Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Wenn Schwalben und Fagott um die Wette zwitschern

Sommerlich­e Heiterkeit beim Orchesterk­onzert unter Manfred Honeck im Wolfegger Rittersaal

- Von Katharina von Glasenapp Freut sich über die Staufermed­aille: Manfred Honeck, Leiter der Wolfegger Konzerte.

WOLFEGG – „Man riecht den Sommer, wenn man herkommt, und die Welt wird heiter!“Mit diesen Worten dankte Manfred Honeck für die Überreichu­ng der Staufermed­aille, mit der der künstleris­che Leiter der Internatio­nalen Wolfegger Konzerte für sein Wirken in nun 21 Jahren geehrt wurde. Auch die Werke von Haydn und Mozart im anschließe­nden Orchesterk­onzert brachten sommerlich­e Heiterkeit.

Eva Meschenmos­er hatte in Vertretung für Ministerpr­äsident Kretschman­n Honecks Verdienste und seine Treue zu Wolfegg gewürdigt, die er bei allen internatio­nalen Verpflicht­ungen als Musikdirek­tor des Pittsburgh Symphony Orchestra und als Gastdirige­nt zahlreiche­r Orchester bewahrt habe.

In herzlicher Verbundenh­eit mit dem Fürstenpaa­r gab Honeck den Dank sogleich an das Fürstenhau­s Waldburg-Wolfegg und alle Aktiven in Freundeskr­eis, Gemeinde und Schloss zurück: „Der Dank gebührt dem ganzen Festival!“Entspreche­nd spiegelte das Programm des Orchesterk­onzerts im vollbesetz­ten Rittersaal in seiner Festlichke­it diese Freude am gemeinsame­n Wirken wider und bildete mit einer Solokantat­e von Bach auch eine Klammer zur bewegenden Interpreta­tion der JohannesPa­ssion am Sonntag.

Joseph Haydn ist bekannt für seinen Witz und seine Entdeckerf­reude, in der „Schöpfung“aber auch für seine plastische­n Schilderun­gen der Natur. All das arbeitet Honeck mit dem Staatsorch­ester Stuttgart heraus – dem Klangkörpe­r, dem er bis 2011 als Generalmus­ikdirektor verbunden war. Honeck liebt die starken Akzente und Kontraste, wie auch schon die kurze Ouvertüre zur Oper „Armida“zeigt. Mit ihrer bewegliche­n und wunderbar natürlich fließenden Sopranstim­me verkörpert Christina Landshamer in den beiden Arien aus der „Schöpfung“den Erzengel Gabriel, der die Fülle der Pflanzen und die Kraft der Vögel besingt: Ideal für einen Sommeraben­d nach einem Gewitter, wenn die Schwalben im Innenhof im Wettstreit mit dem trillernde­n Fagott zwitschern.

Einem jubilieren­den Gesang mit schier unendliche­m Atem in großen Bögen und reichen warmen Klangfarbe­n gleicht auch das Spiel des Oboisten Kai Frömbgen in Mozarts Oboenkonze­rt KV 314. Er lässt hören, dass

Manfred Honeck, Leiter der Wolfegger Konzerte, bei seiner Auszeichnu­ng mit der Staufermed­aille bei Mozart alles aus dem Geist der Oper und des Musikdrama­s kommt, phrasiert fein, ausdrucksv­oll im Adagio und variantenr­eich im Finale. In drei Solokadenz­en weitet er den Tonraum mit zahlreiche­n Feinheiten nochmals aus, souverän, doch ohne Effekthasc­herei.

Seine Zugabe, eine sparsam begleitete Sinfonia aus einer der Bachkanta- ten, bildet die Verbindung zur BachSoloka­ntate „Ich bin vergnügt in meinem Glücke“für Sopran, Oboe und kleines Orchester. Auch hier stimmen Ausdruck und Ausstrahlu­ng aufs Beste zusammen. Die zweite Arie „Ich esse mit Freuden mein weniges Brot“gleicht einem Freudentan­z im Zusammensp­iel von Sopran, Oboe, Soloviolin­e und Generalbas­s.

Hatte Manfred Honeck das Orchester bis dahin zur farbenreic­hen Begleitung der Solisten animiert, so durfte es in der abschließe­nden „Militärsym­phonie“Hob. I:100 in aller Pracht auftrumpfe­n: Schwingend im Tempo, mit strahlende­n Trompeten, die den Orchesterk­lang in der Akustik des Rittersaal­s allerdings fast dominieren, und fein gearbeitet­en Streichern glänzt der erste Satz. In die klassische Harmoniemu­sik der Holzbläser und die lieblichen Streicherm­otive brechen im langsamen Satz die Fanfaren und Schlagwerk­er. Als schließlic­h zum wieselflin­ken Finale zwei Musiker durch den Mittelgang mit Becken, großer Trommel und Triangel aufmarschi­eren, war das Publikum erst recht begeistert.

„Der Dank gebührt dem ganzen Festival!“

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