Erinnerungen an die Zeit im Frauenknast
Schauspielerin Jasmin Tabatabai spielt mit ihrer Band im Ulmer Zelt
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ULM - 22 Jahre ist es her, dass die Schauspielerinnen Jasmin Tabatabai und Katja Riemann zusammen auf dem Dach eines Hamburger Hochhaus standen und mit „Bandits“über Nacht berühmt wurden. Und genau jenes Lied, „Catch Me“, dass sie in dieser Szene mit ihrer FrauenknastBand spielten, sang JasminTabatabai am Samstagabend im Ulmer Zelt, jedoch in einer völlig anderen Version. Auch sonst erinnerte an diesem Abend nur wenig an jene Frau, die damals so ruppig und knurrig auf der Leinwand zu sehen war, oder an die kantige Kommissarin, die sie seitdem ein paar Mal im deutschen Fernsehen gegeben hat.
Nein, an diesem Samstagabend bekam das Ulmer Publikum eine ganz andere Seite der Schauspielerin, Synchronsprecherin und Musikerin zu sehen und zu hören. Eine, die keine Lederjacke, sondern ein wallendes Blumenkleid trägt, und schwarze Lackpumps statt Turnschuhe. Eine, die gerne von ihren drei Teenagern erzählt und auch über sie singt. Im Programm angekündigt waren deutschsprachige Chansons im JazzStil der 1920er-Jahre – und die gab es auch zu hören, aber eben nicht nur. Tabatabai zeigte eine Bandbreite, sowohl stimmlich als auch inhaltlich, die ihr manch einer im Publikum wahrscheinlich nicht zugetraut hatte. Mal gab es sinnliche Liebessongs auf Englisch zu hören, in denen sie abwechselnd ins Mikrofon hauchte und gurrte, dann amüsante deutsche Coverversion von Reinhard-Mey-Liedern.
Mit ihr auf der Bühne: das DavidKlein-Quartett, mit dem sie mittlerweile zwei Jazz-Alben aufgenommen hat. Klein ist dabei nicht nur der Kopf der Band, sondern auch der Songschreiber und selbst ein hervorragender Musiker, genauso wie die anderen Musiker im Quartett. Vor allem in den Jazz-Stücken gab es immer wieder gelungene Solo-Einlagen der vier Musiker zu hören, die für viel Zwischenapplaus sorgten. Mal fühlte sich das Publikum dabei tatsächlich in das Feeling der 1920er-Jahre zurück versetzt, mal in einen verrauchten Nachtclub. Zwischendurch spielten sich die 52-Jährige und der Schweizer Musiker verbal die Bälle bei den Ansagen zu, wodurch die Zuschauer einiges über ihre gemeinsame Filmsong-Leidenschaft und ihr Familienleben erfuhren.
Tower of Power, Jasmin Tabatabai und BAP – 2019 scheint es dem Team des Ulmer Zelts erneut gelungen zu sein, ein äußerst abwechslungsreiches Programm auf die Beine zu stellen und mit Konzerten wie diesem auch Musiker nach Ulm zu bringen, die die kleine Großstadt sonst wahrscheinlich nicht einmal auf einer Landkarte finden würden. Wobei: Tabatabai kennt Ulm schon seit ihrer Kindheit, zumindest dem Namen nach, denn ihre Großmutter mütterlicherseits stammt aus Ulm, wie sie auf der Bühne verriet.