Der „Löwen“bleibt erhalten
In der ehemaligen Gaststätte in Munderkingen sollen sechs Stadtwohnungen entstehen
MUNDERKINGEN - Da die Stadtverwaltung und der Gemeinderat seit 2004 über die weitere Nutzung der ehemaligen Gaststätte „Löwen“in der Martinstraße beraten, ist das Thema längst ein Politikum in Munderkingen. Aus diesem Grunde war nicht der Technische Ausschuss, sondern der Gemeinderat am Donnerstag gefragt, sein Einvernehmen für eine von einem Investor vorgelegte Planung zu erteilen. Das Konzept mit dem Einbau von sechs modernen Stadtwohnungen in das denkmalgeschützte Gebäude gefiel, das Einvernehmen wurde einstimmig erteilt.
Der Leiter des Bauamts der Verwaltungsgemeinschaft Munderkingen, Roland Kuch, stellte den Investor dem Gremium vor, die Firma JaKo Baudenkmalpflege aus Rot an der Rot, die das Gebäude aus dem Jahr 1599 vor zwei Jahren gekauft hat. Geschäftsführer Bernd Jäger nutzte die aktuelle Genehmigungsphase, um seine Pläne für das Gebäude zu erläutern. Spätestens im Frühjahr 2023 soll Baubeginn sein bei einem der ältesten erhaltenen Gebäude in Munderkingen, das einen zentralen Aufzug erhalten soll. Im Erdgeschoss ist laut Planung eine Wohnung mit 71 Quadratmetern vorgesehen. Im ersten Obergeschoss sollen demnach zwei Wohnungen mit 74, respektive 48 Quadratmetern entstehen. Auch im zweiten Obergeschoss sieht die Planung zwei Wohnungen vor, mit 57, respektive 73 m2. Eine große Wohnung im ersten Dachgeschoss soll 131 m2 und vier Zimmer umfassen, und im Wege der Ergänzung von Dachgauben beidseitig mit Tageslicht versorgt werden. Abstellräume für die Wohnungen sind für das zweite Dachgeschoss vorgesehen.
„Äußerlich wird sich das Gebäude nicht wesentlich verändern“, versprach der Referent. Lediglich die Fenster im Erdgeschoss müssten erneuert werden, die weiteren Fenster sollen saniert werden, nach historischem Vorbild. Der z.T. abgesackte Dachstuhl müsse angehoben werden, Verformungen seien auszugleichen. Mit diesen Maßnahmen könne das Gebäude weitere Jahrhunderte überleben. Die Planung
sei in Absprache mit dem Landratsamt erfolgt und daher genehmigungsfähig. Roland Kuch ergänzte, dass die fehlenden Stellplätze im Wege von Ablösen erledigt werden müssen. Insoweit wird das Landratsamt im Rahmen des Genehmigungsverfahrens die Anzahl der nachzuweisenden Stellplätze berechnen. Der Investor trage durch die Zahlung der Ablöse zur Schaffung von Parkplätzen an anderer Stelle bei, so Roland Kuch.
Auf verschiedene Nachfragen aus dem Gremium waren weitere Informationen zu erhalten. So soll der Anbau auf höherem Niveau erhalten bleiben, was die Barrierefreiheit einschränkt, denn ohne Treppenstufen innerhalb der Etagen gehe es nicht. Die Vermarktung werde im Herbst beginnen, wenn die letzten Unsicherheiten geklärt sind. Wegen des Denkmalschutzes und der öffentlichen Förderung müssten alle Einheiten verkauft sein, ehe der Umbau beginnen könne. Konkrete Anfragen lägen zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht vor. Das Projekt sei nachhaltig, da es ein Jahrhunderte altes Gebäude erhalten würde. „Es gibt Menschen, die es lieben, durch Eigentumserwerb Teil des Kulturerbes zu werden“, sagte der Investor. Ende 2024 solle der Umbau abgeschlossen sein. Von der Konstruktion könnten 85 bis 95 Prozent erhalten werden, nur faule Balken von einem zurückliegenden Wasserschaden müssten ersetzt werden. Das Mauerwerk könne vollständig erhalten bleiben. Der Stuck an der Decke werde ebenfalls erhalten. Erhalten blieben auch die Türen aus dem 17. bis 19. Jahrhundert, getauscht würden lediglich die Türen aus dem 20. Jahrhundert. Rettungswege führen über das Treppenhaus mit automatischem Rauch- und Wärmeabzug sowie über „anleiterbare Fenster“.
„Das Gesicht des Gebäudes bleibt erhalten“, betonte Bernd Jäger, der für das ehemalige Gasthaus „Lamm“am Schulhof für kommenden Sommer den Beginn des Umbaus in Aussicht stellte. Der Bauantrag für das Lamm werde diesen oder kommenden Monat eingereicht. Bürgermeister Michael Lohner nannte angesichts der guten Perspektiven für die sanierungsbedürftigen Gebäude die Firma JaKo einen „tollen Investor“.