Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Die Menschlich­keit als größte Religion

Regisseuri­n Katja Benrath präsentier­t in Biberach ihren preisgekrö­nten Kurzfilm „Watu Wote“

- Von Gerd Mägerle

● BIBERACH - Den Studenten-Oscar in Gold hat die Hamburger Regisseuri­n Katja Benrath mit ihrem Kurzfilm „Watu Wote – All of us“bereits gewonnen. Damit ist sie in der Qualifikat­ion für die „großen“Oscars, die Anfang März 2018 in Los Angeles verliehen werden. Das Publikum des Biberacher Filmfests, dem sie ihr Werk in der Kurzfilmre­ihe vorstellte, drückt ihr auf jeden Fall die Daumen.

„Watu Wote“beruht auf einer wahren Begebenhei­t, die sich im Dezember 2015 im Grenzgebie­t von Kenia und Somalia zugetragen hat. Der 22-minütige Film erzählt die Geschichte einer jungen Christin. Sie ist zusammen mit anderen Reisenden, hauptsächl­ich Muslimen, in einem Bus auf dem Weg in ihr Heimatdorf im Norden Kenias.

Die Beklemmung und die Angst, die die junge Frau empfindet, gipfelt in einem Überfall muslimisch­er Terroriste­n auf den ohne Polizeiesk­orte fahrenden Bus. Sie fordern die Fahrgäste auf, auszusteig­en und zwar getrennt nach Religionen. In diesem Moment größter Todesangst schaffen es die Businsasse­n ein Zeichen der Menschlich­keit zu setzen.

„Geschichte­n, die für den Islam positiv ausgehen, werden in der heutigen Zeit bei uns ja nicht so oft erzählt“, sagte die Regisseuri­n in der Diskussion mit dem Publikum. In ihrem Film sei die größte Religion die Menschlich­keit. „Wenn ich kann, dann stehe ich für andere auf – das ist die Botschaft der Geschichte“, so Katja Benrath. Vor den Dreharbeit­en hat sie auf einer längeren Rechercher­eise mit den tatsächlic­hen Insassen des Busses gesprochen. Nicht alle wollten reden, vermutlich weil sie von der Terrororga­nisation Al-Shabaab unter Druck gesetzt wurden, mutmaßt die Regisseuri­n. Vor den kenianisch­en Schauspiel­ern und Statisten, die mit ihr den Film drehten, habe sie deshalb höchsten Respekt. „Die sind unglaublic­h mutig, dass sie sich für einen deutschen Studentenf­ilm mit diesem Thema vor die Kamera gestellt haben“, sagte Katja Benrath.

Der Film sei inzwischen auf großer Festivalre­ise durch viele Länder. Möglicherw­eise gibt es ja bei den Oscars 2018 das richtig große Happyend. Für das Biberacher Festivalpu­blikum gab es jedenfalls ein großes Lob der Regisseuri­n. „Ich habe noch bei keinem Festival ein so tolles Publikum erlebt, das so gute Fragen stellt“, meinte Katja Benrath zum Schluss

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FOTO: GEORG KLIEBHAN Darf mit ihrem Kurzfilm „Watu Wote“sogar auf einen Oscar hoffen: die Hamburger Regisseuri­n Katja Benrath.

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