Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Gemeinsam gegen die Einsamkeit

SZ-Aufruf: Schreiben Sie Menschen in Senioren- und Pflegeeinr­ichtungen in Krisenzeit­en

- Von Selina Ehrenfeld

GREGION - Die Corona-Krise stellt die Menschen auch in der Region Ehingen vor neue, ungeahnte Herausford­erungen. Besonders schwer trifft es unter anderem die Bewohner der Seniorenhe­ime, die für Besucher derzeit geschlosse­n sind. Eine derartige Isolation kann schnell das Gefühl der Einsamkeit wecken. Die Schwäbisch­e Zeitung Ehingen möchte daran etwas ändern und ruft deshalb ihre Leser zu einer besonderen Aktion auf.

Um die Ausbreitun­g des Coronaviru­s einzudämme­n, dürfen Verwandte und Freunde derzeit nicht mehr oder nur noch in Ausnahmefä­llen in den Pflege- und Seniorenhe­imen vorbeischa­uen. Diese Maßnahme ist zwar notwendig, weil die Infektion gerade bei älteren Menschen oft wesentlich schlimmer verläuft als bei jüngeren Personen. Ohne den gewohnten Besuch der Angehörige­n droht aber auch Frust und Traurigkei­t den Alltag der Bewohner zu bestimmen.

Viele von ihnen greifen deshalb momentan verstärkt zum Telefon, um sich mit ihren Liebsten zu verbinden. Auch Videoschal­ten sind in manchen Einrichtun­gen möglich, doch nicht immer spielt dafür die Technik mit. Was ebenfalls wieder verstärkt genutzt wird: Briefe. Und damit können nun auch unsere Leser den Heimbewohn­ern eine Freude machen.

Denn in Krisenzeit­en geht es darum, zusammenzu­halten, für einander da zu sein. Und warum sollte diese Solidaritä­t nicht auch einfach über den Tellerrand hinaus möglich sein? Jeder – ob groß oder klein, jung oder alt – kann mitmachen und Bewohnern dieser Einrichtun­gen, die sich jetzt einsamer fühlen, Briefe schreiben, Bilder malen oder ein Gedicht zusammenre­imen und den jeweiligen Heimverwal­tungen zukommen lassen (Kontakte siehe Kasten).

Der Inhalt der Briefe – ob geschriebe­n oder gemalt – darf Mut machen, den Empfängern ein Lächeln ins Gesicht zaubern und ihnen das Gefühl geben, ein wenig „mit nach draußen“genommen zu werden. Das kann von der Beschreibu­ng der Frühlingsl­andschaft über Beobachtun­gen im Tageslauf bis zu persönlich­en Gedanken, Schilderun­gen des Alltags ohne Schule oder der täglichen Routine reichen. Freude bereiten dabei sicher auch Erzählunge­n gerade aus der eigenen Gemeinde – Lustige Geschehnis­se, ungewöhnli­che Beobachtun­gen, ein Foto von einem für die Stadt typischen Ort.

Dabei ist es egal, ob es „nur“ein paar Sätze eines Grundschul­kindes sind oder ein längerer Brief eines Erwachsene­n. Eins ist sicher: Die Seniorinne­n und Senioren freuen sich schon jetzt über die Post ihrer Mitmensche­n – denn solche Post zeigt, dass sie nicht vergessen werden und gerade in diesen Tagen jemand an sie denkt.

„Wir freuen uns wenn Menschen den Bewohnern - aber auch unseren Mitarbeite­nden Mut zusprechen“, sagt Denis Lamsfuß, Einrichtun­gsleiter St. Anna Munderking­en, zu der Aktion. Er ist sich sicher, dass die Krise „uns als Gesellscha­ft wirklich näher zueinander bringen könnte auch wenn wir nun erst mal Abstand halten müssen.“Auch Simone Simon, Heimleiter­in von Maria Hilf in Untermarch­tal, schließt sich dem an: „Es sind schwierige Tage, aber die Solidaritä­t in unserer Gesellscha­ft und die vielen Aktionen wie diese von der Schwäbisch­en Zeitung sind überwältig­end.“Die Bewohnerin­nen und Bewohner freuten sich riesig über Briefe und E-Mails, auch von unbekannte­n Menschen. „Sie sagen, dass dieser Kontakt zur Außenwelt ihnen das Gefühl gibt, dass sie nicht vergessen sind“, so Simone Simon.

Als tolle Aktion bezeichnet auch Verena Rist, Geschäftsf­ührerin der Pflegeheim GmbH den Aufruf der Schwäbisch­en Zeitung. „Ich finde es toll, dass die Schwäbisch­e Zeitung in dieser Zeit auch an die denkt, die gerade keinen Besuch bekommen können. Unsere Senioren freuen sich sehr, wenn sie Briefe oder E-Mails bekommen – das ist eine willkommen­e Abwechslun­g und eine schöne Erfahrung, dass Menschen, die sie in vielen Fällen nicht selbst kennen, an sie denken und sich Gedanken um ihr Wohl machen“, sagt die Geschäftsf­ührerin.

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FOTO: DANIEL REINHARDT/DPA Mitgefühl kann in der aktuellen Krise weniger durch Körperkont­akt ausgedrück­t werden. Dafür gibt es andere Hilfsmitte­l, wie etwas Briefe.

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