Eine Frage der Höhe
Debatte um den Blaubeurer Bahnsteig – Verkehrsministerium schaltet sich ein
BLAUBEUREN (sz) - Wie hoch wird nun der Bahnsteig in Blaubeuren? 55 oder 76 Zentimeter? In der Debatte mit der Deutschen Bahn um den Ausbau des Bahnhofs bekommt die Stadt Blaubeuren nun Unterstützung vom baden-württembergischen Verkehrsministerium. Im Bahnverkehr müsse weitreichende Barrierefreiheit hergestellt werden, teilte das Ministerium nach einem Gespräch zwischen Blaubeurens Bürgermeister Jörg Seibold und MinisteriumsAmtschef Uwe Lahl am Dienstag schriftlich mit.
In der Region Ulm seien bislang alle Bahnsteigmodernisierungen auf eine Höhe von 55 Zentimeter vorgenommen worden, heißt es weiter. Auch die Fahrzeuge des zukünftigen Betreibers Hohenzollerische Landesbahn auf der Blautalbahn zwischen Ulm und Ehingen/Munderkingen werden auf diese Höhe optimiert sein. Auch die Bahnstation Blaubeuren soll demnach mit rund 2,5 Millionen Euro aus dem Bahnhofsmodernisierungsprogramm des Landes mit 55 Zentimeter hohen Bahnsteigen barrierefrei ausgestattet werden. Seit vergangenem Jahr stockte die bereits weit fortgeschrittene Planung, weil die Bahn im Fall Blaubeuren auf die Umsetzung des neuen Bahnsteighöhenkonzeptes des Bundes und der DB verwiesen hatte. Darin vorgesehen: Ein weitgehender Umbau aller Bahnhöfe bundesweit auf 76 Zentimeter hohe Bahnsteige – die Höhe für den Fernverkehr. Zu den zukünftigen Zügen im Blautal hätten jedoch die hohen Bahnsteige nicht gepasst. Auf der eingleisigen, nicht-elektrifizierten Donautalbahn, an der Blaubeuren liegt, werde auf absehbare Zeit kein einziger Fernverkehrszug fahren, so Amtschef Lahl: „Es wäre deshalb ein Schildbürgerstreich, an diesem Bahnhof mit Landesmitteln ein Hindernis für Fahrgäste aufzubauen statt Barrierefreiheit herzustellen.“Die aktuelle Diskussion habe bereits zu einer höchst ärgerlichen Verzögerung des Vorhabens geführt, heißt es in der Mitteilung.
Auswirkung auf Regio-S-Bahn
Dies habe auch Auswirkungen auf die geplante Regio-S-Bahn Donau-Iller, da die Ertüchtigung des Bahnhofs Blaubeuren für eine Verbesserung des Taktfahrplans auf dieser Strecke erforderlich ist. Das länderübergreifende (Baden-Württemberg und Bayern) Projekt Regio-S-Bahn Donau-Iller soll das ÖPNV-Angebot im Großraum Ulm und in der umliegenden Region verbessern. Durch die Ablehnung des Landes sei die Bahn vor Kurzem von ihren Plänen abgerückt und habe nun zugesagt, dass die Bahnsteige in Blaubeuren – wie ursprünglich geplant – mit einer Höhe von 55 Zentimetern gebaut werden. „Ich bin froh, dass es durch unsere Intervention gelungen ist, dass sich die DB von ihren Plänen zum Bau von Fernverkehrsbahnsteigen in Blaubeuren verabschiedet hat“, betonte Lahl.
Für den Blaubeurer Bürgermeister Jörg Seibold ist wichtig, dass nun für die Ertüchtigung des Bahnhofes in der Stadt am Blautopf die Signale wieder auf „grün“stehen. Er freut sich über das im Verkehrsministerium erzielte Ergebnis: „Eine für Blaubeuren inhaltlich kaum sinnvolle, maßnahmenverzögernde und kostensteigernde Planänderung ist nun hoffentlich vom Tisch. Jetzt könnte es am Blaubeurer Bahnhof losgehen.“