Wie die Russen um die Fahne kämpfen
Bei der Abschlussfeier soll „OAR“Geschichte sein
PYEONGCHANG (SID) - Im Biathlon-Center hing die Sowjet-Fahne über der Bande, Journalisten tragen Buttons mit dem Aufdruck „Reporter für OAR“: Rund um den Auftritt Russlands ist bei Olympia in Pyeongchang derzeit viel Kreativität gefragt. Die Sportler verhalten sich weitgehend unauffällig. Doch reicht das, um zur Abschlussfeier wieder mit eigener Fahne auflaufen zu dürfen?
Keine russische Hymne, keine Embleme – die Olympischen Athleten aus Russland (OAR) müssen neutral auftreten. Die Russen scheinen die Auflagen ernst zu nehmen, die das IOC wegen des Doping-Skandals 2014 gegen sie verhängt hatte.
Störfälle gab es aber auch. Einen möglichen Verstoß erlaubte sich Shorttracker Semen Jelistratow, nachdem er Bronze über 1500 Meter gewonnen hatte. „Ich widme diese Medaille allen Jungs, die von den Spielen auf so eine unfaire Art und Weise ausgeschlossen wurden“, sagte der 27-Jährige. Diese Aussage könnte als Vergehen gewertet werden.
Für ein Zwischenzeugnis sei die Kommission von Nicole Hoevertsz zuständig, sagt IOC-Sprecher Mark Adams regelmäßig. Das Panel verfolgt das Verhalten der Russen und hebt oder senkt am Ende den Daumen. Es sei unmöglich, jeden Athleten im Auge zu halten, sagte Hoevertsz: „Wir werden den Gesamtauftritt beurteilen.“
Manche Länder sind skeptisch. So warnte Bundesinnenminister Thomas de Maizière das Internationale Olympische Komitee vor einer zu weichen Linie gegenüber Russland. „Das IOC sollte es sich gut überlegen, ob so früh der Druck schon wieder genommen werden kann“, sagte er mit Blick auf die mögliche Aufhebung der Suspendierung vor der Schlussfeier.
OAR mit nur wenig Erfolg
Sportlich kann das OAR-Team nicht mit den Erfolgen der früheren Großmacht mithalten. Nach 27 Medaillenentscheidungen lag das OAR-Team am Mittwoch mit einmal Silber und viermal Bronze in der Nationenwertung auf Rang zwölf.