Hollywoodstar mit badischen Wurzeln
Die amerikanische Schauspielerin Meryl Streep wird 70 Jahre alt
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FRANKFURT (epd) - „Kramer gegen Kramer“, „Eiserne Lady“, „Der Teufel trägt Prada“– Meryl Streep ist eine der beliebtesten Schauspielerinnen weltweit und bekam so viele Auszeichnungen wie kaum ein anderer Hollywoodstar. Am 22. Juni feiert sie ihren 70. Geburtstag.
An Rollen scheint es ihr nie zu mangeln: Gerade hat Meryl Streep „The Laundromat“(„Der Waschsalon“) von Steven Soderbergh gedreht, in dem sie eine investigative Journalistin verkörpert, die Geldwäsche und Steuerhinterziehung in Politikerkreisen nachgeht. Im vergangenen Jahr spielte sie in Steven Spielbergs „Die Verlegerin“die legendäre Herausgeberin der „Washington Post“, Kay Graham. Diese hatte mit der Veröffentlichung der „Pentagon Papiere“ein politisches Erdbeben ausgelöst. „Ich habe viele mutige Frauen gespielt, an die ich niemals heranreichen kann“, sagte Streep über diese Rolle.
In mehr als 70 Filmen stand die Schauspielerin vor der Kamera. Sie ist berühmt für ihre intelligente, emotionale Darstellung ganz unterschiedlicher Frauentypen, ob Gewerkschaftsaktivistin („Silkwood“), HolocaustÜberlebende („Sophies Entscheidung“) oder Countrysängerin („Robert Altman’s Last Radio Show“).
Meryl Streep, schlank, silberblond, mit fröhlich-femininer Ausstrahlung, steht zu ihrem Alter. Sie hält nichts von kosmetischen Eingriffen, wie sie sagt. Als Mary Louise Streep kommt Meryl 1949 in Summit im US-Bundesstaat New Jersey auf die Welt. Sie ist die Tochter einer Grafikerin und eines Pharma-Managers, beide mit europäischen Wurzeln. Meryls Ururgroßeltern väterlicherseits, Gottfried und Rosina Streeb, waren einst aus Loffenau im Kreis Rastatt eingewandert.
Früh theaterbegeistert studiert Meryl Streep Schauspiel, hat auf Anhieb Erfolg, wird am Broadway engagiert. Neben ihrer Filmarbeit bleibt die Bühne für sie immer faszinierend. Ihre Filmkarriere beginnt mit kleinen Rollen bei großen Regisseuren wie Woody Allen („Manhattan“, 1979) und auch im Fernseh-Vierteiler „Holocaust“, der 1978 in Deutschland für Aufsehen sorgt. Den Durchbruch erlebt die junge Schauspielerin 1979 mit „Kramer gegen Kramer“. Streep spielt eine Mutter, die sich im Sorgerechtskampf mit Dustin Hoffman verausgabt. Und bekommt dafür ihren ersten Oscar. Berühmt ist Meryl Streep auch für ihre Parts als Liebende, mit Robert Redford in „Jenseits von Afrika“(1985) oder mit Clint Eastwood in dessen packendem Melodram „Die Brücken am Fluss“(1995).
Es scheint, dass gerade Selbstzweifel, die sie offen zugibt, Streep zu ihrem eindrucksvollen Spiel bringen: Sie lotet emotionale Tiefen aus und vermittelt feinste Gefühlsregungen ihrer oft neurotischen, schwierigen Heldinnen. 2011 wird sie als alternde Margaret Thatcher gefeiert. Für „Die Eiserne Lady“bekommt sie ihren dritten Oscar.
Von hinreißend-komisch bis streng
Streep scheint immer ganz in ihrer Figur aufzugehen: als strenge katholische Schuldirektorin in „Glaubensfrage“, als machtbewusste Modechefin in „Der Teufel trägt Prada“, als Heimchen am Herd („Wie beim ersten Mal“) oder als kaltherzig-dominante Mutter („Im August in Osage County, 2013“). Hinreißend komisch spielt und singt sie in dem Fantasy-Musical „Into the Woods“(2017), kommerziell genauso ein Riesenerfolg wie 2008 die Abba-Hommage „Mamma Mia!“.
Eine große Bedeutung für sie hat die eigene Familie. Seit 1978 ist sie mit dem Bildhauer Don Gummer verheiratet – in der Filmszene sind sie eines der raren langjährigen Paare. Sohn Henry, Musiker, wird 1979 geboren, drei Töchter folgen, mittlerweile hat sie auch ein Enkelkind. Ihre Töchter Mamie und Grace sind Schauspielerinnen, standen schon mit ihrer Mutter vor der Kamera, Louisa ist Model.
Meryl Streep tut gern und deutlich ihre Meinung kund, ist als Unterstützerin der Demokraten und als Trump-Kritikerin bekannt. 2017 sorgte die Schauspielerin für Schlagzeilen, als sie bei der Verleihung der Golden Globes eine flammende Rede hielt und Donald Trump attackierte: „Wenn die Mächtigen ihre Position benutzen, um andere zu tyrannisieren, dann verlieren wir alle.“