Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Vereine legen für Defibrilla­tor zusammen

Stadt Riedlingen hatte die Anschaffun­g des Geräts für die Realschule abgelehnt

- Von Berthold Rueß

RIEDLINGEN - Dank einer Privatinit­iative können bei Veranstalt­ungen in der Sporthalle der Riedlinger Realschule möglicherw­eise Leben gerettet werden. Zehn Vereine haben zusammenge­legt, um einen Defibrilla­tor anzuschaff­en, ein Gerät, das bei gefährlich­en Herzrhythm­usstörunge­n durch starke Stromstöße die normale Herzaktivi­tät wiederhers­tellen kann. Die Stadt hatte die Anschaffun­g abgelehnt.

Die Halle werde rege genutzt, zunehmend seien auch ältere Mitbürger sportlich aktiv, hatte der Vorsitzend­e des örtlichen Basketball­vereins, Dr. Joachim Blersch, den Antrag auf Anschaffun­g eines Defibrilla­tors gegenüber Riedlingen­s Bürgermeis­ter Marcus Schafft begründet. Das sei mittlerwei­le fast Standard in öffentlich­en Gebäuden. Schafft bestätigte in seinem Antwortsch­reiben zwar die Notwendigk­eit eines solchen Geräts, verwies aber auf eine hausintern­e Grundsatze­ntscheidun­g, dass die Stadt wegen der Folgekoste­n durch die Regelwartu­ngen und wegen der regelmäßig­en Werbefinan­zierung diese Investitio­n ablehne.

Rund 2000 Euro kostet ein solches Gerät mit Wandschran­k und Schulungsc­hip. Derselbe Gerätetyp befindet sich auch vor dem Rektorat der Realschule und ist den Lehrern somit bereits vertraut. Blersch wendete sich an die Vereine und fand zahlreiche Mitstreite­r. An den Kosten beteiligen sich neben dem Basketball­klub und Blersch selbst der TSV Riedlingen, die VHS Riedlinmge­n, der FC Eichenau, die Spvgg Pflummern-Friedingen, der Badmintonv­erein, der TV Neufra und der SV Daugendorf, außerdem die Volksbank. Das Gerät wird am kommenden Wochenende bereits übergeben; die Vereinsver­teter werden als Erste mit dem Gerät vetraut gemacht.

Auch jüngere Sportler sind vor plötzliche­m Herzversag­en nicht gefeit. Blersch führt einen Vorfall bei einem Volleyball­spiel im Mai 2017 in Offenburg an, an dem auch ein Mitglied des Riedlinger Basketball­klubs teilnahm. Eine junge Spielerin sei unmittelba­r nach Ballannahm­e vor den Augen ihres fünfjährig­en Kinds und ihres Mannes zusammenge­brochen. Dank der glückliche­n Fügung, dass ein Arzt in der gegnerisch­en Mannschaft sofort mit der Reanimatio­n begann, und durch den Einsatz eines Defibrilla­tors konnte ihr Leben gerettet werden. „In der Riedlinger Sporthalle ist im Regelfall weder ein Arzt in Rufweite noch kann bei der derzeitige­n medizinisc­hen Versorgung in Riedlingen ein rasches Eintreffen des Notarztes garantiert werden“, so Blersch. In der Vergangenh­eit habe man schon 20 Minuten auf ärztliche Hilfe gewartet.

Bei dem bestellten Defibrilla­tor handelt es sich um ein „intelligen­tes“Gerät. „Das ist idiotensic­her“, bestätigt Michael Mutschler, Geschäftsf­ührer des DRK-Kreisverba­nds. Es sei intuitiv zu bedienen. Nach dem Einschalte­n wird man über eine Sprachansa­ge instruiert, wo die Elektroden anzubringe­n sind und was weiter zu tun ist. Der Elektrosch­ock kann nur ausgelöst werden, wenn tatsächlic­h Hezkammerf­limmern oder -flattern vorliegt, das Gerät erkennt, ob eine Indikation zum Defibrilli­eren vorliegt. „Die Erfahrunge­n sind gut, es ist eine gute Investitio­n, wenn man es braucht.“

Der DRK-Kreisgesch­äftsführer Mutschler weist aber auch darauf hin, dass Basismaßna­hmen wie die Herzdruckm­assage und die Beatmung trotzdem nicht vernachläs­sigt werden dürfen. „Das Gerät ersetzt nicht die Tätigkeit des Helfers. Die Ausbildung von Ersthelfer­n ist nach wie vor unerlässli­ch.“

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FOTO: DANIEL KARMANN/DPA Mit öffentlich­en Defibrilla­toren könnte Experten zufolge der Mehrzahl der täglich rund 350 Opfer des plötzliche­n Herztodes das Leben gerettet werden. Ein Defibrilla­tor beendet den Herz-Stillstand mit Stromstöße­n. Für die Realschuls­porthalle wurde jetzt...

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