Vereine legen für Defibrillator zusammen
Stadt Riedlingen hatte die Anschaffung des Geräts für die Realschule abgelehnt
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RIEDLINGEN - Dank einer Privatinitiative können bei Veranstaltungen in der Sporthalle der Riedlinger Realschule möglicherweise Leben gerettet werden. Zehn Vereine haben zusammengelegt, um einen Defibrillator anzuschaffen, ein Gerät, das bei gefährlichen Herzrhythmusstörungen durch starke Stromstöße die normale Herzaktivität wiederherstellen kann. Die Stadt hatte die Anschaffung abgelehnt.
Die Halle werde rege genutzt, zunehmend seien auch ältere Mitbürger sportlich aktiv, hatte der Vorsitzende des örtlichen Basketballvereins, Dr. Joachim Blersch, den Antrag auf Anschaffung eines Defibrillators gegenüber Riedlingens Bürgermeister Marcus Schafft begründet. Das sei mittlerweile fast Standard in öffentlichen Gebäuden. Schafft bestätigte in seinem Antwortschreiben zwar die Notwendigkeit eines solchen Geräts, verwies aber auf eine hausinterne Grundsatzentscheidung, dass die Stadt wegen der Folgekosten durch die Regelwartungen und wegen der regelmäßigen Werbefinanzierung diese Investition ablehne.
Rund 2000 Euro kostet ein solches Gerät mit Wandschrank und Schulungschip. Derselbe Gerätetyp befindet sich auch vor dem Rektorat der Realschule und ist den Lehrern somit bereits vertraut. Blersch wendete sich an die Vereine und fand zahlreiche Mitstreiter. An den Kosten beteiligen sich neben dem Basketballklub und Blersch selbst der TSV Riedlingen, die VHS Riedlinmgen, der FC Eichenau, die Spvgg Pflummern-Friedingen, der Badmintonverein, der TV Neufra und der SV Daugendorf, außerdem die Volksbank. Das Gerät wird am kommenden Wochenende bereits übergeben; die Vereinsverteter werden als Erste mit dem Gerät vetraut gemacht.
Auch jüngere Sportler sind vor plötzlichem Herzversagen nicht gefeit. Blersch führt einen Vorfall bei einem Volleyballspiel im Mai 2017 in Offenburg an, an dem auch ein Mitglied des Riedlinger Basketballklubs teilnahm. Eine junge Spielerin sei unmittelbar nach Ballannahme vor den Augen ihres fünfjährigen Kinds und ihres Mannes zusammengebrochen. Dank der glücklichen Fügung, dass ein Arzt in der gegnerischen Mannschaft sofort mit der Reanimation begann, und durch den Einsatz eines Defibrillators konnte ihr Leben gerettet werden. „In der Riedlinger Sporthalle ist im Regelfall weder ein Arzt in Rufweite noch kann bei der derzeitigen medizinischen Versorgung in Riedlingen ein rasches Eintreffen des Notarztes garantiert werden“, so Blersch. In der Vergangenheit habe man schon 20 Minuten auf ärztliche Hilfe gewartet.
Bei dem bestellten Defibrillator handelt es sich um ein „intelligentes“Gerät. „Das ist idiotensicher“, bestätigt Michael Mutschler, Geschäftsführer des DRK-Kreisverbands. Es sei intuitiv zu bedienen. Nach dem Einschalten wird man über eine Sprachansage instruiert, wo die Elektroden anzubringen sind und was weiter zu tun ist. Der Elektroschock kann nur ausgelöst werden, wenn tatsächlich Hezkammerflimmern oder -flattern vorliegt, das Gerät erkennt, ob eine Indikation zum Defibrillieren vorliegt. „Die Erfahrungen sind gut, es ist eine gute Investition, wenn man es braucht.“
Der DRK-Kreisgeschäftsführer Mutschler weist aber auch darauf hin, dass Basismaßnahmen wie die Herzdruckmassage und die Beatmung trotzdem nicht vernachlässigt werden dürfen. „Das Gerät ersetzt nicht die Tätigkeit des Helfers. Die Ausbildung von Ersthelfern ist nach wie vor unerlässlich.“