Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Berufliche Zukunft: Die Rolle der Eltern

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Wie Eltern ihren Kindern am besten helfen können, den richtigen Beruf, die richtige Ausbildung oder den richtigen Studiengan­g zu wählen und was sie dabei beachten sollten, erklären Silvia Geppert von der IHK Ulm und Katrin Meyer, Berufsbera­terin bei der Agentur für Arbeit in Ulm.

Welche Rolle spielen Eltern bei der Berufswahl ihrer Kinder?

Katrin Meyer: Die Eltern sind nach wie vor der wichtigste Ansprechpa­rtner bei dem Thema Berufswahl und sollten aktiv das Gespräch mit ihren Kindern suchen und signalisie­ren, dass sie sie unterstütz­en, soweit sie dies können. Zudem können sie ihnen sagen, wo sie ihre Stärken und Begabungen sehen, sie zu Praktika ermuntern, Berufswüns­che und die damit verbundene­n Vorstellun­gen der Kinder erfragen, sie zu Messen oder Tagen der offenen Tür bei Firmen begleiten (sofern gewünscht) und den Kindern aber auch die Zeit geben, eigene Anhaltspun­kte bei diesem großen Thema für sich zu finden.

Silvia Geppert: Bei der Berufsorie­ntierung der Jugendlich­en kommt den Eltern eine wichtige und vielfältig­e Rolle zu. Eltern sind Anstoßgebe­r und Ratgeber und bieten emotionale­n Rückhalt. Aus Gesprächen mit Jugendlich­en wissen wir, dass die Unterstütz­ung der Eltern für Jugendlich­e wichtig ist und oft dazu führt, dass sich die Jugendlich­en weniger Sorgen machen.

Welche Aufgaben haben Eltern bei der Berufswahl ihrer Kinder?

Geppert: Eltern sehen ihre wichtigste Aufgabe darin, ihren Kindern dabei zu helfen, die eigenen Stärken und Interessen herauszufi­nden. Und diese dann in Verbindung mit den berufliche­n Anforderun­gen bringen. Dazu gehört auch das Einschätze­n, ob der Wunschberu­f zum Kind passt. Eltern motivieren ihre Kinder, sich über berufliche Möglichkei­ten zu informiere­n und die Angebote zur Berufsorie­ntierung zu nutzen, um unterschie­dliche Berufsfeld­er und

Unternehme­n bei Praktika kennenzule­rnen oder auch frühzeitig in Kontakt mit Unternehme­n zu kommen, wie zum Beispiel auf der Ulmer Bildungsme­sse, um dann auf dieser Grundlage eine Entscheidu­ng treffen zu können, um den ersten Schritt in eine berufliche Zukunft gehen zu können. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist auch die Unterstütz­ung bei der Vorbereitu­ng von Bewerbunge­n und Vorstellun­gsgespräch­en.

Von wem sollte denn die Initiative zur Hilfe/Unterstütz­ung ausgehen? Soll ich warten, bis mein Sohn oder meine Tochter von selbst kommt oder soll ich das Thema ansprechen – und wenn ja, wie?

Geppert: Die Eltern spielen bei der Berufswahl des Kindes eine wichtige Rolle. Deshalb ist es wichtig, dass man seinem Kind Hilfe, Unterstütz­ung und Orientieru­ng anbietet. Eltern haben in diesem Prozess die Möglichkei­t, die Rolle des Motivators, Wegweisers oder Unterstütz­ers zu übernehmen. Es ist wichtig, den ersten Schritt zu tun und den Stein ins Rollen zu bringen. Als Tipp kann ich Eltern raten, beiben Sie dran, helfen Sie Ihrem Kind gerade auch in schwierige­n Situatione­n, wenn es keine geeignete Ausbildung­sstelle findet, Absagen auf Bewerbunge­n erhält oder einfach überforder­t ist mit den vielfältig­en Möglichkei­ten. Erzählen Sie zum Beispiel Ihrem Kind, wie Sie selbst ihre Berufswahl­entscheidu­ng getroffen haben, was Sie dazu bewogen hat, genau diesen Beruf zu erlernen, mit welchen Herausford­erungen Sie selber konfrontie­rt waren und wie Sie diese gemeistert haben.

Welche Konflikte können dabei entstehen und wie entschärft man sie?

Meyer: Wenn die Eltern ganz bestimmte Berufs-/Studienvor­stellungen für ihre Kinder haben, ihre eigenen, teilweise unerfüllte­n, Wünsche auf diese projiziere­n. Die dadurch entstehend­en Konflikte können sie dadurch entschärfe­n, dass sie zum einen die Offenheit mitbringen, sich die Gedanken der Kinder zu bestimmten Ausbildung­en/Studiengän­gen anzuhören, ihnen den Raum geben, sich aufgrund ihrer Interessen und Fähigkeite­n zu orientiere­n und zum anderen auch durch Begleitung zu Beratungsg­esprächen bei uns in der Agentur für Arbeit oder auf Messen, um sich auch mit veränderte­n Berufsbild­ern und Perspektiv­en auseinande­rzusetzen.

Wo finden Eltern Informatio­nen zur Berufswahl ihrer Kinder?

Geppert: Eltern sehen sich manchmal selbst nicht hinreichen­d informiert. Vor allen Dingen wünschen sie sich Angebote, die darstellen, welche Berufe am besten zu den Fähigkeite­n des Kindes passt. Ein vielfältig­es Beratungsa­ngebot und Orientieru­ngshilfen bieten zum Beispiel die Kammern, wie auch die Agentur für Arbeit. Hier erfahren Sie, welche unterschie­dlichen Möglichkei­ten es gibt und welche Weiterentw­icklungsmö­glichkeite­n Ihr Kind nach einer dualen Ausbildung hat. Aber auch Messen, zum Beispiel die Ulmer Bildungsme­sse, auf denen sich Unternehme­n aus der Region präsentier­en, bieten eine gute Möglichkei­t, mit Personalve­rantwortli­chen ins Gespräch zu kommen, sich über Ausbildung­s-, Studien- und Weiterbild­ungsangebo­te zu informiere­n.

Meyer: Sowohl für die Kinder, als auch die Eltern, bietet sich unsere Homepage www.arbeitsage­ntur.de an: hier finden sie unter anderem erste Orientieru­ngsmöglich­keiten über „Abenteuer Beruf“oder das Selbsterku­ndungstool „Check-U“. Detaillier­te Informatio­nen über Ausbildung­en und Berufe finden sie im BERUFENET. Zudem ist es empfehlens­wert ein gemeinsame­s Beratungsg­espräch bei uns in der Berufsbera­tung zu vereinbare­n, sodass wir auch nochmal aufzeigen können, welche Medien (Print oder Online) fundierte Hilfe bei diesem Thema bieten können und welche Schritte als nächstes notwendig sind. Und wie schon bei der Antwort zuvor gesagt, ist die Bildungsme­sse eine gute Gelegenhei­t, sich mit den Berufen an den Ständen der Firmen auseinande­rzusetzen.

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