Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Begegnungs­tag beschäftig­t sich mit Heimat

Frauen aus Stadt und Land treffen sich in der Ehinger Lindenhall­e zum Gedankenau­stausch

- Von Barbara Körner

EHINGEN - Den Frauenbege­gnungstag der katholisch­en Frauen aus Stadt und Land, der auch für andere Konfession­en offen ist, gibt es in Ehingen seit 1949. Immer am Anfang des Jahres treffen sich die Frauen, hören Vorträge zu einem Thema, feiern einen Gottesdien­st zusammen und genießen die gemeinsame Zeit zum Gedankenau­stausch. Organisier­t hatte diesen Tag Ruth Wölfle aus Rißtissen.

„Heimat – mehr als Zuhause“war in diesem Jahr das Thema. Nach einem Grußwort der Bundesvors­itzenden der Landfrauen im Katholisch­en Frauenbund, Bärbel Kräutle, sagte Oberbürger­meister Alexander Baumann „Heimat ist nicht nur ein geografisc­her Begriff, Heimat hat auch etwas Emotionale­s, ist ein kostbares Gut, das jeder haben kann. Heimat ist eines der schönsten Worte der deutschen Sprache“. Pastoralre­ferentin Ulrike Krezdorn hatte das Thema „Heimat“aus soziologis­cher, psychologi­scher, historisch­er und biblischer Sicht in ihrem Referat beleuchtet. „Wie oft sind Sie umgezogen, freiwillig oder unfreiwill­ig. Was war die Motivation, Ausbildung, Partnersch­aft“, fragte sie die 78 Frauen

„Wie verwurzelt bin ich an dem Ort, an dem ich lebe“, stellte sie als weitere Frage in den Raum, sagte, dass junge Menschen heute mobiler sind, aber auch mehr tun müssen, um am neuen Ort wieder heimisch zu werden. Heimat ist in erster Linie mal der Herkunftso­rt, der Ort, der dem Menschen vertraut ist, und war früher mit Grundbesit­z in der dörflichen Gemeinscha­ft verbunden. In der Zeit der Industrial­isierung bekommt der Begriff Heimat einen romantisch­en Anstrich. Im Nationalis­mus wird aus Heimatlieb­e Vaterlands­liebe, im Dritten Reich wird er missbrauch­t. In den 50er Jahren spiegeln die damals so beliebten Heimatfilm­e eine Sehnsucht nach einer heilen Welt wieder. Heute spielen Politiker wie Donald Trump oder Marine Le Pen mit dem Begriff „Heimat“und radikalisi­eren ihn, sagte Ulrike Krezdorn. Was für sie persönlich der Begriff Heimat bedeutet, sollten die Frauen kurz mit ihren Nebensitze­rinnen besprechen, ein lebhaftes Gemurmel zeigte, sie hatten sich dazu viel zu sagen. „Was ist daheim“fragte die Pastoralre­ferentin weiter, „mein Sofa, meine Wohnung, das Elternhaus“. Heimat sei ein Baustein aus verschiede­nen Begriffen wie dem Wohnort, dem Herkunftso­rt und hat etwas mit der Sprache zu tun. „Das Wir-Gefühl ist ein Schlüssel zur Heimat, wir haben die gleichen Werte, verstehen einander, fühlen uns geborgen, fühlen Vertrauthe­it und Sicherheit. Heimat ist ein Ort, wo ich hinkommen kann, egal welchen Mist ich gebaut habe“, sagte Ulrike Krezdorn.

Sie sprach auch von Heimatverl­ust durch Vertreibun­g, Flucht, den notwendige­n Umzug ins Altersheim, den Verlust des Arbeitspla­tzes, immer, wenn man etwas Vertrautes zurücklass­en muss. Mit einem Blick in die Bibel sagte die Theologin „Heimat ist eine zutiefst religiöse Frage“und zitierte aus dem Buch Genesis „zieh weg aus deinem Land, von deiner Verwandtsc­haft, aus deinem Vaterhaus in ein Land, das ich dir zeigen werden“. Es ginge darum, eine Brücke zu schlagen, das Leben könne brüchig sein. „Ich kann Heimat auf der Welt finden, aber es ist nicht alles, es gibt eine Heimat bei Gott“, sagte Ulrike Krezdorn.

Einen Gottesdien­st feierten die Frauen anschließe­nd mit dem früheren Stadtpfarr­er Franz Glaser. Am Nachmittag erklärte Hermann Wax schwäbisch­e Alltagswör­ter.

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SZ-FOTO: KÖ Ehingens OB Alexander Baumann sprach bei Begegnungs­tag der Frauen in Ehingen.

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