Wachsam bleiben
Nicht minder zum Scheitern beigetragen hat der enorme Aufschrei in Fankreisen. Vor allem in England und Deutschland schlugen die Anhänger gegen die Pläne Alarm. Das krachende Aus des Elitegebarens sei einerseits „ein Erfolg, aber andererseits auch nicht, weil wir ja sehr viel mehr kritisieren“, sagte Helen Breit, Vorsitzende des Fanbündnisses „Unsere Kurve“. Auch die „neue“Königsklasse, die unter anderem mehr Mannschaften, eine Vorrunde nach dem Schweizer Modell und zwei Startplätze auf Basis vergangener Erfolge vorsieht, sehen die Anhänger nämlich kritisch. Die Reform der Champions League sei „Beleg der Tendenz, die zu einer immer größeren finanziellen Differenzierung zwischen den großen und etwas schwächeren Vereinen führt“, mäkelte Sig Zelt, Sprecher des Fan- und Ultragruppen-Bündnisses ProFans.
International wird die „Totgeburt“(„Sport“) der Super League indessen „als Sieg für die Fans“(„Sun“) gefeiert. „Die Gier wurde besiegt“, titelte beispielsweise die „Daily Mail“. Der Fußball „der Eliten hat keine Zukunft“, schrieb „Corriere della Sera“. Der „Mirror“sieht gar „neue Hoffnung für den Fußball“. Wie lange diese Hoffnung anhält, wird sich zeigen.
Angetreten, um den Fußball grundlegend zu verändern, bleiben von der Super League am Ende nur Spott und Häme. Geboren am 18., beerdigt am 20. April 2021 – wann haben sich Sportfunktionäre jemals ein schnelleres K.o.-System ausgedacht? Ja, die Fans dürfen lachen und jubeln. Nach zwei Tagen der Unsicherheit und Wut haben sie die Gewissheit: Die Stimme der Anhänger zählt nach wie vor im Profifußball. Doch muss ihnen klar sein: Die Abwehr des SuperSpuks wird nicht von Dauer sein, das Streben der Großinvestoren nach immer mehr Profit wird sich auch durch diese Niederlage nicht ändern. Die Eliteclubs haben ihre Grenzen ausgetestet und werden ihre Ziele in Zukunft sicher mit mehr Vorsicht verfolgen. Für die Fußballbasis heißt das: trotz Freude wachsam bleiben.