Musikschule trotzt der Krise
Steigender Abmangel für die Gemeinden soll die kulturelle Bildung nicht schmälern
UNTERSTADION - Die Verbandsversammlung des Zweckverbands Musikschule Raum Munderkingen hat im neuen Saal des Gemeindezentrums die Jahresrechnung 2019 festgestellt. Musikschulleiter Wolfgang Weller bezeichnete im Zeichen von Corona die Musikschule als krisensicher. Beiträge sollen mittelfristig erhöht werden.
Im Verband Musikschule Raum Munderkingen zusammengeschlossen sind neben Munderkingen Emeringen, Emerkingen, Grundsheim, Hausen am Bussen, Lauterach, Obermarchtal, Oberstadion, Rechtenstein, Rottenacker, Untermarchtal, Unterstadion und Unterwachingen.
Der Verbandsvorsitzende Michael Lohner lobte das Image der Musikschule, das von Musikschulleiter Wolfgang Weller und seiner Lehrerschaft sehr positiv geprägt sei. „Es ist alles im Lot, Herr Weller hat uns gut durch die Pandemie gesteuert“, lautete sein Fazit. Dabei hat er bekräftigt, dass es wichtig sei, dass die Lehrkräfte erhalten blieben.
Trotz steigender Personalkosten sei es nicht möglich, die Beiträge ständig zu erhöhen, denn das stünde der musischen Bildung entgegen. Bürgermeister Karl Hauler aus Rottenacker erinnerte daran, dass zuletzt 2016 eine Gebührenerhöhung stattgefunden habe, und in Coronazeiten eine Erhöhung unpassend sei. Nach der Pandemie sollte man jedoch eine Gebührenanpassung nicht aus den Augen verlieren, um den von den Gemeinden zu tragenden Abmangel wieder zu senken. Bürgermeister Hans Rieger aus Hausen am Bussen und Unterwachingen sagte: „Eine Musikschule produziert immer Abmangel, zum Nulltarif ist sie nicht zu haben, weshalb sie Gelder von den Gemeinden benötigt.“Er dachte laut über mehr Doppelunterricht nach, der auch Spaß machen könne, als denkbare Alternative zu Gebührenerhöhungen.
Wolfgang Weller als Leiter der Musikschule berichtete von 291 angemeldeten Schülern, durch Mehrfächerbelegung gibt es 297 Belegungen. Das ähnle den Vorjahren. Aus Munderkingen, Rottenacker und Emerkigen kämen die meisten Schüler.
Zum 30. September gäbe es 73 Abmeldungen, 40 davon bezögen sich auf das automatische Ende der musikalischen Früherziehung. Rund ein Drittel der Kinder würde später ein Instrument erlernen. Durch Neuanmeldungen, den Unterricht in den Kooperationen Bläserklasse und „Kultur macht stark“erhöht sich die Zahl der unterrichteten Schüler auf rund 400.
Kooperationen bestehen zu Musikkapellen aus Munderkinger, Rottenacker, Emerkingen, Oberstadion, Unterstadion sowie zwei externen aus Dieterskirch und Zwiefaltendorf. „Die Pandemie hat nicht negativ auf die Schülerzahl eingewirkt“, freute sich Wolfgang Weller, der von Unterricht in acht Gemeinden, 21 Gebäuden und 25 Räumen berichtete, und von einer guten Krisenfestigkeit der Musikschule sprach. Der Verbandsbeschluss zur Aussetzung beziehungsweise Halbierung der Gebühren sei auf positives Echo bei den Kunden der Musikschule gestoßen, die unverminderte Bezahlung der Dozenten habe bei diesen ein Gefühl von Bindung und Fürsorge ausgelöst. Auch sei der Wiedereintritt in den Präsenzunterricht Anfang Juni diesen Jahres von großer Freude geprägt gewesen. Das solle durch eine hohe Impfquote unterstützt werden, so Weller.
Da für die Klasse 5 zum aktuellen Schulbeginn mangels Informationsmöglichkeiten in der Coronazeit keine
Anmeldungen vorliegen, werde in dieser Klassenstufe eine Bläser AG eingerichtet. Die bisherigen Projekte bei „Kultur macht stark“, also Kinderchor, Musikalische Früherziehung, Trommeln und Marimba gemeinsam mit der Förderschule und der Stadtkapelle Munderkingen würden vom Kultusministerium mindestens bis Juli 2022 gefördert und zeigten eine positive Wirkung auf die geförderten Kinder.
Bürgermeisterin Romy Wurm aus Rechtenstein dankte Wolfgang Weller und sagte, „es wäre dramatisch, wenn wir uns hier im tief ländlichen Raum eine Musikschule nicht mehr leisten und Kinder nicht mehr der Kultur zuführen würden“.
Die Verwaltungs- und Betriebskostenumlage 2019 beträgt 51 138,49 Euro, im Haushaltsplan waren 68 400 Euro vorgesehen. Diesen Abmangel tragen die teilnehmenden Gemeinden gemeinsam, um die Musikschule finanziert zu bekommen.
Die endgültige Umlage, rund 16 000 Euro unterhalb des Planungsansatzes, wurde vom Gremium einstimmig beschlossen. Für 2020 wies Mussotter bereits jetzt auf einen Abmangel in Höhe von rund 85 000 Euro hin, und begründete diesen mit ausgefallendem Unterricht, weiterlaufenden Personalkosten und der Tatsache, dass Corona-Ausgleichszahlungen nur an Gemeinden, nicht aber an Verbände geleistet würden. Nebenbei erwähnte der Finanzexperte auch, dass vom Land Musikunterricht für Kinder bezuschusst werde, für Erwachsenenunterricht sei eine Förderung hingegen nicht vorgesehen. Die Zahl der Erwachsenen, die bei der Musikschule unterrichtet werden, sei am Wachsen.
Einstimmig erlassen wurde die Haushaltssatzung für das Haushaltsjahr 2021, dem Finanzplan wurde zugestimmt. Insoweit wird von den Verbandsgemeinden zur Deckung des Finanzbedarfs vorab eine vorläufige Verwaltungs- und Betriebskostenumlage in Höhe von 88 500 Euro erhoben, das sind 60 Cent pro Einwohner und Jahr. Der Personalaufwand für das pädagogische Personal beträgt 263 584 Euro, der vom Land mit voraussichtlich 31 150 Euro bezuschusst wird.
Das Haushaltsvolumen 2021 beläuft sich laut Plan auf 297 720 Euro, das sind 7000 Euro mehr als im Vorjahr. Der Anteil der Instrumente aus der Blasmusik betrage bei den Unterrichteten 50,85 Prozent, so Mussotter, gefolgt von Gitarre. Der größte Abmangel entstehe aufgrund von Einzelunterrichten, dort sei jedoch auch der größte Lernerfolg zu erkennen.