand und Betrieb mit dem bestehenden Fahrzeugpark bis zum Auslaufen der kommenden Verkehrsverträge gesichert.“Auslaufen wird der Vertrag zum Zeitpunkt der Elektrifizierung.
OB Brand hat nach Lösungen gefragt, Manfred Foss hat noch zwei weitere Varianten neben der genannten Partnersuche im Kopf. So könnte das Land die Strecken wie bisher in Teilen ausschreiben und die BOB wäre in der Lage, sich daran zu beteiligen – dann auch mit den geforderten elektrischen Triebwagen. Dritte Möglichkeit wäre der Einstieg von fremden Bietern in das Verfahren wie jüngst bei den Stuttgarter Netzen. Die Zukunft der BOB nach der Elektrifizierung ist damit unvorhersehbar und bedarf der Planung. Ein „Partner, mit dem sich langfristig in einer anderen Gesellschafterstruktur neue Verkehrsangebote realisieren lassen“, wie es der OB formulierte, ist noch nicht gefunden.
„Der BOB steht es selbstverständlich frei, sich nach der Elektrifizierung der Südbahn auf den dann folgenden Verkehrsvertrag im Rahmen der Ausschreibung zu bewerben. Das Land würde diesen Schritt ausdrücklich begrüßen“, schreibt eine Sprecherin des Ministeriums. Auf die strategische Positionierung der BOB am Markt habe das Land jedoch keinen Einfluss, ist vom Ministerium in Stuttgart zu hören.