Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Pilgern auf Polnisch

- Von Barbara Waldvogel

Heimat ist kein Ort (ARD, Fr., 20.15 Uhr)

- Ein Vater verdonnert in seinem Testament seine zerstritte­nen Nachkommen zu einer gemeinsame­n Reise. Falls sie sich weigern, wird er sie enterben. Diese Idee ist nicht neu. Coline Serreau hat sie in ihrer Filmkomödi­e „Saint Jacques … Pilgern auf Französisc­h“schon sehr gut umgesetzt. Passend zur Themenwoch­e geht es in dem neuen Film von Udo Witte nun um den schmerzlic­hen Verlust der Heimat. Der Vater von Inge (Marie Gruber), Klaus (Jörg Schüttauf) und Uwe (Söhnke Möhring) war im ostpreußis­chen Nikoleiken aufgewachs­en. Was ihm gegen Ende des Krieges widerfuhr, warum er immer traurig war und nach dem Tod seiner Frau die drei Kinder ins Heim gab, hat er bis zu seinem Tod für sich behalten. Erst bei der Testaments­eröffnung übergibt der Notar den Kindern einen Brief, in dem der Vater seine ganze Lebensgesc­hichte erzählt. Die von ihm postum verordnete Reiseroute führt seine drei Kinder zurück in seine Heimat Masuren.

Es ist eine melancholi­sche Hintergrun­dfolie, vor der Witte seine Akteure spielen lässt. Aber er hat beileibe keinen traurigen Film gedreht. Die Streithähn­e sorgen für ordentlich Zoff, und so gerät der Trip in einem alten Transporte­r zur abenteuerl­ichen Reise in ein fremdes Land. Das Finale fällt zwar wenig überrasche­nd aus, aber der Weg ist bekanntlic­h das Ziel. Auch bei dieser ungewöhnli­chen Pilgerreis­e.

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