Die Schattenseiten des Wiley
Bürger haben am Neu-Ulmer Wohnbegiet einiges auszusetzen
(sz) - Es steht nicht gut um Neu-Ulms Wohngebiet Wiley, vertraut man den vielen Wortmeldungen bei der Bürgerversammlung in der Hochschule Neu-Ulm. Lärm, zu schnelle Autos, wildes Parken, unzureichende Radwege, zu wenig Gerät für Trendsportarten und vieles mehr wurden von den Bürgern teils heftig kritisiert.
Dabei hatte es die Verwaltung so gut gemeint mit dem jüngsten Stadtteil, wie der Oberbürgermeister und seine Abteilungsleiter den knapp einhundert abendlichen Besuchern erklärten. Das Wiley sei hervorragend mit Radwegen an die Innenstadt angeschlossen, und auch der Öffentliche Personennahverkehr funktioniere gut, trug Stadtbaudirektor Markus Krämer vor. Nun entstehe gar noch eine Lärmschutzwand zur Memminger Straße hin. Tobias Frieß, Fachbereichsleiter Öffentlicher Lebensraum, pries den jüngst eröffneten Stadtteilplatz an, der jetzt bespielt werden könne. Der Wasserspielplatz werde demnächst ausgebessert. Ein Versuch mit neuen Tempo-30-Piktogrammen in der Edisonallee sei angelaufen.
Doch manchen Bewohner plagten andere Sorgen. Im Peter-BieblPark an der Elsa-Brandström-Straße liegt ein für Jugendliche angelegter, überwiegend und vor allem bis in die Nacht hinein aber von Erwachsenen genutzter Basketballplatz. Der Lärm sei auf Dauer nicht auszuhalten, klagte eine Anwohnerin. Empörend fand sie vor allem, dass die Spieler von außerhalb kämen, wie sich an geparkten Autos ablesen lasse.
„Chaos“herrscht nach Feststellung einer Beobachterin an Wochenendpartys auf der Freifläche hinter der Hochschule. Zurück blieben zerbrochene Flaschen und allerlei anderer Unrat. Der Oberbürgermeister will „mal schauen, ob wir am Basketballplatz was machen können und auch mal mit der Uni reden“. Die Polizei jedenfalls plädiert dafür, die Ruhezeiten einzuhalten und will „noch mal verstärkt Kontrollen aufnehmen“.
Natürlich wird laut der Klagen zahlreicher Bewohner überall im Wiley zu schnell gefahren und die Regel „Rechts vor Links“kaum beachtet. Die Polizei spricht von drei Prozent der Autofahrer, die das Tempolimit nicht einhalten, was von der Versammlung mit großer Heiterkeit zur Kenntnis genommen wurde. Das Thema, erklärte Oberbürgermister Noerenberg, komme im Wiley immer wieder hoch.
Die Schuldigen aber seien stets die Bewohner, was ihm mancher im Saal bestätigte. Autos werden abgestellt, wo es den Fahrern gerade passt. Nicht nur an Abenden, in denen die Ratiopharm-Arena bespielt werde, sei alles dicht. „Sollen wir die Falschparker anzeigen?“– wie es in Ulm schon passiere, fragte eine Bürgerin. Das gehe durchaus in Ordnung, sagte die Polizei, „aber Sie müssen dann als Zeugin zur Verfügung stehen“.
Weit ausholend beklagte ein junger Mann, dass für Trendsportarten zu wenig getan werde. Schließlich aber wünschte er sich lediglich ein paar „Klimmzugstangen“. Die er längst haben können, sagte Noerenberg, wenn er ihm das gesagt hätte. Überhaupt sei er für neue Ideen zu „nicht organisierten Sportarten“immer zu haben. „Bringen Sie uns weitere Vorschläge.“
Es gab auch sehr Versöhnliches an diesem unruhigen Abend. Wolfgang Bittner gratulierte dem Oberbürgermeister nachträglich zum Geburtstag, überreichte ihm einen Miniwasserturm und bat, das große Original im Wiley einer nützlichen Verwendung zuzuführen, jedenfalls zu erhalten. Und ein Bewohner des Glenn-Miller-Wegs bedankte sich artig für die verbesserte Beleuchtung seiner Straße.