Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Gould in Bild und Ton
Sony präsentiert ein CD-Paket nebst einem Heft
er kanadische Pianist Glenn Gould (1932-1982) ist nur 50 Jahre alt geworden. Seine Künstlerkarriere ist gerahmt mit Bachs GoldbergVariationen. Die erste Aufnahme von 1955 hat ihn weltberühmt gemacht. Die zweite stammt von 1981. Sony bringt nun das ganze Paket seiner Einspielungen noch einmal heraus, begleitet von einem Heft, das den Pianisten als Popstar, Genie und Exzentriker feiert. In der Tat bietet sein Leben reichhaltig Gelegenheit dazu. Allerdings blendet diese Perspektive alles Gesellschaftliche aus, auf das die Inszenierungen seiner Persönlichkeit reagierten. Etwa die Marketing-Kampagne und der damals ungewöhnliche Hype, den das Plattenlabel um den jungen Gould und seine Aufnahme entfaltet hat. Oder das Konzertleben der Sechziger, auf das Gould kritisch reagierte. Damit steht er nicht alleine. Friedrich Gulda zeigte ähnliche Reaktionen und auch das Interesse am Experimentieren.
Gould zog sich von öffentlichen Auftritten zurück und produzierte nur noch Schallplatten. Das Salzburg-Museum präsentiert in seiner Ausstellung „Klaviere, Klänge, Kunst“die Video-Installation „Goldberg-Variationen“des Kanadiers Tim Lee von 2007. Sie setzt die Popularität Goulds und der legendären Aufnahme voraus und unterstellt, dass dessen penibles Aufnahmeverfahren es jedermann möglich mache, sich seine eigenen Goldberg-Variationen zusammenzustückeln. Die Aufnahmen des neuen Pakets mit den originalen Covern zeigen gegenüber der bisherigen Edition jene forsche Klang-Auffrischung, wie sie zurzeit bei Neuauflagen zu beobachten ist: Jedenfalls soweit man das an der dafür eigens produzierten Häppchen-CD beurteilen kann.