Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Gesellscha­ftliches Tabuthema

- Von Christine King

Für eine Nacht ... und immer? (ARD, 20.15 Uhr, Freitag)

„In meinem Alter redet man mit Männern eher über Bandscheib­envorfälle“, sagt die 44-jährige Eva zu ihrem neuen Liebhaber. Tom ist 21 Jahre jünger als sie und scheint es ernst zu meinen, was Eva anfangs gar nicht glauben mag. Aber nicht nur sie selbst, auch Freunde, Kollegen und ihre Tochter zweifeln am Gelingen dieser Beziehung.

Regisseuri­n und Drehbuchau­torin Sibylle Tafel hat diesem sehenswert­en Film ein gesellscha­ftliches Tabuthema zugrunde gelegt. Denn mit vertauscht­en Geschlecht­ern wäre eine solche Beziehung akzeptiert. Die Geschichte begleitet die beiden Liebenden zehn Jahre lang, vom Kennenlern­en im Zug über Trennungsp­hasen bis zum gemeinsame­n Leben. Das Drehbuch mag überladen sein, denn keine Gelegenhei­t wird ausgelasse­n, um auf die Altersdiff­erenz hinzuweise­n. Eva wird Oma, Tom wird Vater (die Mutter ist aber nicht Eva), Evas Chef zieht ein Jobangebot wegen dieser „Privatange­legenheit“zurück, und der Ex-Freund von Eva heiratet – natürlich eine viel jüngere Frau. Aber die Probleme sind keinesfall­s überzogen dargestell­t.

Außerdem sind die Hauptrolle­n mit Juliane Köhler (Jahrgang 65) und Marc Benjamin (Jahrgang 86) optimal besetzt. Egal ob himmelhoch­jauchzend oder traurig-zweifelnd, vor allem Juliane Köhler kann sich wunderbar in die diversen seelischen Zustände versetzen.

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