Rezepte gegen Ärztemangel
ULM (mö) - Angesichts der großen Zahl an Bewerbern für das Fach Humanmedizin und des Ärztemangels, der vor allem im ländlichen Raum zu einer deutlichen Unterversorgung führt, greifen die Bundesländer zu unterschiedlichen Maßnahmen. In Baden-Württemberg plant die grünschwarze Koalition 150 neue Studienplätze. Die CDU fordert außerdem eine Landarztquote von zehn Prozent bei der Medizinstudienplatzvergabe. In Bayern sollen fünf Prozent aller Medizinstudienplätze für künftige Landärzte reserviert werden. Die besseren Chancen auf einen Medizinstudienplatz sollen den Anreiz erhöhen, sich für eine Niederlassung außerhalb der Städte zu entscheiden.
Nordrhein-Westfalen führt zum Wintersemester 2019/20 die Landarztquote in Medizin-Studiengängen ein. Wer sich verpflichtet, zehn Jahre als Hausarzt in einer unterversorgten Region zu arbeiten, kann sich auf einen der rund 170 Landarzt-Studienplätze bewerben – unabhängig vom Numerus clausus. Weiter können die Länder bis zu 20 Prozent ihrer Studienplätze über eine Vorab-Quote zur Umsetzung eigener politischer Ziele beanspruchen: „Beispielsweise für künftige Hausärzte auf dem Land.“Auch dürfen die Länder künftig beruflich Qualifizierten ohne Abitur den Weg zum Medizinstudium ebnen. Das könnten zum Beispiel Rettungssanitäter sein. Doch wo hakt der Unterschriften-Marathon, damit der Vertrag in Kraft treten kann? Im Wissenschaftsministerium eines ostdeutschen Bundeslandes weist der zuständige Referatsleiter auf ungeklärte Detailfragen hin.
Selbst in der Stiftung für Hochschulzulassung in Dortmund, die die Neuregelung umsetzen muss, weiß man nicht, ob die Länder die vom Bundesverfassungsgericht gesetzte Frist einhalten und Ende 2019 umsetzen können: Sprecher Patrick Holtermann sagt: „Das Inkrafttreten des Staatsvertrags erfolgt vermutlich am 1. Dezember 2019 – aber die Stiftung für Hochschulzulassung kann diesen Termin nicht verifizieren, da zuvor die Ratifizierung allerorts vollständig abgeschlossen sein muss.“Das sei Ländersache. Immerhin: „Es steht jedoch außer Frage, dass sich alle Beteiligten größte Mühe geben, diesen Termin einzuhalten.“