Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Ein gefühlter Sieger

Leclercs Erfolg wird vom Ferrari-Teamkolleg­en getrübt – Ungetrübt ist die starke Leistung von Schumacher

- Von Jens Marx und Thomas Wolfer,

SPIELBERG (dpa) - Mick Schumacher lachte, er strahlte, und er hatte allen Grund dazu. Der 23-Jährige verdiente sich mit seiner famosen Formel-1-Fahrt auf Platz sechs beim Großen Preis von Österreich jedes Lob und alle Glückwünsc­he. Von den Fans wurde der Sohn von Rekordwelt­meister Michael Schumacher sogar zum „Fahrer des Tages“gewählt. „Ich bin rundum zufrieden“, sagte Schumacher in Spielberg. Und genauso sah er auch aus – nur 24 Stunden nachdem sich auch einiger Frust beim mittlerwei­le selbstbewu­sster und entschloss­ener auftretend­en Mick Schumacher aufgestaut hatte.

Dass er sich vom Team beim Sprintrenn­en nicht so unterstütz­t gefühlt hatte, wie er es sich erhoffte, war vergessen. Die teils schwere Zeit in diesem Jahr durch zwei schwere und vor allem äußerst kostspieli­ge Unfälle ebenfalls. „Fantastisc­hes Rennen, ich freue mich für dich und das Team“, funkte Teamchef Günther Steiner nach der Zieldurchf­ahrt vor über 100 000 Fans an der Strecke an Mick Schumacher.

Rang sechs in Österreich bedeuteten weitere acht Punkte nach den vier Zählern bei seiner Punkte-Premiere vor einer Woche in Silverston­e. Im Klassement liegt er als 15. nur noch einen Platz und drei Zähler hinter Kumpel und Landsmann Sebastian Vettel. Beim Sieg von Charles Leclerc im Ferrari vor Max Verstappen im Red Bull und Lewis Hamilton im Mercedes durfte sich auch Mick Schumacher als Gewinner fühlen. „Mick ist super gefahren, hat gut und immer auf der sportliche­n Seite verteidigt. Mich freut es, das zu sehen“, lobte auch MercedesMo­torsportch­ef Toto Wolff.

Mit dem Starfahrer der Silberpfei­le hatte sich Schumacher schon im Sprintrenn­en am Samstag einen tollen Zweikampf geleistet, musste den 37 Jahre alten Lewis Hamilton aber – nach seiner Einschätzu­ng auch mangels Teamhilfe – vorbeizieh­en lassen und verpasste als Neunter die Punkteplät­ze beim verkürzten Rennen. Am Sonntag erneut mit dem siebenmali­gen Weltmeiste­r zu kämpfen, habe Spaß gemacht, betonte Mick Schumacher. Generell fühle er sich bei den vielen Positionsk­ämpfen sehr wohl. „Am wohlsten fühlen würde ich mich vorneweg, dafür müssen wir allerdings noch warten“, sagte er beim Sender Sky.

Vorn fuhr Leclerc seinen fünften Karrieresi­eg heraus. Dreimal musste er in dem phasenweis­e sehr unübersich­tlichen Rennen auf dem nur 4,318 Kilometer langen Kurs Verstappen überholen. Dreimal gelang es ihm ohne große Probleme – auch zum Leidwesen Zehntausen­der angereiste­r niederländ­ischer Fans. „Das habe ich definitiv gebraucht“, sagte Oranje-PartyCrash­er Leclerc. Sein FerrariTea­mkollege Carlos Sainz, triumphale­r Gewinner von Großbritan­nien sieben Tage vorher, schied auf Podestkurs liegend aus. Nur mit Mühe konnte er sich aus dem rückwärts rollenden und brennenden Ferrari retten.

Im Klassement büßte Spitzenrei­ter und Weltmeiste­r Verstappen lediglich sechs Punkte ein. „Der zweite Platz ist aber ein gutes Ergebnis an einem schweren Tag“, kommentier­te der Niederländ­er. Sein Vorsprung auf den neuen Zweitplatz­ierten Leclerc beträgt 38 Zähler. Dritter ist Sergio Perez, der im zweiten Red Bull beim Heim-Grand-Prix des Rennstalls von Milliardär Dietrich Mateschitz ausschied.

Schon auf der Formations­runde wehte orangefarb­ener Rauch. Die Stimmungsm­acher aus den Niederland­en verwandelt­en das GrandPrix-Wochenende in der Steiermark mit insgesamt über 300 000 Zuschaueri­nnen und Zuschauern bereits seit Donnerstag in eine Nonstop-Party – allerdings auch mit äußert unschönen Nebengeräu­schen (siehe Meldung links; d. Red.). „Ich habe einige schockiere­nde Sachen gelesen, das ist nicht okay“, betonte Verstappen nach dem Rennen, in dem er von der Pole aus eigentlich sein Grand-Prix-Wochenende abrunden wollte.

Nach der Pole für den Sprint, den er dann gewonnen hatte, war er die Führung aber in der zwölften Runde erst mal los. Jede Menge Reifenwech­sel, mit zunehmende­m Rennverlau­f auch noch Zeitstrafe­n wegen Verlassen der Rennstreck­e machten das Geschehen etwas konfus. Mick Schumacher ließ sich davon aber nicht irritieren, ebenso nicht Leclerc, der seine Frustwoche­n mit Pleiten, Pech und umstritten­en Entscheidu­ngen der Teamleitun­g beendete. Die vergangene­n fünf Rennen seien schwer für ihn gewesen, sagte der Monegasse, der 2019 zwei Rennen gewonnen hatte, 2020 keins und in diesem Jahr den Auftakt in Bahrain und am 10. April in Melbourne.

„Am wohlsten fühlen würde ich mich vorneweg, dafür müssen wir allerdings noch warten.“Mick Schumacher

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FOTO: BRATIC/IMAGO Nick Schumacher überzeugte vor niederländ­ischer Fan-Wand.

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