Agrarbiologe wirbt bei Vortrag darum, Grünflächen länger blühen zu lassen
Rund 30 Zuhörer lauschten den Ausführungen zur Wegrandpflege in Schelklingen
● SCHELKLINGEN - Für mehr blühende Pflanzen am Wegesrand, an Bachufern und in Privatgärten hat Diplom-Agrarbiologe Hans-Peter Seitz im Schelklinger Rathaus geworben. Blumen sieht er als einen Faktor, um den Rückgang an Bienen und Insekten insgesamt aufzuhalten. Das Mulchen von Randstreifen erfolgt seiner Meinung nach zu oft und auch zu früh. „Da wächst und blüht nichts mehr“, beklagte Seitz. Er ist Mitarbeiter im Landratsamt in der Unteren Naturschutzbehörde. Er meinte bei dem Vortrag am Freitagabend vor 30 Zuhörern, er sei privat da, um keine Überstunden aufschreiben zu müssen.
Hans-Peter Seitz beklagt, dass gemähtes Gras auf öffentlichen Flächen liegen bleibt und zu Abfall wird, anstatt in einer Biogasanlage als Rohstoff zum Einsatz zu kommen. Gerne würde er auf öffentlichen Kleinflächen Ziegen weiden sehen. Er sprach sich gegen Kahlschläge bei alten Bäumen aus, die noch Jahrzehnte lang als Schattenspender dienen könnten. Außerdem beklagte er die Komplettentfernung von Hecken und auch unsachgemäßen Schnitt, wodurch Sträucher verletzt würden und letztlich wilder austreiben. „Wo sollen die Singvögel hin“, fragte Seitz. Er hat mit dem E-Bike eine Rundfahrt im Stadt- und Kreisgebiet unternommen und zeigte Fotos, darunter vom Ackern bis an den Straßenrand, sodass fast kein Platz für einen Grünstreifen mit Blumen mehr bleibt.
Die Klagen von Hans-Peter Seitz lösten auch Gegenargumente aus der Zuhörerschaft aus, zu der neben Ratsmitgliedern, auch Landwirte und Lohnunternehmer gehörten. Die Zeiten sind vorbei, hieß es, in denen die Oma mit dem Rechen das Gras am Wegesrand einsammelte und Ziegen solche Kleinflächen beweiden. Das Einsammeln durch den Lohnunternehmer würde sicher doppelt so hohe Kosten auslösen, sagte einer. Zu nahes Ackern an die Straße würde von der Mehrheit der Landwirte abgelehnt, weil es dem Straßenkörper schadet. „Die Verwaltung müsste sich trauen, solche Fälle zu ahnden“, sagte ein Landwirt. In der Diskussion kam heraus, dass Landwirte Grünstreifen, die ihnen nicht gehören, aber gerne dezimieren oder mulchen, weil ein Keim, der Mutterkorn verursache, auf dem Gras haften könne. Der Referent, der sich als „früher Grüner, heute Bunter“bezeichnete, warf gegenüber Bürgermeister Ulrich Ruckh die Idee einer Pflegekonzeption auf.