Die Sekretärin ist der bessere Sprachassistent
Erstaunlicherweise verkaufen uns Technologiekonzerne gerne Dinge als neu, die es schon sehr lange gibt. Aktuelles Beispiel: der Sprachassistent. Dabei handelt es sich um ein Gerät, das auf Zuruf zum Beispiel die aktuelle Wetterprognose vorlesen oder einen Termin in den Kalender eintragen kann. Mit ein bisschen Fingerspitzengefühl lässt sich so ein Sprachassistent auch für ein Diktat nutzen, auch wenn das ein wenig von der sauberen Aussprache abhängt. Allerdings: Die im Rückzug befindliche Sekretärin beherrschte all diese Disziplinen
bereits am Anfang des vorigen Jahrhunderts – mehr noch, sie konnte Steno!
Stenografie ist eine frühe Form der SMS und WhatsApp-Nachricht. Denn auch sie zeichnete sich dadurch aus, in stark verkürzter Weise Dinge auszudrücken – ungeachtet ihrer inhaltlichen Sinnhaftigkeit, beziehungsweise Unsinnigkeit. Aber zurück zum Sprachassistenten, dessen Vorläufer also der menschliche Sekretär war.
Leider ist er sehr fehleranfällig. Von einem Sprachassistenten namens Siri ist zum Beispiel überliefert, dass dieser gerne auf Empfang geht, wenn jemand geräuschvoll einen Reißverschluss öffnet. Das Gerät hält das „Rrritsch!“für einen Zuruf und meint dann, genau hinhören zu müssen, was für den Datenschutz natürlich eine Katastrophe ist – und eine Indiskretion. Die meisten Sekretärinnen und Sekretäre aus früherer Zeit reagierten auf die Geräuschentwicklung eines Reißverschlusses überhaupt nicht. Sie waren geradezu Sinnbild von Diskretion. Und Kaffee kochen konnten sie auch noch. (nyf)