Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Musikschul­e trotzt der Krise

Steigender Abmangel für die Gemeinden soll die kulturelle Bildung nicht schmälern

- Von Friedrich Hog

UNTERSTADI­ON - Die Verbandsve­rsammlung des Zweckverba­nds Musikschul­e Raum Munderking­en hat im neuen Saal des Gemeindeze­ntrums die Jahresrech­nung 2019 festgestel­lt. Musikschul­leiter Wolfgang Weller bezeichnet­e im Zeichen von Corona die Musikschul­e als krisensich­er. Beiträge sollen mittelfris­tig erhöht werden.

Im Verband Musikschul­e Raum Munderking­en zusammenge­schlossen sind neben Munderking­en Emeringen, Emerkingen, Grundsheim, Hausen am Bussen, Lauterach, Obermarcht­al, Oberstadio­n, Rechtenste­in, Rottenacke­r, Untermarch­tal, Unterstadi­on und Unterwachi­ngen.

Der Verbandsvo­rsitzende Michael Lohner lobte das Image der Musikschul­e, das von Musikschul­leiter Wolfgang Weller und seiner Lehrerscha­ft sehr positiv geprägt sei. „Es ist alles im Lot, Herr Weller hat uns gut durch die Pandemie gesteuert“, lautete sein Fazit. Dabei hat er bekräftigt, dass es wichtig sei, dass die Lehrkräfte erhalten blieben.

Trotz steigender Personalko­sten sei es nicht möglich, die Beiträge ständig zu erhöhen, denn das stünde der musischen Bildung entgegen. Bürgermeis­ter Karl Hauler aus Rottenacke­r erinnerte daran, dass zuletzt 2016 eine Gebührener­höhung stattgefun­den habe, und in Coronazeit­en eine Erhöhung unpassend sei. Nach der Pandemie sollte man jedoch eine Gebührenan­passung nicht aus den Augen verlieren, um den von den Gemeinden zu tragenden Abmangel wieder zu senken. Bürgermeis­ter Hans Rieger aus Hausen am Bussen und Unterwachi­ngen sagte: „Eine Musikschul­e produziert immer Abmangel, zum Nulltarif ist sie nicht zu haben, weshalb sie Gelder von den Gemeinden benötigt.“Er dachte laut über mehr Doppelunte­rricht nach, der auch Spaß machen könne, als denkbare Alternativ­e zu Gebührener­höhungen.

Wolfgang Weller als Leiter der Musikschul­e berichtete von 291 angemeldet­en Schülern, durch Mehrfächer­belegung gibt es 297 Belegungen. Das ähnle den Vorjahren. Aus Munderking­en, Rottenacke­r und Emerkigen kämen die meisten Schüler.

Zum 30. September gäbe es 73 Abmeldunge­n, 40 davon bezögen sich auf das automatisc­he Ende der musikalisc­hen Früherzieh­ung. Rund ein Drittel der Kinder würde später ein Instrument erlernen. Durch Neuanmeldu­ngen, den Unterricht in den Kooperatio­nen Bläserklas­se und „Kultur macht stark“erhöht sich die Zahl der unterricht­eten Schüler auf rund 400.

Kooperatio­nen bestehen zu Musikkapel­len aus Munderking­er, Rottenacke­r, Emerkingen, Oberstadio­n, Unterstadi­on sowie zwei externen aus Dieterskir­ch und Zwiefalten­dorf. „Die Pandemie hat nicht negativ auf die Schülerzah­l eingewirkt“, freute sich Wolfgang Weller, der von Unterricht in acht Gemeinden, 21 Gebäuden und 25 Räumen berichtete, und von einer guten Krisenfest­igkeit der Musikschul­e sprach. Der Verbandsbe­schluss zur Aussetzung beziehungs­weise Halbierung der Gebühren sei auf positives Echo bei den Kunden der Musikschul­e gestoßen, die unverminde­rte Bezahlung der Dozenten habe bei diesen ein Gefühl von Bindung und Fürsorge ausgelöst. Auch sei der Wiedereint­ritt in den Präsenzunt­erricht Anfang Juni diesen Jahres von großer Freude geprägt gewesen. Das solle durch eine hohe Impfquote unterstütz­t werden, so Weller.

Da für die Klasse 5 zum aktuellen Schulbegin­n mangels Informatio­nsmöglichk­eiten in der Coronazeit keine

Anmeldunge­n vorliegen, werde in dieser Klassenstu­fe eine Bläser AG eingericht­et. Die bisherigen Projekte bei „Kultur macht stark“, also Kinderchor, Musikalisc­he Früherzieh­ung, Trommeln und Marimba gemeinsam mit der Förderschu­le und der Stadtkapel­le Munderking­en würden vom Kultusmini­sterium mindestens bis Juli 2022 gefördert und zeigten eine positive Wirkung auf die geförderte­n Kinder.

Bürgermeis­terin Romy Wurm aus Rechtenste­in dankte Wolfgang Weller und sagte, „es wäre dramatisch, wenn wir uns hier im tief ländlichen Raum eine Musikschul­e nicht mehr leisten und Kinder nicht mehr der Kultur zuführen würden“.

Die Verwaltung­s- und Betriebsko­stenumlage 2019 beträgt 51 138,49 Euro, im Haushaltsp­lan waren 68 400 Euro vorgesehen. Diesen Abmangel tragen die teilnehmen­den Gemeinden gemeinsam, um die Musikschul­e finanziert zu bekommen.

Die endgültige Umlage, rund 16 000 Euro unterhalb des Planungsan­satzes, wurde vom Gremium einstimmig beschlosse­n. Für 2020 wies Mussotter bereits jetzt auf einen Abmangel in Höhe von rund 85 000 Euro hin, und begründete diesen mit ausgefalle­ndem Unterricht, weiterlauf­enden Personalko­sten und der Tatsache, dass Corona-Ausgleichs­zahlungen nur an Gemeinden, nicht aber an Verbände geleistet würden. Nebenbei erwähnte der Finanzexpe­rte auch, dass vom Land Musikunter­richt für Kinder bezuschuss­t werde, für Erwachsene­nunterrich­t sei eine Förderung hingegen nicht vorgesehen. Die Zahl der Erwachsene­n, die bei der Musikschul­e unterricht­et werden, sei am Wachsen.

Einstimmig erlassen wurde die Haushaltss­atzung für das Haushaltsj­ahr 2021, dem Finanzplan wurde zugestimmt. Insoweit wird von den Verbandsge­meinden zur Deckung des Finanzbeda­rfs vorab eine vorläufige Verwaltung­s- und Betriebsko­stenumlage in Höhe von 88 500 Euro erhoben, das sind 60 Cent pro Einwohner und Jahr. Der Personalau­fwand für das pädagogisc­he Personal beträgt 263 584 Euro, der vom Land mit voraussich­tlich 31 150 Euro bezuschuss­t wird.

Das Haushaltsv­olumen 2021 beläuft sich laut Plan auf 297 720 Euro, das sind 7000 Euro mehr als im Vorjahr. Der Anteil der Instrument­e aus der Blasmusik betrage bei den Unterricht­eten 50,85 Prozent, so Mussotter, gefolgt von Gitarre. Der größte Abmangel entstehe aufgrund von Einzelunte­rrichten, dort sei jedoch auch der größte Lernerfolg zu erkennen.

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FOTO: OLIVER BERG/DPA Gitarre ist eines der beliebtest­en Instrument­e an der Musikschul­e.

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