Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
DFB fordert Neuanfang ohne Blatter
Ethikkommission verhängt Sperren gegen den Fifa-Präsidenten und Uefa-Chef Platini
BERLIN (dpa) - Sepp Blatter muss nach 6331 Tagen als Fifa-Präsident sein Büro räumen. Die Ethikkommission des Weltverbands sperrte ihn und den Präsidenten der Europäischen Fußball-Union (Uefa), Michel Platini, vorläufig für 90 Tage. Blatter geht jedoch von einer Rückkehr in sein Amt aus. Die Chancen Platinis, sein Nachfolger zu werden, dürften sich somit erledigt haben.
Platini wird dennoch Einspruch gegen die Sanktion einlegen. Das Uefa-Exekutivkomitee sprach ihm am Donnerstagabend überraschend das Vertrauen aus und nominierte kei- nen Interimschef. Damit steht die Uefa aktuell ohne Präsident da.
DFB-Präsident Wolfgang Niersbach zeigte sich erschüttert über das Ausmaß des Korruptionsskandals. „Was heute passiert ist, ist der absolute Super-Gau, dass wir an der wichtigsten Stelle des Weltfußballs nun eine Führungslosigkeit haben“, sagte der Chef des Deutschen Fußball-Bundes. „Die Zukunft kann nur gemacht werden ohne Sepp Blatter.“Auf einen möglichen Einspruch will der suspendierte Fifa-Präsident, dessen Nachfolger am 26. Februar 2016 gewählt wird, verzichten. Damit rückt der ebenfalls umstrittene Kameruner Vize Issa Hayatou in das Präsidentenamt. Er hatte aber sofort klargestellt, dass er den Posten nicht dauerhaft anstrebt.
Thomas Bach, Chef des Internationalen Olympischen Komitees, reagierte auf die Entwicklung in ungewohnter Schärfe. „Genug ist genug. Wir hoffen, dass nun jeder bei der Fifa verstanden hat, dass man nicht passiv bleiben darf.“Platini will dennoch weiter um seine Kandidatur als Fifa-Präsident kämpfen. Er habe am Donnerstagmorgen die nötigen Unterstützerstimmen für eine Bewerbung eingereicht, teilte der 60-Jährige schriftlich mit.
Die Sanktionen gegen Blatter und Platini sind die Resultate der Ermittlungen der von Blatter eingesetzen Ethikkommission. Zudem wurde Fifa-Generalsekretär Jérôme Valcke für 90 Tage suspendiert. Die Schweizer Bundesanwaltschaft hatte unter anderem wegen des Verdachts der „ungetreuen Geschäftsbesorgung“ein Strafverfahren gegen Blatter eingeleitet. Im Kern geht es um eine Millionenzahlung an Platini und TV-Geschäfte mit dem früheren Fifa-Vize Jack Warner.