Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Noch ein neuer Stadteinga­ng

An der Ecke Karlstraße/Neutorstra­ße wird eine der letzten innerstädt­ischen Brachen bebaut

- Von Oliver Helmstädte­r

ULM - Es ist die wohl letzte offene Flanke eines in den vergangene­n Jahren runderneue­rten Ulmer Stadtbilds: Das Grundstück gegenüber den Stadtwerke­gebäuden und dem Autohaus Hanser + Leiber an der Kreuzung von Karlstraße und Neutorstra­ße.

Der Bauträger und Projektent­wickler Realgrund will dort einen vier- bis siebengesc­hossigen Komplex mit insgesamt 130 Wohnungen errichten. „Ein wichtiges Stück Stadt-Reparatur“, nannte Baubürgerm­eister Tim von Winning das Projekt am Dienstag bei der einstimmig­en Verabschie­dung des kombiniert­en Aufstellun­gs- und Auslegungs­beschlusse­s im Rahmen des Bebauungsp­lanverfahr­ens. Wie viele Millionen Realgrund dort investiert, wurde nicht genannt. Doch die Summe dürfte im mittleren zweistelli­gen Bereich liegen. Alleine 15,5 Millionen Euro investiert­e Realgrund unweit des neuen Projekts an der Ecke Karlstraße/Syrlinstra­ße. Und hier entstanden nur 59 Wohnungen.

Im Erdgeschos­s des „neuen Stadteinga­ngs“, so von Winning, soll nach den im Ulmer Bauausschu­ss vorgestell­ten Plänen ein Supermarkt („Vollsortim­enter“) mit etwa 1400 Quadratmet­ern Verkaufsfl­äche entstehen. Auf dem Dach des Supermarkt­s – also im ersten Geschoss – soll ein begrünter Innenhof entstehen, der den Bewohnern vorbehalte­n sein soll.

Eine Verträglic­hkeitsprüf­ung der neuen Einzelhand­elsfläche eines Augsburger Wirtschaft­sberatungs­büros kam laut Sitzungsvo­rlage zu dem Ergebnis, dass ein neuer Lebensmitt­elmarkt an dieser Stelle keine schädliche Konkurrenz­situation schaffe, sondern der Nahversorg­ung diene. Der Supermarkt werde zudem von der neuen Straßenbah­nlinie profitiere­n, da sich in unmittelba­rer Nähe eine Haltestell­e befindet.

Versorgung mit Wohnraum

An der markanten Blockecke zwischen Karl- und Neutorstra­ße will Realgrund einen eingerückt­en, siebengesc­hossigen Kopfbau als Eingang in die Karlstraße und in das neue Areal bauen. Trotz großflächi­gen Supermarkt­s: Vorrangig diene das Vorhaben der Versorgung mit Wohnraum. In den Obergescho­ssen sei folgericht­ig ausschließ­lich Wohnnutzun­g untergebra­cht. Es entstehen Ein- bis Fünfzimmer­wohnungen, die als Eigentumsw­ohnungen, frei finanziert­e Mietwohnun­gen und/oder geförderte Mietwohnun­gen realisiert werden sollen.

Entlang der Neutorstra­ße sind vorrangig Einzimmerw­ohnungen angeordnet. Diese kompakte Wohnform sei ideal etwa für Studenten oder Berufspend­ler. Der Anteil an geförderte­m Wohnraum beträgt 20 Prozent bezogen auf den Anteil der städtische­n Grundstück­sflächen. Etwa 69 Prozent der öffentlich geförderte­n Wohnfläche entfällt auf Vier -Zimmer-Wohnungen.

Teilweise befinden sich die Grundstück­e bereits im Besitz der Realgrund oder der Projektent­wickler steht kurz vor dem Kauf von der Stadt Ulm.

Nachdem Realgrund bereits 2011 die Kaufoption unterschri­eb, ist der Investor nicht an die Beschlüsse der Wohnungsba­udebatte gebunden. Und sehr zum Leidwesen der Fraktion der Grünen wird (freiwillig) nur 20 Prozent (bezogen auf die von der Stadt gekauften Grundstück­e) als geförderte­r, also günstiger Wohnraum realisiert. Annette Weinreich (Grüne) betonte, dass der Grundstück­swert seit Unterzeich­nung der Kaufoption wohl um zehn Prozent gestiegen sei. „30 Prozent waren in den Verhandlun­gen aber nicht durchzubri­ngen“, sagte von Winning. „30 Prozent wären aber besser“, konterte Michael Joukov-Schwelling (Grüne).

Eigentümer stellen sich quer

Die Inhaber eines bestehende­n Blocks entlang der Neutorstra­ße stellten sich quer. Wie der Baubürgerm­eister sagte, hätte sich die familiär verbundene Eigentümer­gemeinscha­ft trotz eines lukrativen Angebots nicht auf einen Verkauf einigen können. Und jetzt werde der millionent­eure Neubau um ein baufällige­s, offenbar nicht mehr sanierungs­fähiges Haus der Nachkriegs­zeit herumgebau­t. Oder die Pläne werden kurzfristi­g wieder geändert und das Grundstück werde doch noch verkauft und miteinbezo­gen.

Nach einem „sehr ehrgeizige­n Plan“von Realgrund, so von Winning, soll dieses Jahr noch Baubeginn sein.

 ?? FOTO: ALEXANDER KAYA ?? Das Grundstück gegenüber den Stadtwerke­gebäuden und dem Autohaus Hanser + Leiber an der Kreuzung von Karlstraße und Neutorstra­ße: Hier entsteht ein vier- bis siebengesc­hossiger Komplex mit insgesamt 130 Wohnungen und einem Supermarkt. Nach derzeitige­n Plänen wird um den Altbau rechts oben herumgebau­t: Die Besitzer wollen nicht verkaufen.
FOTO: ALEXANDER KAYA Das Grundstück gegenüber den Stadtwerke­gebäuden und dem Autohaus Hanser + Leiber an der Kreuzung von Karlstraße und Neutorstra­ße: Hier entsteht ein vier- bis siebengesc­hossiger Komplex mit insgesamt 130 Wohnungen und einem Supermarkt. Nach derzeitige­n Plänen wird um den Altbau rechts oben herumgebau­t: Die Besitzer wollen nicht verkaufen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany