Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Sechsjähriger ertrinkt im Überlinger See
Polizei sucht Zeugen zu tragischem Unfall am Donnerstagabend
- Ein Badeausflug am Überlinger See ist am Donnerstag tragisch zu Ende gegangen: Ein sechsjähriger Junge ertrank. Wie es zu diesem Unglück kam, ist noch unklar. Es ist bereits der zweite tödliche Badeunfall in dieser Woche und der nunmehr siebte seit Anfang Juli.
Der Junge aus dem westlichen Bodenseekreis war am Donnerstagabend mit zwei Kumpels, einer fünf Jahre alt und der andere sechs, am Seeufer unterwegs. Unterhalb der Steganlage des Ruderclubs Bodan in Überlingen gingen die drei Kinder gegen 18 Uhr schließlich ins kühle Wasser. „Der Sechsjährige verschwand wenig später aus dem Blickfeld seiner Freunde“, schildert der zuständige Polizeisprecher des Präsidiums Göppingen, Roland Fleischer, den Fall. Kurze Zeit später entdeckten am Ufer liegende Badegäste den Körper des Sechsjährigen, der leblos im Wasser trieb.
Ein Arzt, der zufällig in der Nähe Tennis spielte, begann sofort mit den Wiederbelebungsmaßnahmen. „Die Rettungskräfte vor Ort haben alles versucht und sehr lange reanimiert“, erklärt Werner Müller von der Wasserschutzpolizei Überlingen. Alle Versuche, den Jungen ins Leben zurückzuholen, verliefen erfolglos.
Keine gefährliche Badestelle
Die Stelle am Überlinger See, an der die Jungen Schwimmen gingen, bezeichnet Müller als „übliches Bodenseeufer“. Nach der Flachwasserzone, fällt der Grund langsam ab und das Wasser wird tiefer. Besonders gefährlich sei diese Badestelle aber nicht, erklärt Müller. Ob die drei Kinder ohne Aufsicht unterwegs waren, werde derzeit ermittelt, so Müller. „Wir müssen abklären, was im Raum steht. Natürlich prüfen wir auch die Verantwortlichkeiten.“
Diese Parameter werden aber nicht nur im Fall des ertrunkenen Jungen verifiziert. „Auch bezüglich der anderen Badeunfälle, die sich ereigneten, wird überprüft, wer dabei war oder ob Begleitpersonen eventuell hätten helfen können“, so Müller weiter. Das Alter spiele bei den Ermittlungen keine Rolle.
Der Sechsjährige ist der siebte Badetote auf der deutschen Seite des Bodensees in diesem Jahr. Drei Tote gab es bei Badeunfällen Anfang des Monats: Eine 70-jährige Frau ging in Unteruhldingen beim Schwimmen unter, in Konstanz starb ein 73-Jähriger. Ebenfalls in Konstanz ging ein 80-Jähriger unter, als er von einem Boot zu einem anderen schwimmen wollte. Zuletzt hatte eine Frau am Dienstag ihren 77 Jahre alten Ehemann beim Baden in der Nähe von Langenargen aus den Augen verloren. Ein Rettungshubschrauber entdeckte den Mann wenig später aus der Luft. Leider zu spät, der Urlauber war bereits ertrunken.
Viele Badeunfälle sind vermeidbar
Was nach vielen Vorfällen und einer hohen Zahl klingt, „ist im statistischen Mittel“, sagt Roland Fleischer. 2013 starben im Bodensee neun Personen. Sieben beim Baden und zwei bei Tauchunfällen. 2014 waren es fünf, darunter ein Badeunfall.
Einen Grund für die Häufung der Badeunfälle in den vergangenen Wochen sieht Fleischer in der Hitzewelle. Viele Menschen würden sich bei den hohen Temperaturen nicht ausreichend abkühlen, bevor sie sich ins (relativ) kühle Nass des Bodensees stürzten. „Auch erfahrene Schwimmer sollten gewisse Tipps beherzigen“, rät Roland Fleischer (siehe Kasten). „Viele Badeunfälle sind ganz einfach vermeidbar“, so der Polizeisprecher.