Narrenzunft Gole plant ein Corona-Notprogramm
Digitale Maskenträgerversammlung mit originellen Ideen für ein „bissle Fasnet“trotz Pandemie
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RIEDLINGEN - Aufgrund der bestehenden Pandemiebeschränkungen hat der Auftakt der Riedlinger Fasnet nicht im Riedlinger Sportheim stattgefunden, sondern jeder blieb zu Hause vor seinem PC, Tablet oder Handy. Abgesagt sind Narrentreffen und Umzüge. Trotzdem soll es „ein bissle Fasnet“geben – mit Narrenbaum, närrisch dekorierter Stadt und digitalem Zunftball.
Die Narrenzunft Gole, unter Vorsitz von Zunftmeister Thomas Maichel, hatte eingeladen zu einer digitalen Versammlung und eine Videokonferenz organisiert. 91 Teilnehmer haben sich eingewählt und da einige Paare und Familien gemeinsam vor dem Bildschirm saßen, waren es ungefähr gleich viele Narren wie jedes Jahr im Sportheim auch.
Gefehlt hat natürlich die Enge, der Fanfarenzug und das gemeinsame Singen. Es gab kein Golebüchle, keine Laufbändel und keine Fahrkarten zu Narrentreffen zu kaufen. Dennoch war bei allen die Wiedersehensfreude groß, wenn auch die Software nur winzig kleine Bilder gezeigt hat. Zunftmeister Thomas Maichel präsentierte sich – wie alle anderen Narrenräte auch – im Häs und hatte als Hintergrundbild ein sehr stimmungsvolles Bild ausgewählt, welches fröhliche Boppele auf dem Riedlinger Marktplatz zeigt.
Dies sei eine Hommage an das diesjährige Jubiläum der Zunft: 90 Jahre Boppele. Bevor Maichel die Sitzung offiziell eröffnen konnte, gab es von ihm noch kleine Hinweise zur Technik: „Wenn ihr das Mikrofon eingeschaltet habt, können euch alle hören.“Denn das Mikro sollte für die nächste knappe Stunde ihm gehören, damit er die Ideen und die bisherigen Planungen der Narrenzunft Gole bekannt geben konnte.
„Eine Jahreszeit wie die Fasnet kann man nicht einfach absagen“, sagte er und man hat sich im Narrenrat verständigt auf ein „Corona-Notprogramm“.
Abgesagt sind sämtliche Narrentreffen, alle Umzüge, es gibt keine Häsausgabe und höchstens – je nach Pandemielage – einige Spontanaktionen im Freien. Aber er hatte auch Erfreuliches auf seiner Liste. Viele kreative und originelle Ideen sind gesammelt worden, wie man ein gewisses Fasnetsfeeling auch ohne Schunkeln, Singen, Musik und Wirtshäuser aufkommen lassen kann. So wird die Stadt närrisch mit Wimpeln dekoriert. Auch die Geschäftsleute rund um den Stock werden gebeten, ihre Schaufenster in einem närrischen Gewand zu zeigen. Statt Schulunterricht werden an die betreffenden Klassen der Grundschule und der St. Gerhardschule „Gole-Schulhefte“ausgegeben. Und für alle Kinder wird ein Malwettbewerb ins Leben gerufen.
Auch der traditionelle Narrenbaum wird auf dem Marktplatz gesetzt werden, allerdings ohne Publikum und Personal: ein Kran wird ihn nach oben stemmen. Von der Straßenfasnet bleibt nur der Verkaufsstand mit Goledekos übrig und geplant ist, diesen freitags in den Wochenmarkt zu integrieren. Besuche des Gole und seiner Zunft sind unter Umständen möglich, allerdings nur im Freien, so etwa im Garten des Manoppstifts und vor den Kindergärten. Die Kinder bekommen Golemalbüchle geschenkt und können sich so mit der Fasnet befassen.
Statt der geplanten Narrenbälle gibt es eine digitale Veranstaltung, die am Samstagabend (13. Februar) für jedermann zugänglich ausgestrahlt wird. Die Dreharbeiten beziehungsweise die Aufzeichnung der Sendung erfolgt schon im Januar unter der Regie und dem Knowhow von Narrenrat Michael Setz, der für seine Firma ein Hygienekonzept aufgestellt hat. Allzu viel wurde noch nicht verraten, aber es wird eine Art „Late-Night-Show“sein mit dem bewährten Moderatorenteam Christoph Selg und Frank Steinhart, die Gäste auf ihr Sofa einladen, welche ein wenig „aus dem Nähkästchen“plaudern werden. Dazwischen gibt es Einspielungen alter Videoclips von Narrenbällen, Live-Vorträge und Musik mit der bewährten Partyband „Time Square“.
Auf dem heimischen Sofa kann man die Show genießen und eine sehr nette Idee dazu gibt es von Deborah Springer vom Gole-Ballett. Man kann Päckchen ordern mit Essen und Getränken. Angeboten wird ein „Kuttla-Körble“, eine „Kupfernäsen-Partybox“und für Kinder ein „Freches Fröschle Paket“. In jedem Paket finden sich auch Lose (zum Beispiel Eintrittskarten für die Bälle 2022 und fürs Golebähnle) und die Gewinner werden während der samstäglichen Show live gezogen. Diese Schmankerln können über den Onlineshop der Narrenzunft Gole bestellt werden, der ab 15. Januar geöffnet sein soll.
Das traditionelle Froschkuttelessen am Fasnetsdienstag findet ausschließlich digital statt: jeder kann sich einen Teller Kutteln vor seinen Bildschirm stellen und Maichel betonte, dass es dafür aber keinen Button geben wird und dieses Ersatzessen zählt auch nicht für die Orden. Neu und interessant ist, dass es erstmals ein gemischtes Essen sein wird, denn auch Frauen können daran teilnehmen.
Einen Kalender im DIN A4 Format wird die Zunft anstatt des Golebüchles produzieren, der seinen Beginn ab März 2021 hat und bis Februar 2022 geht, ein wahrhafter Fasnetskalender also. Der kann im Buchhandel, in den Apotheken und Bäckereien abgeholt werden und die schönen Aufnahmen und die informativen Texte zeigen auch, dass die Narrenzunft das ganze Jahr über rührig ist.
Nach einer knappen Stunde bat Maichel alle Teilnehmer ihre Mikros einzuschalten und beendete die Sitzung mit einem gemeinsam gesungenen Golelied, welches sich zäh und ein wenig schräg anhörte.