Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Pilgern auf Polnisch
Heimat ist kein Ort (ARD, Fr., 20.15 Uhr)
- Ein Vater verdonnert in seinem Testament seine zerstrittenen Nachkommen zu einer gemeinsamen Reise. Falls sie sich weigern, wird er sie enterben. Diese Idee ist nicht neu. Coline Serreau hat sie in ihrer Filmkomödie „Saint Jacques … Pilgern auf Französisch“schon sehr gut umgesetzt. Passend zur Themenwoche geht es in dem neuen Film von Udo Witte nun um den schmerzlichen Verlust der Heimat. Der Vater von Inge (Marie Gruber), Klaus (Jörg Schüttauf) und Uwe (Söhnke Möhring) war im ostpreußischen Nikoleiken aufgewachsen. Was ihm gegen Ende des Krieges widerfuhr, warum er immer traurig war und nach dem Tod seiner Frau die drei Kinder ins Heim gab, hat er bis zu seinem Tod für sich behalten. Erst bei der Testamentseröffnung übergibt der Notar den Kindern einen Brief, in dem der Vater seine ganze Lebensgeschichte erzählt. Die von ihm postum verordnete Reiseroute führt seine drei Kinder zurück in seine Heimat Masuren.
Es ist eine melancholische Hintergrundfolie, vor der Witte seine Akteure spielen lässt. Aber er hat beileibe keinen traurigen Film gedreht. Die Streithähne sorgen für ordentlich Zoff, und so gerät der Trip in einem alten Transporter zur abenteuerlichen Reise in ein fremdes Land. Das Finale fällt zwar wenig überraschend aus, aber der Weg ist bekanntlich das Ziel. Auch bei dieser ungewöhnlichen Pilgerreise.