Die Mitleidsmasche der organisierten Bettlerbanden
Die Polizei und die Stadtverwaltung warnen - Spenden erhöhen Abhängigkeit
ULM (sz) - Sie sehen ärmlich aus, hocken auf dem Boden und halten die Hand auf – professionelle Bettler, die von mitleidsvollen Passanten Geld einzusammeln. Die Polizei und die Stadtverwaltung warnen vor solchen Banden, die derzeit wieder in den Ulmer Fußgängerzonen verstärkt unterwegs seien.
In einer jetzt veröffentlichten gemeinsamen Erklärung heißt es, zur Schau gestellte Behinderungen und ein ärmliches Auftreten sollten gezielt Mitleid erwecken. Gerade in der Adventszeit werde so an die Spendenbereitschaft appelliert. Polizei und Stadt raten zu „Vorsicht und gesunder Skepsis“.
Hinter der Mitleidsmasche stecken nach Einschätzung der Polizei zumeist organisierte Banden. Das von den Bettlern eingesammelte Geld werde ihnen von Hintermännern regelmäßig wieder abgenommen, die Bettler selbst bekämen dafür meist nur Essen, Trinken und einen Schlafplatz. Die Münzen landeten bei den Clanchefs. Je „erfolgreicher“ein Bettler, umso geringer sei seine Chance, aus diesem Kreislauf wieder heraus zu kommen.
Neben der Ulmer Polizei schreitet auch die Stadt mit dem Kommunalen Ordnungsdienst gegen die Bettelbanden ein. Sie erteilt Platzverweise, hin und wieder werde auch das erbettelte Geld beschlagnahmt – was zuweilen bei Passanten auf Unverständnis stößt.
Petra Loser von den Bürgerdiensten der Stadt hält dem entgegen: „Von diesen Spenden profitierten die Bettelnden nicht. Im Gegenteil verstärkt man durch solche Spenden noch deren Abhängigkeit und unterstützt ein System, das gerade die Ärmsten ausbeutet.“
Ulm steht mit dem Problem nicht alleine da: Auch in Freiburg treten in jüngster Zeit vermehrt Bettlerbanden auf. Diese kommen wegen der Grenznähe oft aus Frankreich, wie eine Sprecherin der Stadt sagte. Die Polizei sieht vor allem eine Zunahme bei den Bettelbetrügern. Diese seien mit Klemmbrettern unterwegs und geben vor, Geld für caritative Zwecke zu sammeln, sagte eine Sprecherin. In der Breisgau-Metropole drohen Strafen von bis zu 500 Euro..
Wer gezielt spenden will, dem empfehlen Stadt und Polizei, sich über anerkannte, förderungswürdige, Spenden sammelnde Organisationen zu informieren beim Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen in Berlin, Telefon 030/839001-0, www.dzi.de.