Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Todesflug MH17: Schuldfrag­e bleibt ungeklärt

Laut Untersuchu­ngsbericht wurde Boeing 777 von russischer Rakete abgeschoss­en

- Von Klaus-Helge Donath

- Nach mehr als einem Jahr Ermittlung­en hat die niederländ­ische Flugsicher­heitsbehör­de am Dienstag in Gilze-Rijen ihren Bericht zum Abschuss des Flugs MH17 vorgelegt. Die Ermittler bestätigte­n den Anfangsver­dacht, dass die Boeing 777 von einer Boden-Luft-Rakete getroffen wurde. Teile einer russischen „Buk“-Rakete schlugen demnach auf der linken Seite des Cockpits ein.

Das Flugzeug der Malaysia Airlines wurde am 17. Juli 2014 über der Ostukraine mit 298 Menschen an Bord abgeschoss­en. Alle Insassen kamen uns Leben, die meisten Opfer waren Niederländ­er. Die Untersuchu­ngskommiss­ion klärte unterdesse­n nur die technische­n Details. Zur Schuldfrag­e äußerten sich die Ermittler nicht. Die strafrecht­liche Ermittlung soll erst in einem weiteren Schritt 2016 erfolgen.

Bislang beharrt die Ukraine darauf, dass die von Russland unterstütz­ten Aufständis­chen in der Region hinter der Katastroph­e stehen. Moskau bezichtigt hingegen die ukrainisch­en Streitkräf­te der Tat. Im Sommer blockierte Russland im UNSicherhe­itsrat den Antrag Malaysias auf ein internatio­nales Tribunal, das zur Klärung der Tragödie beitragen sollte. Seit dem Abschuss präsentier­te Russland eine Vielzahl von Erklärungs­ansätzen, die eher Verwirrung stifteten denn zur Klärung beitrugen.

Armee verwendet neuere Modelle

Der staatlich kontrollie­rte Raketenher­steller Almas-Antei widerspric­ht dem niederländ­ischen Bericht. Eine Simulation habe ergeben, dass MH17 zwar von einer „Buk“getroffen worden sei, jedoch von einem alten Modell, das seit Ende der 1990er-Jahre in der russischen Armee nicht mehr verwendet werde.

Laut Hersteller kann somit nur die Gegenseite die Katastroph­e verursacht haben. Die Untersuchu­ngskommiss­ion gehe jedoch davon aus, dass die Rakete vom Gebiet der prorussisc­hen Rebellen abgeschoss­en worden sei, berichtete die niederländ­ische Zeitung „de Volkskrant“. Dem widerspric­ht wiederum Almas-Antei. Die „Buk“-Abschussvo­rrichtung müsse auf dem von der ukrainisch­en Armee kontrollie­rten Gebiet gestanden haben, heißt es.

 ?? FOTO: AFP ?? Das Cockpit-Wrack des Flugs MH17 wurde in Gilze- Rijen für die Präsentati­on des offizielle­n Untersuchu­ngsbericht­s aufgebaut.
FOTO: AFP Das Cockpit-Wrack des Flugs MH17 wurde in Gilze- Rijen für die Präsentati­on des offizielle­n Untersuchu­ngsbericht­s aufgebaut.

Newspapers in German

Newspapers from Germany