Pechstein will bis 2022 weitermachen
Der Sprung nach ganz oben bleibt für Augsburg und Stuttgart wohl ein Traum
PYEONGCHANG (dpa) - Eisschnellläuferin Claudia Pechstein will ihre Karriere bis zu den Olympischen Spielen 2022 in Peking fortsetzen. „Ich laufe vier Jahre weiter, dann muss es nächstes Mal halt Gold werden“, sagte die 45-Jährige am Freitag in Pyeongchang. Bei den Winterspielen in Südkorea hatte die Berlinerin als Achte über 5000 Meter eine Medaille klar verpasst. Pechstein misslang es, als älteste Frau der OlympiaGeschichte eine Medaille in einer Einzel-Disziplin zu holen.
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STUTTGART - Es gibt nicht viele Gegner einer Reform der 50+1-Regel in der Bundesliga (über die laut DFL übrigens erst am Jahresende entschieden wird), einer davon ist wenig überraschend Wolfgang Dietrich. Der VfBPräsident hat sich gegen noch mehr Kommerz im Fußball ausgesprochen, vermutlich aus Eigennutz: Sollten Schalke, Frankfurt, Berlin, Bremen, Gladbach, Hamburg oder Köln alsbald von einem 200-Millionen-Investor beglückt werden, dürfte es eng werden mit seinem Traum, mit den Stuttgartern bis in zwei, drei Jahren ins obere Tabellendrittel vorzustoßen.
Zumal Dietrichs eigener Plan, nach der Daimler AG bald einen zweiten Anteilseigner ins Boot zu holen und die restlichen noch möglichen 13,15 Prozent am VfB zu veräußern – was noch einmal 60 Millionen Euro bringen könnte, ins Stocken geraten ist. Das Thema sei „hochkomplex, darum machen wir keinen Schnellschuss“, sagt der 69-Jährige. „Wir haben immer gesagt, dass wir nicht nur jemanden wollen, der Geld bringt, sondern auch einen Mehrwert für den Club. Es ist nicht einfach, diese Mischung zu kriegen, darum werden wir uns Zeit nehmen.“Mitbewerber wie Gladbach und Schalke mittelfristig einzuholen, das dürfte also schwer werden.
Kein Verkaufsdruck in Stuttgart
Immerhin stehe der VfB finanziell gut da, die Lizenz bekomme man ohne Auflagen. „Mir ist vor allem wichtig, dass wir komplett handlungsfähig sind, was die Kaderplanung für die nächste Saison angeht“, sagt Dietrich. Das habe es beim VfB nie oder nur sehr selten gegeben. Es sei auch kein Druck da, am Saisonende Spieler zu verkaufen, bevor man Neue hole.
Sportvorstand Michael Reschke, von den Fans eher kritisch beäugt, nahm Dietrich erneut in Schutz: „Auf dieser Position hatte der VfB selten jemanden mit dieser Kompetenz und diesem Netzwerk. Ihn allein verantwortlich für den aktuellen Kader zu machen, finde ich unfair.“Reschke habe sich nach der Trennung von Jan Schindelmeiser im Sommer „in den Job gestürzt und innerhalb von zwei Wochen versucht, das Beste aus der Situation zu machen“. Nimmt man Dietrich beim Wort, ist er also nicht unbedingt zufrieden mit der Struktur des VfB-Personals. Im Sommer dürfte Arbeit zukommen auf Reschke.
Akolo statt Gomez?
Vor dem Derby am Sonntag (15.30 Uhr/Sky) beim FC Augsburg, in das der VfB mit vier Punkten Vorsprung auf Rang 16 geht, steht das gerade erst freudig begrüßte Sturmduo Gomez & Ginczek derweil schon wieder auf der Kippe. Mario Gomez wird von einer Grippe geplagt, konnte aber zumindest am Freitag wieder trainieren. Fällt er aus, könnte Chadrac Akolo eine Chance bekommen, Ginczek würde dann ganz nach vorne rücken. Eben auf Akolos Position, der 10, dürfte sich Reschke wohl noch Verstärkung wünschen, so der VfB die Klasse hält. Die Chancen stehen gut, sofern er in Augsburg, gegen Frankfurt und in Köln vier bis sechs Zähler einfährt.
