Erpressung mit vergifteter Babynahrung
Fünf Fälle in Friedrichshafen – Unbekannter fordert Millionen – Polizei bittet um Mithilfe
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KONSTANZ - Ein Unbekannter sorgt am Bodensee für Angst. Mit vergifteten Lebensmitteln versucht der Verdächtige von deutschen Supermärkten, Drogerien und Konzernen eine zweistellige Millionensumme zu erpressen, laut „Bild“-Zeitung handelt es sich um zehn Millionen Euro. In Friedrichshafen wurden fünf vergiftete Gläschen Babynahrung in fünf Geschäften gefunden. Dies teilte die Polizei Konstanz am Donnerstag mit. Nach aktuellem Stand gehen die Ermittler davon aus, alle betroffenen Gläser entdeckt und aus dem Verkehr gezogen zu haben, jedoch umfasse die Drohung nicht nur Babynahrung. „Der Erpresser hat gedroht, 20 verschiedene Lebensmittel zu vergiften“, erklärte Alexander Boger, der Leitende Oberstaatsanwalt der zuständigen Staatsanwaltschaft Ravensburg, bei der Pressekonferenz.
Unternehmen aus dem gesamten Bundesgebiet sollen betroffen sein, Bezüge ins europäische Ausland könnten nicht ausgeschlossen werden. Die fünf betroffenen Geschäfte in der Stadt am Bodensee waren in einer Erpresser-E-Mail benannt worden. Konkrete Unternehmen erwähnten die Ermittler allerdings nicht. In dem Schreiben, das der Erpresser den Konzernen und auch der Polizei schickte, wurde außerdem angekündigt, Produkte in Lebensmittelund Drogeriemärkten im Inund Ausland zu manipulieren. Diese wolle er mit einer Substanz vergiften. Polizeivizepräsident Uwe Stürmer sagte: „Wir nehmen diese Drohung sehr ernst.“Er sprach von einem „sehr skrupellosen Täter“.
Um den Fall zu klären, wurde die Sonderkommission „Apfel“mit circa 220 Ermittlern ins Leben gerufen. Eine internationale Fahndung nach dem Erpresser, vor allem in Österreich und der Schweiz, läuft. Die Behörden veröffentlichten ein Foto des Tatverdächtigen. Auch ein Video von einer Überwachungskamera liegt vor. Es handele sich um einen etwa 50 Jahre alten Mann mittlerer Größe mit schlanker, sportlicher Statur, sagte Stürmer. Der Mann habe, „eventuell zur Tarnung“, wie Stürmer sagte, eine Brille getragen. Besonders auffällig sei ein weißer Sohlenrand an den Sportschuhen des Abgebildeten. „Bei dem Mann handelt es sich sehr wahrscheinlich um den Giftausbringer“, sagte der Polizeivizepräsident.
Bei der verwendeten Substanz soll es sich um Ethylenglykol handeln. Ethylenglykol ist bei Raumtemperatur eine farblose Flüssigkeit, die leicht süßlich schmecke. Der Verzehr kann lebensbedrohlich sein. Die Polizei bat Kunden um Vorsicht und Aufmerksamkeit. Es drohten „sehr ernsthafte Gesundheitsgefahren bis hin zum Tod“, sagte ein Polizeisprecher. Die bei der Pressekonferenz ebenfalls anwesende Ministerialrätin Petra Mock vom Verbraucherschutzministerium in Stuttgart erklärte: „Ordnungsgemäß verpackte Lebensmittel in Glasverpackungen haben üblicherweise einen Deckel, der nach innen gewölbt ist aufgrund des Vakuums.“Beim Öffnen, beispielsweise von Babynahrung, höre man ein Klacken. Darauf gelte es zu achten. Die Menschen sollten bereits in Geschäften auf manipulierte Produkte achten, um im Fall der Fälle das Verkaufspersonal informieren. Sollte man zu Hause bei Produkten Verdacht schöpfen, müsse unbedingt die Polizei informiert werden. Es gebe aber keinen Grund für Panik und Hysterie.
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