Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Verurteilter
Der Lyriker gehört zu den Gründungsmitgliedern der saudi-arabischen Künstlergruppe „Edge of Arabia“, die mit kritischer Kunst das wahabitische Königreich verändern will und vom britischen Musiker Stephen Stapleton ins Leben gerufen wurde. Wegen „Abfalls vom muslimischen Glauben“wurde der in Abha geborene Palästinenser in SaudiArabien zum Tode verurteilt.
Im Jahr 2008 hatte Fayadh den Gedichtband „Instructions Within“(Belehrungen für das Innere) veröffentlicht. „Es handelt von mir als palästinensischem Flüchtling, von kulturellen und philosophischen, aber nicht religiösen Dingen“, beschreibt der Poet sein Werk. Fünf Jahre später wurde Fayadh wegen angeblicher „atheistischer Propaganda“verhaftet und zu vier Jahren Haft sowie 800 Stockschlägen verurteilt.
Der Lyriker ging in Berufung, das Urteil wurde aufgehoben. Fayadh kam auf Kaution frei, bis ein anderer Richter ihn zum Tode verurteilte. Vor einer Woche ordnete ein saudisches Scharia-Gericht die Hinrichtung an. Ein Rechtsbeistand wurde ihm verweigert. Fayadh, den Stapleton als „wunderbarer Mensch und warmherzige Persönlichkeit“bezeichnet, hat nun noch 20 Tage Zeit, gegen das Urteil Berufung einzulegen.
Warum der plötzliche Sinneswandel des saudischen Richters? Formell begründen die Richter das Urteil mit der fragwürdigen Aussage eines unbekannten Zeugen. Der soll behauptet haben, dass Fayadh den Propheten Mohammed und Saudi-Arabien verunglimpft habe. Sämtliche Freunde des palästinensischen Lyrikers bestreiten dies. „Ashraf ist ein gläubiger Muslim, kein Atheist“, erklärt Fotograf Achmed Mater. Das Urteil demonstriere einmal mehr die allumfassende Intoleranz der saudischen Behörden gegenüber denjenigen, welche vom Staat vorgeschriebene religiöse, politische und soziale Ansichten infrage stellen, sagt Adam Coogle von Human Rights Watch. Michael Wrase