Wolf wanderte aus Niedersachsen zum See
DNA-Abgleich gibt Aufschluss – Landtag debattiert über Rückkehr der Tiere
STUTTGART - Der Wolf, der Anfang Juli zwei Wochen durch BadenWürttemberg streifte, stammt aus Niedersachsen. Das sagte Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) am Donnerstag im Stuttgarter Landtag. Das Tier war Ende Juni in Überlingen gesichtet und später tot aus dem Schluchsee geborgen worden. Der Wolf galt im Land seit 1847 als ausgerottet. Seit 2015 gab es vier Sichtungen. Ein Wolf verschwand spurlos, zwei wurden überfahren, der vierte starb nun im Wasser.
Laut Untersteller stammt das Tier aus der Region Schneverdingen. Dort fanden Experten seine Losung und bestimmten die DNA. Ein Abgleich mit der des Schluchsee-Wolfes brachte die Übereinstimmung. Der Wolf wanderte offenbar aus dem Norden bis zum Bodensee. Für den Minister ein Beleg, dass sich die Tiere in Gebieten mit vielen Straßen und dichter Bebauung wohlfühlen.
Genau um diese Frage ging es im Landtag „Wollen wir den Wolf, und findet er die Bedingungen hier, die er benötigt?“, formulierte Friedrich Bullinger (FDP). Für ihn ist die Antwort klar – und lautet „Nein“. Landwirte, Viehzüchter, Jäger und Bewohner der ländlichen Gebiete blickten skeptisch auf eine Rückkehr, so Bullinger. Denn sollten sich Wölfe auf Dauer wieder im Land ansiedeln, drohten erhebliche Schäden. Frankreich etwa zahlte 2015 Entschädigung für rund 9000 Schafe, die von Wölfen gerissen wurden.
Auch die AfD würde den Wolf lieber nicht wieder begrüßen. „Ein Paar Wölfe braucht 2,5 Nationalparks von der Größe des Schwarzwalds, um ungestört leben und jagen zu können“, so Udo Stein. Da es so große unbewohnte Flächen im Land nicht gebe, komme es unweigerlich zu Konflikten mit dem Menschen.
Das sehen sowohl die oppositionelle SPD als auch CDU und Grüne anders. „Der Wolf kommt, ob wir wollen oder nicht“, sagte Raimund Haser (CDU). Noch sei aber kein einziges Tier im Land heimisch. In Niedersachsen und ostdeutschen Bundesländern leben rund 400 Tiere. Bislang ist seit der Rückkehr der Wölfe in Deutschland kein Fall bekannt, in dem ein Wolf einen Menschen attackiert hat. Außerdem erlauben Gesetze, die eigentlich streng geschützten Wölfe abzuschießen – wenn sie zur Bedrohung werden.
Untersteller betonte, das Land sei gut auf den Wolf vorbereitet. Unter anderem testen Naturschützer und Züchter Methoden, um Herden vor Wölfen zu schützen. Jede Sichtung werde sofort geprüft und an die Betroffenen weitergemeldet. Und: Tierhalter pflegten ebenso die Wacholderheide auf der Alb wie die Täler des Schwarzwaldes – deshalb sei das Land auf sie angewiesen. „Aber der Wolf ist nicht deren größtes Problem. Wer solche Viehzüchter unterstützen will, sollte regionales Fleisch kaufen“, betonte der Minister.