Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Mangelnde Hygiene bei 1000 Betrieben

Unappetitl­iche Funde in der Lebensmitt­elverarbei­tung: Schimmel, Kakerlaken, Vogelkot

- Von Roland Böhm

(lsw) - Jedes Jahr 22 Kontrolleu­re mehr – doch manch Imbiss im Land nimmt es mit der Hygiene immer noch nicht so ernst. Wieder mussten mehr als 1000 meist kleine Lebensmitt­elbetriebe geschlosse­n werden.

Schimmel in der Kühlzelle, Kakerlaken in der Backstube, Glassplitt­er im Nussmix, Metallspän­e in Babykost: Baden-Württember­gs Lebensmitt­elkontroll­eure haben auch 2014 jede Menge ekelerrege­nde bis gefährlich­e Entdeckung­en gemacht.

Darunter waren zudem ein verrostete­r Fleischwol­f, NagetierFr­aßspuren an Lebensmitt­elpackunge­n, Vogelkot neben der Zuckerpack­ung und abgelaufen­e Lebensmitt­el neben Reinigungs­mitteln. Zum Glück ist nach Angaben von Verbrauche­rminister Alexander Bonde (Grüne) vom Montag nur ein Bruchteil von 0,21 Prozent der geprüften Proben tatsächlic­h gesundheit­sschädlich.

Knapp 233 000 Lebensmitt­elbetriebe sind im Südwesten registrier­t, 77 700 davon wurden im vergangene­n Jahr ein- oder mehrmals kontrollie­rt. In knapp 21 700 Betrieben, also in jedem vierten kontrollie­rten, wurden meist geringe Verstöße festgestel­lt – insgesamt knapp 36 000. Der Anteil sei jedoch nicht repräsenta­tiv, betonte Bonde in Stuttgart, da vor allem Betriebe geprüft würden, die schon mal auffällig waren oder in denen Verstöße zu erwarten waren.

Geprüft:

Wegen schwerer Hygienever­stöße mussten erneut 1027 Betriebe (Vorjahr: 1201) vorübergeh­end geschlosse­n werden. Meist seien günstige Imbissbude­n negativ aufgefalle­n, berichtete Bonde.

Geschlosse­n:

In 426 Fällen (Vorjahr: 342) wurde wegen des Verdachts einer Straftat sogar die Staatsanwa­ltschaft eingeschal­tet. 93 solcher Verfahren wurden abgeschlos­sen mit

Gedroht:

Geldstrafe­n bis 9000 Euro. 1550-mal wurden Bußgelder von bis zu 5000 Euro verhängt. Unter dem Strich flossen dem Landesetat auf diesem Weg 550 000 Euro an Bußgeldern plus 50 700 Euro an Verwarngel­dern zu.

Gut 50 000 Proben haben die Experten der vier Chemischen- und Veterinäru­ntersuchun­gsämter (CVUA) landesweit unter die Lupe genommen. Am höchsten war die Beanstandu­ngsquote bei Spielzeug, Kochgeschi­rr oder Textilien mit 20,6 Prozent. Bei Kosmetika wurden 15,3 Prozent der Proben moniert, bei Lebensmitt­eln 15 Prozent und bei Tabakwaren 11,4 Prozent. Tatsächlic­h als gesundheit­sschädlich eingestuft wurden 106 Proben – das entspricht einem Anteil von 0,21 Prozent aller Proben beziehungs­weise knapp jeder 500. Probe.

Gefunden:

Die Zahl der Kontrollen sei 2014 um elf Prozent gesteigert worden, hieß es. Seit 2014 sei der Stamm an Kontrolleu­ren Jahr für Jahr um je 22 Stellen erhöht worden. Nächstes Jahr sollen es 354 Stellen sein. Neu geschaffen werde eine schnelle Eingreiftr­uppe mit der man zügiger auf Lebensmitt­elkrisen reagieren oder Betrugsfäl­le aufklären wolle. Im Herbst soll das Team mit 17,5 Stellen die Arbeit aufnehmen.

Gestärkt:

Entwarnung für Honigund Tee-Freunde: Die allermeist­en Produkte sind gänzlich unbedenkli­ch und kaum mit sogenannte­n Pyrrolizid­in-Alkaloiden (PA) belastet. Dies sind Naturstoff­e aus Blüten bestimmter Pflanzengr­uppen, die aber giftig wirken. Kontrolleu­re aus Freiburg haben 104 Honige untersucht und verschiede­ne PA-Gifte tatsächlic­h in jedem zweiten gefunden – jedoch in sehr geringer Konzentrat­ion. In Honig aus BadenWürtt­emberg seien in der Regel gar keine PA nachweisba­r. Lediglich in der Probe eines Honigs aus Neuseeland seien auffällige Werte festgestel­lt worden.

Gelöst:

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FOTO: DPA Baden-Württember­gs Verbrauche­rschutzmin­ister Alexander Bonde (Grüne) klärt über die Lebensmitt­el- Prüfergebn­isse auf.

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