Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Gesellschaftliches Tabuthema
Für eine Nacht ... und immer? (ARD, 20.15 Uhr, Freitag)
„In meinem Alter redet man mit Männern eher über Bandscheibenvorfälle“, sagt die 44-jährige Eva zu ihrem neuen Liebhaber. Tom ist 21 Jahre jünger als sie und scheint es ernst zu meinen, was Eva anfangs gar nicht glauben mag. Aber nicht nur sie selbst, auch Freunde, Kollegen und ihre Tochter zweifeln am Gelingen dieser Beziehung.
Regisseurin und Drehbuchautorin Sibylle Tafel hat diesem sehenswerten Film ein gesellschaftliches Tabuthema zugrunde gelegt. Denn mit vertauschten Geschlechtern wäre eine solche Beziehung akzeptiert. Die Geschichte begleitet die beiden Liebenden zehn Jahre lang, vom Kennenlernen im Zug über Trennungsphasen bis zum gemeinsamen Leben. Das Drehbuch mag überladen sein, denn keine Gelegenheit wird ausgelassen, um auf die Altersdifferenz hinzuweisen. Eva wird Oma, Tom wird Vater (die Mutter ist aber nicht Eva), Evas Chef zieht ein Jobangebot wegen dieser „Privatangelegenheit“zurück, und der Ex-Freund von Eva heiratet – natürlich eine viel jüngere Frau. Aber die Probleme sind keinesfalls überzogen dargestellt.
Außerdem sind die Hauptrollen mit Juliane Köhler (Jahrgang 65) und Marc Benjamin (Jahrgang 86) optimal besetzt. Egal ob himmelhochjauchzend oder traurig-zweifelnd, vor allem Juliane Köhler kann sich wunderbar in die diversen seelischen Zustände versetzen.