Oldtimer der Lüfte locken Hunderttausende an
Das Dornier-Museum in Friedrichshafen feiert seinen zehnten Geburtstag und zeigt Schätze aus dem Archiv
E● inmal durch die Lüfte schweben und die Welt von oben sehen: Der Traum vom Fliegen begleitet die Menschen wohl schon seit Anbeginn. Doch da der Mensch nicht mit Flügeln ausgestattet ist, behalfen sich viele Pioniere der Luftfahrt anderweitig – so auch im vergangenen Jahrhundert bei der Friedrichshafener Firma Dornier. Viele der technischen Innovationen aus dem Hause Dornier sind heute Legenden unter den Flugmaschinen. Ein Großteil davon ist im Dornier Museum zu bewundern, das in diesem Jahr sein zehnjähriges Bestehen feiert.
Bereits auf dem Vorplatz des modernen Museumsgebäudes, dessen Form an einen Hangar angelehnt ist, steht eines der bekanntesten Flugzeuge aus der Dornier-Geschichte: Der Senkrechtstarter „Do 31“. Insgesamt 14 Flugzeuge sind im Dornier Museum ausgestellt, teils in dem großen Hangar, teils auf dem weitläufigen
Außengelände. Die meisten davon sind Originale, sowie einige Nachbauten. Der Impuls, das Erbe der Firma Dornier in Form eines Museums am Leben zu halten und öffentlich zugänglich zu machen, stammt von Silvius Dornier, dem Sohn von Unternehmensgründer Claude Dornier. Mit rund 100 000 Besuchern pro Jahr ist das Museum direkt am Bodensee-Airport mittlerweile eines der erfolgreichsten privat getragenen Museen in Deutschland.
Während die jüngsten Museumsbesucher mit kleinen Tretflugzeugen durch den Hangar flitzen, staunen die erwachsenen Besucher über die ausgeklügelte Technik, die in den Oldtimern der Lüfte bereits verbaut worden ist. Und wundern sich zum Beispiel amüsiert über das überaus knapp bemessene WC in einem der ersten Passagierflugzeuge, das im Hangar zu besichtigen ist. Über die Jahre sind immer wieder neue Exponate hinzugekommen, die entweder die Dauerausstellung ergänzen oder nur für eine begrenzte Zeit als Gastflugzeuge zu sehen sind. Der jüngste Neuzugang ist die „Dornier Seastar“, ein Flugboot aus dem Jahr 1984, das sowohl auf dem Land als auch auf dem Wasser starten und landen kann.
Neben dem Thema Luftfahrt finden auch andere Bereiche, in denen Dornier aktiv war, Platz im Museum. So etwa in einer Ausstellung zum Thema Raumfahrt: In den 1960erJahren war Dornier an der Entwicklung und dem Bau von Satelliten beteiligt. Zum zehnjährigen Bestehen bietet eine neue Sonderausstellung zudem Einblicke in den Fundus des Museums: „Von A bis Z – eine Reise zu den Schätzen des Archivs“zeigt dabei zu jedem Buchstaben des Alphabets ein Exponat. „Das sind alles Gegenstände, die bisher noch nie ausgestellt wurden“, erklärt Museumssprecher
Philipp Lindner. Bestaunen können die Besucher unter anderem ein Kinderauto, das einst als Lehrlingsstück in der DornierWerkstatt gebaut wurde sowie von ehemaligen Mitarbeitern kreativ umfunktionierte, alte Holzpropeller.
Für Aufsehen sorgte im Zusammenhang mit dem Museum in den vergangenen Jahren jedoch vor allem ein prominentes Flugzeug: Die Lufthansa-Maschine „Landshut“, die 1977 von Terroristen entführt und schließlich in Mogadischu von der GSG9 befreit wurde. Im September 2017 wurde das Flugzeug nach Friedrichshafen transportiert, wo es seither in einem Hangar steht. Bis sie das geschichtsträchtige Fluggerät in einem Sondermuseum begutachten können, müssen sich Besucher jedoch noch gedulden: Derzeit arbeite die wissenschaftliche Projektleitung an der Ausarbeitung eines Konzeptes, teilt Lindner mit. Für die „Landshut“ soll ein neuer Museumsteil gebaut werden, der die Geschichte des Flugzeugs in vollem Umfang beleuchtet. Wann das rund zehn Millionen Euro teure Projekt abgeschlossen werden könnte, dafür wollen die Beteiligten derzeit noch kein Datum nennen.
Das Dornier Museum Friedrichshafen hat täglich von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Am 10. und 11. August werden wieder zahlreiche Besucher zu den Do-Days erwartet. Dann gibt es auch Gastmaschinen am Boden und in der Luft zu bestaunen.