Noch ein neuer Stadteingang
An der Ecke Karlstraße/Neutorstraße wird eine der letzten innerstädtischen Brachen bebaut
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ULM - Es ist die wohl letzte offene Flanke eines in den vergangenen Jahren runderneuerten Ulmer Stadtbilds: Das Grundstück gegenüber den Stadtwerkegebäuden und dem Autohaus Hanser + Leiber an der Kreuzung von Karlstraße und Neutorstraße.
Der Bauträger und Projektentwickler Realgrund will dort einen vier- bis siebengeschossigen Komplex mit insgesamt 130 Wohnungen errichten. „Ein wichtiges Stück Stadt-Reparatur“, nannte Baubürgermeister Tim von Winning das Projekt am Dienstag bei der einstimmigen Verabschiedung des kombinierten Aufstellungs- und Auslegungsbeschlusses im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens. Wie viele Millionen Realgrund dort investiert, wurde nicht genannt. Doch die Summe dürfte im mittleren zweistelligen Bereich liegen. Alleine 15,5 Millionen Euro investierte Realgrund unweit des neuen Projekts an der Ecke Karlstraße/Syrlinstraße. Und hier entstanden nur 59 Wohnungen.
Im Erdgeschoss des „neuen Stadteingangs“, so von Winning, soll nach den im Ulmer Bauausschuss vorgestellten Plänen ein Supermarkt („Vollsortimenter“) mit etwa 1400 Quadratmetern Verkaufsfläche entstehen. Auf dem Dach des Supermarkts – also im ersten Geschoss – soll ein begrünter Innenhof entstehen, der den Bewohnern vorbehalten sein soll.
Eine Verträglichkeitsprüfung der neuen Einzelhandelsfläche eines Augsburger Wirtschaftsberatungsbüros kam laut Sitzungsvorlage zu dem Ergebnis, dass ein neuer Lebensmittelmarkt an dieser Stelle keine schädliche Konkurrenzsituation schaffe, sondern der Nahversorgung diene. Der Supermarkt werde zudem von der neuen Straßenbahnlinie profitieren, da sich in unmittelbarer Nähe eine Haltestelle befindet.
Versorgung mit Wohnraum
An der markanten Blockecke zwischen Karl- und Neutorstraße will Realgrund einen eingerückten, siebengeschossigen Kopfbau als Eingang in die Karlstraße und in das neue Areal bauen. Trotz großflächigen Supermarkts: Vorrangig diene das Vorhaben der Versorgung mit Wohnraum. In den Obergeschossen sei folgerichtig ausschließlich Wohnnutzung untergebracht. Es entstehen Ein- bis Fünfzimmerwohnungen, die als Eigentumswohnungen, frei finanzierte Mietwohnungen und/oder geförderte Mietwohnungen realisiert werden sollen.
Entlang der Neutorstraße sind vorrangig Einzimmerwohnungen angeordnet. Diese kompakte Wohnform sei ideal etwa für Studenten oder Berufspendler. Der Anteil an gefördertem Wohnraum beträgt 20 Prozent bezogen auf den Anteil der städtischen Grundstücksflächen. Etwa 69 Prozent der öffentlich geförderten Wohnfläche entfällt auf Vier -Zimmer-Wohnungen.
Teilweise befinden sich die Grundstücke bereits im Besitz der Realgrund oder der Projektentwickler steht kurz vor dem Kauf von der Stadt Ulm.
Nachdem Realgrund bereits 2011 die Kaufoption unterschrieb, ist der Investor nicht an die Beschlüsse der Wohnungsbaudebatte gebunden. Und sehr zum Leidwesen der Fraktion der Grünen wird (freiwillig) nur 20 Prozent (bezogen auf die von der Stadt gekauften Grundstücke) als geförderter, also günstiger Wohnraum realisiert. Annette Weinreich (Grüne) betonte, dass der Grundstückswert seit Unterzeichnung der Kaufoption wohl um zehn Prozent gestiegen sei. „30 Prozent waren in den Verhandlungen aber nicht durchzubringen“, sagte von Winning. „30 Prozent wären aber besser“, konterte Michael Joukov-Schwelling (Grüne).
Eigentümer stellen sich quer
Die Inhaber eines bestehenden Blocks entlang der Neutorstraße stellten sich quer. Wie der Baubürgermeister sagte, hätte sich die familiär verbundene Eigentümergemeinschaft trotz eines lukrativen Angebots nicht auf einen Verkauf einigen können. Und jetzt werde der millionenteure Neubau um ein baufälliges, offenbar nicht mehr sanierungsfähiges Haus der Nachkriegszeit herumgebaut. Oder die Pläne werden kurzfristig wieder geändert und das Grundstück werde doch noch verkauft und miteinbezogen.
Nach einem „sehr ehrgeizigen Plan“von Realgrund, so von Winning, soll dieses Jahr noch Baubeginn sein.