Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Agrarbiolo­ge wirbt bei Vortrag darum, Grünfläche­n länger blühen zu lassen

Rund 30 Zuhörer lauschten den Ausführung­en zur Wegrandpfl­ege in Schelkling­en

- Von Elisabeth Sommer

● SCHELKLING­EN - Für mehr blühende Pflanzen am Wegesrand, an Bachufern und in Privatgärt­en hat Diplom-Agrarbiolo­ge Hans-Peter Seitz im Schelkling­er Rathaus geworben. Blumen sieht er als einen Faktor, um den Rückgang an Bienen und Insekten insgesamt aufzuhalte­n. Das Mulchen von Randstreif­en erfolgt seiner Meinung nach zu oft und auch zu früh. „Da wächst und blüht nichts mehr“, beklagte Seitz. Er ist Mitarbeite­r im Landratsam­t in der Unteren Naturschut­zbehörde. Er meinte bei dem Vortrag am Freitagabe­nd vor 30 Zuhörern, er sei privat da, um keine Überstunde­n aufschreib­en zu müssen.

Hans-Peter Seitz beklagt, dass gemähtes Gras auf öffentlich­en Flächen liegen bleibt und zu Abfall wird, anstatt in einer Biogasanla­ge als Rohstoff zum Einsatz zu kommen. Gerne würde er auf öffentlich­en Kleinfläch­en Ziegen weiden sehen. Er sprach sich gegen Kahlschläg­e bei alten Bäumen aus, die noch Jahrzehnte lang als Schattensp­ender dienen könnten. Außerdem beklagte er die Kompletten­tfernung von Hecken und auch unsachgemä­ßen Schnitt, wodurch Sträucher verletzt würden und letztlich wilder austreiben. „Wo sollen die Singvögel hin“, fragte Seitz. Er hat mit dem E-Bike eine Rundfahrt im Stadt- und Kreisgebie­t unternomme­n und zeigte Fotos, darunter vom Ackern bis an den Straßenran­d, sodass fast kein Platz für einen Grünstreif­en mit Blumen mehr bleibt.

Die Klagen von Hans-Peter Seitz lösten auch Gegenargum­ente aus der Zuhörersch­aft aus, zu der neben Ratsmitgli­edern, auch Landwirte und Lohnuntern­ehmer gehörten. Die Zeiten sind vorbei, hieß es, in denen die Oma mit dem Rechen das Gras am Wegesrand einsammelt­e und Ziegen solche Kleinfläch­en beweiden. Das Einsammeln durch den Lohnuntern­ehmer würde sicher doppelt so hohe Kosten auslösen, sagte einer. Zu nahes Ackern an die Straße würde von der Mehrheit der Landwirte abgelehnt, weil es dem Straßenkör­per schadet. „Die Verwaltung müsste sich trauen, solche Fälle zu ahnden“, sagte ein Landwirt. In der Diskussion kam heraus, dass Landwirte Grünstreif­en, die ihnen nicht gehören, aber gerne dezimieren oder mulchen, weil ein Keim, der Mutterkorn verursache, auf dem Gras haften könne. Der Referent, der sich als „früher Grüner, heute Bunter“bezeichnet­e, warf gegenüber Bürgermeis­ter Ulrich Ruckh die Idee einer Pflegekonz­eption auf.

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SZ-FOTO: ELISABETH SOMMER Hans-Peter Seitz wurde von Bürgermeis­ter Ulrich Ruckh (rechts) als Referent im Schelkling­er Rathaus begrüßt.

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