Schon in Augsburg hängen die Trauben respektive Eiszapfen allerdings hoch. Seit acht Spielen hat der VfB das Derby nicht mehr gewonnen, vor dem 0:0 in der Hinrunde setzte es sieben Pleiten am Stück, und auswärts hat Stuttgart ja gerade mal zwei Zählerchen ergattert. Ob Holger Badstuber wieder ins Team rückt, ist offen. Korkut will dem Ex-Münchner keine Einsatzgarantie aussprechen. „Holger ist ein Profi. Genau das habe ich auch erwartet. Wir wir entscheiden, wird man sehen.“
Augsburg bleibt derweil vor Frankfurt das Überraschungsteam der Liga, wohl keiner hätte den Bayern Platz sieben nach zwei Saisondritteln zugetraut. Geht es nach den Chancen, die sich der FCA erspielte, müsste er noch weiter vorn stehen. Das Portal understat.com, das für jede Partie den „fairen Sieger“errechnet, würden Chancen nach ihrer Größe genützt, sieht den FCA in seiner fairen Tabelle sogar auf Rang vier, in der Tabelle, die die Punkte in Relation zum Aufwand respektive den Umsatzmillionen misst, sind die Augsburger sogar Erster. In der Realität trennen sie fünf Zähler von den Champions-League-Plätzen.
Baum macht auf Außenseiter
Ob eins, vier oder sieben: Trainer Manuel Baum und Manager Stefan Reuter haben aus bescheidenen Mitteln Großes gemacht. Dass die kleinen Schwaben im Gehaltsetat inzwischen gleichgezogen haben mit den großen, dürfte dem VfB zu denken geben. Billig Qualität einkaufen, teuer verkaufen und mit dem Erlös wieder auf Schnäppchenjagd gehen, so macht es Augsburg seit Jahren mit Erfolg – auch wenn es eine Sisyphus-Arbeit ist, die zuweilen auch in die Abstiegszone führen kann. Nach dieser Saison etwa könnte der FCA nicht nur Linksverteidiger und Senkrechtstarter Philipp Max verlieren, sondern auch den derzeit verletzten Torjäger Alfred Finnbogason. Die halbe Bundesliga buhlt um den Isländer. Zumindest im Angriff aber hat der Club schon vorgebaut: In Michael Gregoritsch kaufte er im Sommer für fünf Millionen einen Stürmer aus Hamburg, dessen Qualität der HSV mal wieder nicht erkannte.
Der Österreicher ist heute gesetzt, der verletzte Verteidiger Jeffrey Gouweleeuw aber wird dem FCA, der seine lang vernachlässigte Nachwuchsakademie extrem gepusht hat und inzwischen drei eigenen Talenten Spielzeit schenkt, aber fehlen. Noch immer macht Baum in Understatement. „Die Stuttgarter haben eine klare, gute und einfache Struktur. Darüber hinaus haben sie mit Zieler, Gomez, Aogo, Beck und Badstuber einige ehemalige deutsche Nationalspieler. Das ist eine richtig gute Truppe“, sagt er. „Wir dürfen nicht glauben: Nur weil sie in der Tabelle weiter hinten stehen, schießen wir sie problemlos aus dem Stadion – ganz und gar nicht.“Von den Namen der Spieler her würde Baum „die Favoritenrolle sogar eher den Stuttgartern zuschieben“.
Doch wenn Namen entscheidend wären, wäre der VfB wohl nie abgestiegen, und eine Mannschaft, die in den Herren Gouweleeuw, Baier und Finnbogason ihre Stützen hat, dürfte nie und nimmer auf einem EuropaLeague-Platz stehen. Es kommt auf die Inhalte an. Namen, das weiß Baum ganz genau, beziehen sich nur auf Bekanntheit und Vergangenheit.