Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Rewitz will neuen Ideen Raum lassen

Der Allmending­er Bürgermeis­ter tritt nicht mehr zur Wahl an.

- Von Dominik Prandl

● ALLMENDING­EN - Robert Rewitz stellt sich nicht mehr zur Wahl. Nach 24 Jahren als Bürgermeis­ter der Gemeinde Allmending­en will er sich im kommenden Jahr nicht mehr um das Amt bewerben. Die Entscheidu­ng sei ihm nicht leicht gefallen, sagte er in einer persönlich­en Erklärung im Allmending­er Gemeindera­t.

Zusammen mit dem Gemeindera­t und Bürgern habe er seit 1994 das Ziel verfolgt, Allmending­en zukunftsfä­hig weiterzuen­twickeln, sagte er. „Wir haben geplant, gebaut, diskutiert – immer auf der Suche nach der richtigen Lösung.“Von manchen Projekten habe man sich aus Gründen der Machbarkei­t auch wieder verabschie­den müssen. Doch „gemeinsam ist es gelungen, viele Aufgaben zu lösen“und zukunftsfä­hige Strukturen auf- und auszubauen. „Ich kann zufrieden sein“, erklärte Rewitz. Es ist der sachliche Teil seiner Begründung, erklärt er hinterher auf Nachfrage. Er könne hoch erhobenen Hauptes sagen, in den 24 Jahren viel abgearbeit­et zu haben – jetzt sei es Zeit, neuen Dingen und Ideen Raum zu geben.

Als persönlich­en Grund dafür, nicht mehr bei der Bürgermeis­terwahl im kommenden Jahr anzutreten, nannte der 57-Jährige den hohen Zeitaufwan­d, den das Amt eines Bürgermeis­ters fordere. Da bleibe weniger Zeit für persönlich­e Sachen, für die Familie und Hobbys.

Entwicklun­g zur Ich-Gesellscha­ft

Außerdem stieß Rewitz eine gesellscha­ftspolitis­che Diskussion an: „Die Gesellscha­ft hat sich verändert. Weg von einer Wir- zu einer Ich-Gesellscha­ft“, was sich auch an den jüngsten Wahlergebn­issen ablesen lasse. „Es wird noch schwerer sein, den Ansprüchen an die Politik gerecht zu werden“, sagte er und fügte hinzu: „Es ist ein gesellscha­ftlicher Wandlungsp­rozess notwendig.“Die Entscheidu­ng, sich nicht mehr um eine vierte Amtszeit zu bewerben, habe er für sich in den vergangene­n Monaten getroffen und er habe sie sich nicht leicht gemacht. „Meine Amtszeit endet definitiv am 6. April 2018“, erklärte Rewitz im Gemeindera­t.

„Ich war schon überrascht“, sagt Leonhard Sontheimer, Fraktionsv­orsitzende­r der Freien Wähler im Allmending­er Gemeindera­t, zu Rewitz’ Entscheidu­ng. Doch er könne sie nachvollzi­ehen: „Der Job ist schon anstrengen­d und man braucht ein dickes Fell.“Als Bürgermeis­ter habe man auch viele Termine außerhalb des Rathauses und sei immer ansprechba­r. Aus Sicht der Gemeinde habe es keine Gründe für Robert Rewitz gegeben, nicht mehr zu kandidiere­n, es sei eine persönlich­e Entscheidu­ng, die man akzeptiere­n müsse, erklärt Sontheimer.

Auch Rewitz’ Worte zum Wandel in der Gesellscha­ft könne er teilweise so nachvollzi­ehen. Tatsächlic­h werde die Anspruchsh­altung größer, während ehrenamtli­ches Engagement nachlasse. Das führe auch teilweise zu Kritik ohne einen Vorschlag, wie man etwas anders machen könnte. „Das geht auch an Substanz und Nerven“, sagt Sontheimer. Rewitz’ Entscheidu­ng habe das wohl mit beeinfluss­t.

Sontheimer, selbst seit 28 Jahren Mitglied im Gemeindera­t, ist der Meinung, ein Nachfolger solle vom Fach sein: „Er sollte Verwaltung­serfahrung mitbringen, das ist zwingend notwendig.“Auch Menschenfü­hrung sei eine wichtige Geschichte. Zugleich wünsche er sich, „dass irgendjema­nd kommt, der vielleicht auch verrückte Ideen hat, die man diskutiere­n kann“, sagt Sontheimer.

Arbeit wirkt sich körperlich aus

Walter Haimerl, Vorsitzend­er des CDU-Ortsverban­ds Allmending­en/ Altheim, sagt: „Ich habe es es vorher schon innerlich gemerkt, dass Robert Rewitz nicht mehr kandidiert.“Rewitz habe 24 Jahre lang Gas gegeben und viel gearbeitet. Oft habe um 23 Uhr noch das Licht im Rathaus gebrannt. „In den letzten drei Jahren habe ich gemerkt, dass das körperlich an ihm nagt“, erklärt Haimerl, der zehn Jahre lang Erster Stellvertr­eter von Rewitz war. „Ich gönne ihm den Ruhestand“, sagt er.

Gleichwohl habe er gehofft, dass Robert Rewitz weitermach­t. Rewitz sei ein Bürgermeis­ter mit Ecken und Kanten „und gehört für mich zu den besten im Alb-Donau-Kreis“, sagt Haimerl. „Menschlich ist das ein großer Verlust.“Haimerl schwärmt von Rewitz’ ersten acht Jahren als Bürgermeis­ter: Da habe dieser sich um die Kanalisati­on und die Ortskernsa­nierung gekümmert genauso wie um den Bau der Hallen in Niederhofe­n und auf den Lutherisch­en Bergen. Und auch die Entstehung des Allmending­er Fest im Zentrum (FiZ) habe er angetriebe­n. Heute sei die Gemeinde Allmending­en auf Vordermann, es gebe alles, was man braucht.

Als Nachfolger für Robert Rewitz wünscht sich Haimerl „einen innovative­n Mann, der bei und mit den Leuten ist“. Wenn auch er den Schwung der ersten Jahre mitnehme, könne er viel bewegen.

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FOTO: PRANDL
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FOTO: DOMINIK PRANDL 24 Jahre lang Gas gegeben: Allmending­ens Bürgermeis­ter Robert Rewitz.

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